Zinshäuser: Private verkaufen lieber

Zinshaus in Wien
Zinshaus in WienDie Presse/Clemens Fabry
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Auf dem Wiener Zinshausmarkt machen sich neben Privatinvestoren zunehmend Projektentwickler breit. Ausländer interessieren sich kaum für den Markt.

Wien. Wer kann sich schon ein Zinshaus leisten? Die Beantwortung der Frage hängt stark davon ab, in welchem Wiener Bezirk man sich umschaut und in welchem Zustand das Haus ist. Wer ein Haus in der Innenstadt will, zahlt zwischen 3850 und 9000 Euro pro Quadratmeter, wie aus dem jüngsten Zinshaus-Marktbericht von EHL hervorgeht. Wer günstiger kaufen will, kann das innerhalb des Gürtels in Margareten (bis zu 2500 Euro) und außerhalb des Gürtels in Meidling (bis 1850) und Rudolfsheim-Fünfhaus (bis 1650 Euro pro Quadratmeter) tun.

Doch zahlt sich das aus? Das hängt vom Anlagehorizont ab. Je zentraler, desto geringer fällt die anfängliche Rendite aus. In der Innenstadt beläuft sie sich auf 1,5 bis 2,9 Prozent. „Der Großteil der Transaktionen bewegt sich in einem Renditebereich von 1,7 bis 4,1 Prozent“, stellt Michael Ehlmaier, Geschäftsführender Gesellschafter von EHL Immobilien, fest.

Die Preise dürften seiner Einschätzung nach weiter steigen, was dazu führt, dass sich spätere Käufer wohl mit noch geringeren Renditen zufriedengeben müssen. Gründe seien die anhaltende Niedrigzinspolitik, viel verfügbares Kapital, die aktuelle Verunsicherung durch den Brexit und das Bevölkerungswachstum in Wien.

Projektentwickler kaufen

Außerhalb des Gürtels sind die Renditen vielfach höher, vor allem dann, wenn Investitionen nötig sind. Das dürfte der Grund sein, warum zunehmend Projektentwickler auf dem Markt auftreten. „Diese suchen gezielt Objekte mit Ausbaupotenzial, da durch das steigende Preisniveau am Wohnungsmarkt in immer mehr Lagen, zum Beispiel in Meidling, Rudolfsheim-Fünfhaus und Ottakring, Dachgeschoßaufbauten und der Abverkauf in Eigentumswohnungen wirtschaftlich sinnvoll geworden sind.“

Laut dem Marktbericht von Otto Immobilien fanden sich die Privaten zuletzt eher auf der Verkäufer- als auf der Käuferseite. Die Nachfrage ausländischer Investoren hält sich indes in Grenzen. Die EHL-Experten führen das zum einen auf das komplexe Mietrechtsgesetz zurück, zum anderen auf die Tatsache, dass finanzstarke Investoren größere Volumina bevorzugten und solche kaum auf den Markt kämen. Doch dürfte das Transaktionsvolumen heuer den Vorjahreswert von 1,35 Mrd. Euro übertreffen. Je nach Lage sei ein Anstieg der Quadratmeterpreise um drei bis zehn Prozent zu erwarten.

Auch die Experten von Otto Immobilien konstatierten im Vorjahr einen Anstieg der Preise vor allem außerhalb des Gürtels, während in den teuren Gegenden der Deckel drauf sein dürfte. „Die niedrigsten Einstiegspreise sind zwar weiterhin in den Bezirken außerhalb des Gürtels zu finden, aber üblicherweise wird kein Zinshaus mehr unter 1000 Euro pro Quadratmeter veräußert“, sagte Eugen Otto, Eigentümer der Wiener Otto Immobilien Gruppe, kürzlich bei der Präsentation des Immobilien-Preisspiegels der Wirtschaftskammer.(b. l.)

(Print-Ausgabe, 11.07.2016)

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