BMW M2: Die Rückkehr der echten Spaßmaschine

Entschlossener Ausdruck, dahinter ein 370-PS-Turbo-Reihensechser: BMW M2.
Entschlossener Ausdruck, dahinter ein 370-PS-Turbo-Reihensechser: BMW M2.(c) Riedmann
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Einen kompakten Kraftlackl ist uns BMW schon lang schuldig geblieben. Der M2 holt das nach – wild, laut, schnell und überhaupt nicht erwachsen.

Ein mit der Stoppuhr belegter Beweis wäre nicht unbedingt notwendig gewesen – aber die Nordschleife in weniger als acht Minuten ist nun einmal ein Ritterschlag der Sportlichkeit. Bei 7:58,45 hat der M2 abgestempelt und damit das Eindringen der Kompaktsportler in das Habitat echter Renner zu verantworten. Unter dem Performance-Code M werden bei BMW traditionell beste Zutaten aus Hard- und Software zu feinen Menüs verdichtet. Zuletzt mit nicht unerheblichem Fettanteil – selbst die ehemals knackigen M3 und M4 sind längst Genussriegel, der Wohlstandsspeck ist nur noch mit Leistungseskapaden zu beschleunigen. Der in limitierter Stückzahl gefertigte M1 von 2011 stand im Verdacht, womöglich der letzte kompakte Pulstreiber gewesen zu sein, den uns BMW gönnen will.

Aber jetzt ist alles wieder gut. Der M2 macht volley weiter, wo der M1 aufgehört hat – und diesmal werden so viele gebaut, wie der Markt haben will. Technisch bedient er sich bei M3/M4: Alufahrwerk und Differenzialsperre sind Organspenden der großen Brüder, der kulturell wertvolle Reihensechser ebenfalls, wenn auch um einen Turbo ärmer. Der verbliebene presst immer noch rabiate 370 PS aus den drei Litern Hubraum, dazu saftige 500 Newtonmeter Drehmoment. Auf der im Radstand um zwölf Zentimeter gekürzten 3er-Plattform war eine obsessive Darstellung der Kraftmeierei angebracht, von BMW mit der zu erwartenden Häufung an Schwellungen und Gitterwerk am und im Blech umgesetzt. Wem die Lackfarbe Long Beach Blau schon zu laut ist, sollte die Maschine erst gar nicht anwerfen.

Die pubertäre Soundfontäne aus der Vierrohranlage wird sensible Gemüter erregen und Hunderln erschrecken. Es klingt also herrlich. Für aufrechte Maschinisten bietet BMW sechs Gänge per Hand, für etwas mehr als drei Tausender Aufpreis ein Doppelkupplungsgetriebe mit sieben Gängen.

So oder so liegt der M2 sauber in der Hand und folgt allen Kommandos abrupt und artig. Vor allem hängt er feinnervig am Gas und zieht gierig in obere Drehzahlregionen. Die Fahrprogramme heißen Comfort, Sport und Sport+. Eco kommt hier nicht vor, was in einem Auto dieser Gattung einfach nur ehrlich ist. Auch sonst schlägt rasch die Stunde der Wahrheit: Zwischen den Grenzen von fahrerischem Talent und technischer Leistungsfähigkeit des Autos ist womöglich mehr Platz als auf der Straße – ein sorgfältiges Heranarbeiten ist ratsam. Der M2 lässt in seiner ureigenen Agilität einen Takt zu, auf den sich der Fahrer nur einlassen muss. Dann peilt der kompakte Sportler mit tänzerischer Balance durch die Kurven, nimmt den Kraftüberschuss an der Hinterachse mit und macht dabei genau die Hetz, die inzwischen auf der Liste der bedrohten Arten stehen sollte. Wer es darauf anlegt, brennt Radierungen auf den Asphalt und macht seinen Reifenhändler glücklich. Der Pneuverschleiß sollte beim Kaufpreis von 65.450 Euro noch einkalkuliert werden. (pab)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.07.2016)

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