Rudern: Wer händeringend um Wellen bittet

Magdalena Lobnig: erst die EM, jetzt Olympia.
Magdalena Lobnig: erst die EM, jetzt Olympia. (c) APA/HERBERT NEUBAUER
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Magdalena Lobnig, 26, gewann bei der EM in Brandburg sensationell Gold im Schweren-Einer. Deshalb ist sie zwar keineswegs Favoritin für Rio, „aber hoch motiviert“.

Rio de Janeiro. Ihr Wunsch klingt in der Ruderszene eigentlich als vollkommen verpönt, doch die Kärntnerin Magdalena Lobnig ersehnt sich für ihr Olympia-Rennen in Rio de Janeiro „bitte, bitte: hohe Wellen“. Die 26-Jährige gewann im Mai bei der EM in Brandenburg Gold im Schweren-Einer. Seitdem ist für sie alles anders, die Völkermarkterin träumt von Edelmetall – aber der Weg auf das Podest führt in Rios Lagune wohl erneut nur über extrem raue See.

2000 Meter umfasst ein Ruderrennen, und Lobnig weiß um alle Kniffligkeiten in dieser Hinsicht Bescheid. Start, Einsatz, Tempo, Schlagzahl, es ist alles wohl abgestimmt, individuell aufgebaut. Auch mit den lokalen Problemen puncto Wasserqualität will man sich beim Verband befasst haben, ob aber besondere Folien als Abdeckung eingesetzt werden, wollte Trainer Kurt Traer nicht verraten.

Lobnig besiegte im Mai Olympiasiegerin Miroslava Knapková (TCH), doch damit stieg auch das Interesse. Plötzlich galt sie als eine der großen Rio-Hoffnungen.

Die Erwartung

Dass sie eine Wiederholung der Null von London 2012 verhindern kann, steht außer Frage – nur kommt es wie in allen anderen Sportarten auch auf Tagesform, Wind, Wetter, Wellen – und das Nervenkostüm an. Im Juni zeigte Platz fünf beim Weltcup in Posen schon wieder, wie schnell sich Hoffnungen in Ärger verwandeln. Aber letztlich sei alles nur Übung für den großen Auftritt in Brasilien, der Vorlauf steigt am Samstag, 6. August. Also machte sich Lobnig zuletzt rar – und trainierte eifrig.

Es wird in der Szene erwartet, dass Emma Twigg (NZL), Kim Brennan (AUS), Knapková und vielleicht Lobnig um Medaillen rudern, ein vierter Platz wäre in diesem Fall freilich unbedankt. Sie gleicht mögliche Mankos bei Kraft und Ausdauer mit Technik aus, spielerisch sogar, schenkt man ÖRV-Sportdirektor Norbert Lambing Glauben.

Die ÖRV-Flotte ist erstmals seit 2004 wieder bei Olympia vertreten. Neben Lobnig läuft ein Zweier mit den Brüdern Bernhard und Paul Sieber aus. Lobnig wäre die erste Österreicherin, die eine Olympiamedaille gewinnt. Das letzte Edelmetall datiert aus 1992: In Barcelona ruderten Arnold Jonke und Christoph Zerbst umjubelt zu Silber. (fin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.07.2016)

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