Elisabeth Sobotka: Viel Musikalität, Glück Teamgeist und Cleverness

(c) Bregenzer Festspiele
  • Drucken

Kulturelles Erbe: Die Bregenzer Festspielintendantin, Elisabeth Sobotka, ist eine energische Frau mit einer großen Liebe zur Oper. Ioan Holender schlug sie zur „Ritterin“.

Wien. Wer Elisabeth Sobotka einmal abseits von Interviews erlebt hat, zum Beispiel in der Findungskommission für die Chef-Suche an einer mittelgroßen Bühne, kann etwas lernen. Sie spricht nicht viel, aber was sie sagt, hat Hand und Fuß. Und sie kennt, so scheint es, ihre Kollegen in aller Welt. Sobotka wurde 1965 in Wien geboren. Ihre Karriere baute sie zielstrebig auf, glückliche Fügungen rasch nutzend – und wenn es schwierig war, hielt sie durch.

Sobotka studierte Musikwissenschaft, danach arbeitete sie im Betriebsbüro der Salzburger Festspiele und bei der Jeunesse. Der frühere Staatsoperndirektor Ioan Holender vertraute ihr 1994 die Position der Chefdisponentin an. „Die ist belastbar“, soll er gesagt haben. Holender galt nicht gerade als umgänglicher Vorgesetzter. Mindestens ebenso schwierig aber ist es in einem Repertoire-Haus, Besetzungen zu organisieren und bei Ausfällen rasch zu reagieren. Man muss nicht nur über Sänger Bescheid wissen, die Partien beherrschen und wie gut sie diese beherrschen, man muss erstklassige Kontakte haben, von vertiefter Kenntnis der Werke und der Inszenierungen ganz zu schweigen. Ein harter Job also. Sobotka hielt sich acht Jahre bei Holender und in der Staatsoper. Das war schon der Ritterschlag. 2002 wurde sie Operndirektorin bei Stardirigent Daniel Barenboim und Regisseur Peter Mussbach an der Staatsoper Unter den Linden in Berlin. Von 2009 bis 2014 leitete Sobotka die Grazer Oper, wo sie modernen Regiestil und musikalische Qualität verband.

Das ist in der Oper nicht so einfach, das Publikum ist noch immer konservativer als im Schauspiel. Sobotka punktete auch mit schwer zu realisierenden Werken wie Wagners „Meistersingern“ und Richard Strauss' „Frau ohne Schatten“. Mit Stefan Herheim gewann sie einen Regisseur aus der ersten Liga der jüngeren Generation. Er brachte in Graz während ihrer Direktionszeit „Carmen“, „Rusalka“, „Manon“ heraus – und auch „Hoffmanns Erzählungen“ in Bregenz im ersten Jahr von Sobotkas Festspielintendanz am Bodensee. Mittlerweile hat sie sich auch dort etabliert und wird von der Kritik viel gelobt. Manche sehen sie schon als Nachfolgerin von Dominique Meyer in der Staatsoper – als erste Chefin dieses ehrwürdigen Instituts. Verheiratet ist Sobotka mit dem Dirigenten Michael Boder, mit ihm hat sie einen Sohn. Sie selbst stammt aus einer Großfamilie, kennt sich daher mit dem Balancieren von Eigenheiten und Stimmungen anderer aus. Sie wirkt wie jemand, der sich sachlich und gut durchsetzen kann.

„Kunst kann einen verändern“

„Aufregung muss sein!“, sagte sie 2014 im „Presse“-Interview: „Die Kunst kann einen verändern, einen ärgern oder einen amüsieren. Aber es ist immer die Verbindung mit etwas Lebendigem.“ Lebendig wirkt auch Sobotka, als Programmacherin, als Gesprächspartnerin. Früher, als das noch nicht politisch unkorrekt war, hätte man gesagt, sie vereint die guten Eigenschaften eines Mannes mit jenen einer Frau: Selbstbewusstsein, Cleverness und Teamgeist.


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.