Hans Roth: „Wenn ich Papierfetzen sehe, hebe ich sie auf“

Hans Roth
Hans Roth(c) Christian Jungwirth
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Der steirische Unternehmer Hans Roth hat in den vergangenen 30 Jahren mit Saubermacher einen internationalen Entsorgungskonzern aufgebaut. Heute sammelt die Firma Müll in neun verschiedenen Ländern.

Eigentlich sollte es anfangs nur eine „Nebenbeschäftigung“ für seine Frau Margarete sein, sagt Saubermacher-Chef Hans Roth über die Anfänge seines Entsorgungsunternehmens. „Sie war damals Lehrerin und hatte am Nachmittag Zeit, sich darum zu kümmern.“ Damals, das war im Jahr 1979, als Saubermacher mit fünf Mitarbeitern und einigen im Familienbetrieb vorhandenen Lkw begann, Müll für Gemeinden im oststeirischen Bezirk Feldbach abzutransportieren. Inzwischen ist aus Saubermacher ein Konzern mit rund 3400 Mitarbeitern und einem jährlichen Umsatz von fast 240 Millionen Euro geworden.

Und er ist für die „Presse“-Wahl der „Österreicher des Jahres“ nominiert. „Die Idee hatte ich schon mehrere Jahre in der Schublade. Wir haben in der Familie ja immer geschaut, was wir in der Region Neues machen können“, so der Vater dreier Söhne. Den Grundstein für alles hatte der elterliche Betrieb in Gnas gelegt – ein Gemischtwarengeschäft mit 20 Mitarbeitern. „Dort haben wir von der Wurstsemmel bis zum Zement alles verkauft. Auch eine Tankstelle haben wir bereits betrieben.“ Zusammen mit seinem Bruder Rudi Roth erweiterte Hans Roth in den 70er-Jahren sukzessive das Geschäft. Ein Heizölhandelsgeschäft samt Tankstellennetz und ein Baustoffhandel wurden aufgezogen. In diesen beiden Bereichen war Hans Roth bis in die frühen 90er-Jahre aktiv tätig.

Saubermacher wurde währenddessen von seiner Frau Margarete geführt – ab den frühen 80er-Jahren jedoch hauptberuflich. Seit rund 20 Jahren konzentriert sich Roth nun aber voll und ganz auf das Geschäft mit dem Müll. Seither expandierte das Unternehmen nicht nur in andere Bundesländer, sondern auch über die österreichischen Grenzen.

Heute sammelt, sortiert und verwertet das steirische Unternehmen den Müll von rund 1600 Gemeinden und 40.000 Betrieben in Österreich, Slowenien, Ungarn, Tschechien, Bulgarien, Rumänien, Kroatien, Serbien, Mazedonien. Etwa 30 Prozent des Umsatzes werden heute im Ausland erzielt.

Österreich war Vorreiter

Geholfen hat Saubermacher bei diesem rasanten Wachstum auch die heimische Müllgesetzgebung. International sei Österreich bei strengen Müllgesetzen ein Vorreiter gewesen, so Roth. Dieses Know-how war im Ausland ein entscheidender Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz. Allerdings war Saubermacher auch hierzulande seiner Zeit manchmal voraus. „Wir haben schon probeweise Papier- und Glasbehälter aufgestellt, als die Trennung dieser Stoffe noch nicht verpflichtend war. Ich habe gewusst, dass sich die Politik mit solchen Gesetzen schwertut, wenn sie nicht weiß, ob es auch wirklich funktioniert.“

Mit der Natur sei er aufgrund seiner ländlichen Herkunft zwar immer schon verbunden gewesen, meint Roth. Inzwischen sei er jedoch ein durch und durch ökologisch denkender Mensch. „Wenn ich beim Spazierengehen Papierfetzen sehe, dann hebe ich sie auf.“ Daher wolle er auch immer wieder „Symbole“ für mehr Umweltschutz setzen. So sammelte der Extremsportler Wolfgang Fasching bereits im Auftrag von Saubermacher Müll auf dem Mount Everest. Und mehrere Müll-Lkw des Unternehmens fahren inzwischen mit Erdgas, um CO2 einzusparen. „Unser Ziel ist ja, sie irgendwann mit Biogas zu betreiben.“ Denn Biogas kann auch aus biogenem Müll erzeugt werden.

Rückschläge gab es in der Unternehmensgeschichte bisher kaum. Am ehesten trifft dies auf den im letzten Moment abgeblasenen Börsengang im Jänner 2008 zu. Aufgrund des bereits getrübten Klimas am Finanzmarkt fanden sich zu wenige Investoren für die Aktie. „Ich möchte diese Zeit der Vorbereitung auf den Börsengang aber dennoch nicht missen. Wir haben viel gelernt und sind auch wesentlich professioneller geworden“, meint der 62-jährige Roth heute im Rückblick. Außerdem ist das Thema für ihn noch nicht abgehakt. Wenn die Krise vorüber ist, wolle man wieder über einen Börsengang nachdenken.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.09.2009)


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