Wales gegen Belgien: Drachen fürchten keine Teufel

Die walisischen Teamspieler David Edwards and Sam Vokes suchten Ablenkung am Strand von Dinard.
Die walisischen Teamspieler David Edwards and Sam Vokes suchten Ablenkung am Strand von Dinard.(c) REUTERS (GONZALO FUENTES)
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Belgien sinnt heute in Lille gegen Wales, eine Art Angstgegner, auf Revanche und bangt um Eden Hazard. Der walisische Superstar Gareth Bale philosophiert über wichtige Tore.

Wales hat sich bei dieser Europameisterschaft bereits viel Respekt erarbeitet. Für Belgien ist das heutige Viertelfinale ein Wiedersehen mit einem Angstgegner. In der EM-Qualifikation setzte es für die Roten Teufel eine 0:1-Niederlage, am Freitag soll die Revanche gelingen. Die Belgier werden von vielen als ein ernst zu nehmender Titelkandidat eingestuft, Wales aber hat sich zum Ziel gesetzt, die Belgier zu entzaubern. Der belgische Teamchef weiß das, darum will er auch von einem durchaus möglichen Finaleinzug noch nichts hören. „Es wäre ein Traum“, ließ sich Marc Wilmots dann doch entlocken. „Aber noch sind wir davon weit entfernt.“

Im Halbfinale würde dann der Gewinner der Partie zwischen Polen und Portugal warten. Wilmots hat jedenfalls insgeheim schon weitergedacht. „Ich möchte im Finale lieber gegen Frankreich als gegen Island spielen.“ Diese beiden Teams treffen am Sonntag im letzten Viertelfinale in St. Denis aufeinander.

Bales Freiheiten

Marc Wilmots war in Frankreich bemüht, das Thema rasch wieder zu beenden. Der Teamchef versuchte die Konzentration möglichst rasch wieder auf Wales zu lenken. Vor allem auf deren Superstar, den Real-Madrid-Legionär Gareth Bale. Dennoch denkt Wilmots nicht daran, Bale eine Sonderbehandlung zukommen zu lassen. „Er agiert in einer freien Rolle. Einmal ist er auf dem Flügel, ein anderes Mal ist er im Sturm zu finden. Wir werden ihn nicht manndecken, sondern uns gemeinsam um ihn kümmern. Wir können nur erfolgreich sein, wenn wir im Kollektiv verteidigen“, erklärte der 47-Jährige. Marc Wilmots ist ein geradliniger Teamchef, schon als Spieler zeichnete ihn das aus. „Bei allem Respekt vor den Walisern“, meint er, „unser Ziel ist das Halbfinale.“

Wilmots sieht die erwähnte Auswärtsniederlage sowie das torlose Remis in der Qualifikation im Herbst 2014 in Brüssel gelassen. „Wir haben durch einen individuellen Fehler verloren und haben selbst viele Chancen gehabt“, erinnert Wilmots an das 0:1, bei dem Gareth Bale eine missglückte Rückgabe von Radja Nainggolan genützt hat. „Das war mein wichtigstes Tor für Wales. Es hat uns zur Euro gebracht“, betonte der Superstar. „Wir haben sie schon einmal geschlagen und hoffentlich tun wir es wieder. Dieser Sieg gab uns den Glauben, jede der großen Mannschaften schlagen zu können.“

Das dritte Spiel gegen Belgien innerhalb von eineinhalb Jahren nennt Bale das „wichtigste in der Geschichte des walisischen Fußballs“ seit dem WM-Viertelfinale 1958 mit der 0:1-Niederlage gegen Brasilien. „Jetzt aber ist unsere Zeit gekommen, um zu glänzen. Wir sind die einzig verbliebene Home Nation im Wettbewerb. Schon das ist ein Erfolg für sich. Wir sind sehr glücklich und stolz, die Flagge von Wales fliegen zu lassen.“

Die Waliser erwartet am Freitag ein richtiges Auswärtsspiel, denn gespielt wird in Lille. Die nordfranzösische Stadt ist nur 20 Kilometer von der belgischen Grenze entfernt. Bis zu 100.000 belgische Fans könnten die kurze Anreise auf sich nehmen. Für Eden Hazard wäre es ohnehin ein Heimspiel, er hat seine Profikarriere beim OSC Lille begonnen, sein Einsatz ist nach einer Oberschenkelzerrung allerdings fraglich. Abwehrchef Thomas Vermaelen ist gesperrt.


Wales: 1 Hennessey – 2 Gunter, 5 Chester, 6 A. Williams, 4 Davies, 3 Taylor – 7 Allen, 16 Ledley, 10 Ramsey -–11 Bale, 18 Vokes

Belgien: 1 Courtois – 16 Meunier, 2 Alderweireld, 15 Denayer, 5 Vertonghen – 4 Nainggolan, 6 Witsel – 11 Carrasco, 7 De Bruyne, 10 Hazard/14 Mertens – 9 R. Lukaku.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.07.2016)

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