Ein Leben nach dem Tod - als Chatbot

(C) Chatbot Roman/Eugenia Kuyda
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Bei einem tragischen Unfall kam Eugenia Kuydas bester Freund ums Leben. Sie wollte seiner auf ganz besondere Art gedenken und noch einmal mit ihm reden können.

Nach dem Tod einer geliebten Person haben viele Angehörige meist nur einen Wunsch: Noch einmal mit diesem zu reden. Sagen zu können, was vielleicht unausgesprochen blieb. Ähnliche Gedanken hatte auch Eugenia Kuyda, als sie ihren besten Freund verlor. Er starb im November 2015. Im Alter von 34 Jahren, er wurde von einem Auto in Moskau überfahren. Freunde überlegten nach seinem Tod, wie man Roman Mazurenkos gedenken könnte. Kuyda hielt nichts von In-Memoriam-Webseiten und Fotobüchern und begann, ihn virtuell wieder auferstehen zu lassen. Als Chatbot.

Mazurenko war auf Facebook, Twitter und Instagram nicht sehr aktiv, aber die Entwicklerin konnte auf einen großen Fundus an SMS und E-Mails zurückgreifen. Auf The Verge erzählt die Journalistin Casey Newton ausführlich über die Beziehung der beiden zueinander und darüber, was für ein Mensch Roman Mazurenko war. Und sie erzählt die Geschichte von Eugenia Kuyda und ihrem Wunsch, noch einmal mit ihrem besten Freund sprechen zu können.

Nicht jeder war von dem Chatbot begeistert

Die Entwicklerin arbeitete mit ihren Kollegen in ihrem Startup, das auf Künstliche Intelligenz (KI) spezialisiert ist, an der Erschaffung von "Roman". Der Chatbot wurde gefüttert mit den SMS und Kurznachrichten, um schlussendlich so zu schreiben wie es der echte Roman getan hätte.

Im Mai 2016 war der Chatbot fertig, aber nicht jeder aus dem Umfeld des Verstorbenen war begeistert von der Idee: "Ja, es sind Romans Phrasen. Aber es ist schwer, diese Antworten von einem Programm zu lesen". Einige der Freunde hingegen nutzen den Chatbot, um über die Probleme des Alltags zu sprechen.

Ethische Grundfragen bislang ungeklärt

Seit fünf Monaten ist der Chatbot nun verfügbar und Eugenia zieht gegenüber The Verge eine erste Bilanz: "Auch wenn es keine reale Person ist, ist es ein Platz, wo sie diese Sachen sagen konnten. Sie können es sagen, wenn sie sich einsam fühlen".

Technisch sei das laut Eugenia vor einem Jahr noch nicht möglich gewesen. Dennoch werfen der Chatbot und die rasante Entwicklung im KI-Bereich ethische Fragen auf. Will man, dass nach dem Tod die eigenen Nachrichten, SMS, E-Mails für die Entwicklung eines Programms genutzt werden. Bräuchte es dafür nicht grundsätzlich die Zustimmung der Person zu Lebzeiten? Fragen, die man sich in den kommenden Jahren vermehrt wird stellen müssen. Nur, weil etwas technologisch möglich ist, muss es nicht auch umgesetzt werden.

>>> Hier geht's zum ausführlichen Bericht auf The Verge.

(bagre)

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