Bühnenstars, selbst gemacht

(c) APA (Roland Schlager)
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Seit fast zehn Jahren gibt es das Studierendentheater „Stuthe“. Fehlendes Geld wird mit Engagement und Kreativität wettgemacht. Nächste Premiere: „Treibgut“.

Der Weg zum Oscar ist weit, das Studium der Theaterwissenschaft eher trocken. In den überfüllten Hörsälen versuchen nicht nur Professoren, sich während der Einführungsvorlesungen Gehör zu verschaffen: Das Studierendentheater, kurz „Stuthe“ genannt, buhlt alljährlich im Herbst um Nachwuchs für ihre Projekte. Seit beinahe einem Jahrzehnt bietet „Stuthe“ Laiendarstellern und Möchtegern-Regisseuren die Möglichkeit, sich an Theaterproduktionen zu versuchen. Von der Beschaffung notwendiger Requisiten, der Auswahl der Schauspieler bis zum Kleben von Werbeplakaten wird alles selbst gemacht. Geld gibt es dafür keines.

Wie ein derartiges Projekt trotzdem funktionieren kann? „Durch Spaß an der Sache“, meint Martin Thomas Pesl. Der 26-jährige „Stuthe“-Chef ist seit dem Beginn im Jahr 1999 dabei und macht „eigentlich alles“. Neben Schauspielerei, Lesungen der eigenen Texte und Produktionsmithilfe ist er seit mittlerweile zwei Jahren im Vorstand aktiv. Und das, obwohl er nicht mehr zur Riege der Studenten gehört. Zuletzt stand er mit der „Stuthe“ im Mai auf der Bühne: „Shakespeares sämtliche Werke – leicht gekürzt“ war ein „erstaunlich guter Erfolg“, meint er – auch in finanzieller Hinsicht. Für den Verein eine gute Möglichkeit, neue Projekte zu planen.

Denn fehlendes Geld macht so manchen Plan schnell wieder zunichte. Der Verein bekommt keine regelmäßigen Förderungen. Momentan muss um jedes Projekt einzeln angesucht werden. In Zeiten der Wirtschaftskrise ist das besonders schwierig. Denn wenn gespart wird, so Martin Pesl, dann erst einmal bei der Kulturförderung. Ähnlich problematisch gestaltet sich die Suche nach geeigneten Proberäumen und Theatern. So fanden die ersten Aufführungen noch in Hörsälen statt. Bis heute wird zeitweise noch in den Wohnungen der Beteiligten geprobt.

Kein Geld, viel Engagement

Der angespannten finanziellen Lage zum Trotz bleibt „Stuthe“ jedoch dem Grundanspruch treu, die Kartenpreise niedrig zu halten, da das Publikum hauptsächlich aus Studenten besteht. Außerdem sind sie es, die hauptsächlich im Verein tätig sind: „Niemand muss bei uns über eine fertige Schauspielausbildung verfügen“, betont Pesl. Trotzdem will der Verein ernst genommen werden. Denn was an Geld und Formalbildung fehlt, wird durch Engagement und Leidenschaft wieder wettgemacht. Wer eine Idee umsetzen möchte, bekommt die Chance dafür, muss dann allerdings auch viele Stunden Arbeit in Kauf nehmen.

Wem eine Theaterproduktion dann doch zu viel Aufwand ist, kann sich zumindest an einer Lesung versuchen oder an einem der angebotenen Workshops teilnehmen. Trotz dieser Vielfalt an Möglichkeiten, die „Stuthe“ bietet, ist die Situation für den Verein nicht immer einfach. „Seit einem Jahr ist das freie Plakatieren auf der Straße nicht mehr erlaubt, was für einen kleinen Verein wie uns schwierig ist. Größere Vereine haben ein größeres Budget und bezahlen fünfzig Euro für eine Plakatstelle, für uns kommt so etwas nicht infrage“, sagt Pesl. Ausgewichen wird deshalb auf Lokale und Büchereien, wo die Werbemittel aufliegen. Die Folge: „Stuthe“ bewegt sich unter der öffentlichen Wahrnehmungsgrenze. „Es gibt so viele Theater, und dann heißt es ,Studententheater‘ – das wird nicht ernst genommen“, klagt er.

Trotzdem scheint sich das Projekt aufgrund des Engagements seiner Mitwirkenden auszuzahlen. Für die Zukunft wünschen sie „Stuthe“ vor allem eines: mehr Geld. Denn von Probeorten und Büroräumen wird derzeit nur geträumt. Das nächste Projekt ist trotzdem schon in Ausarbeitung: Die Uraufführung von „Treibgut“ soll im Dezember stattfinden. [Illustration: Nina Schuster]

www.stuthe.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.09.2009)

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