Der frühere SS-Mann Oskar Gröning wurde wegen Beihilfe zu hunderttausenden Morden zu vier Jahren Haft verurteilt.
Das Urteil gegen den früheren deutschen SS-Mann Oskar Gröning ist laut seinem Anwalt rechtskräftig: Der "Buchhalter von Auschwitz" leistete Beihilfe zu hunderttausenden Morden.
Damit bestätigte der deutsche Bundesgerichtshof (BGH) erstmals eine Verurteilung wegen Beihilfe zum massenhaften Mord in einem nationalsozialistischen Vernichtungslager höchstrichterlich. Gröning war im Juli 2015 in einem der letzten großen Auschwitz-Prozesse vom Landgericht Lüneburg (Niedersachsen) zu vier Jahren Haft verurteilt worden. Er hatte eingeräumt, das Geld der verschleppten Juden verwaltet und die Ankunft der Transporte mit beaufsichtigt zu haben. Das Gericht wertete das als Beitrag zum Funktionieren der nationalsozialistischen Tötungsmaschinerie. Gegen das Urteil legten Gröning selbst sowie mehrere Nebenkläger Revision ein.
Mit dem Karlsruher Beschluss wäre der Weg frei, auch anderen hochbetagten Handlangern des NS-Regimes in Deutschland den Prozess zu machen. Jahrzehntelang wurden am Holocaust Beteiligte nicht zur Verantwortung gezogen, weil sie zwar Rad im Getriebe waren, aber nicht selbst getötet hatten.
Eine Wende leitete erst das Münchner Urteil gegen den früheren Sobibor-Aufseher John Demjanjuk von 2011 ein. Aber dessen Verurteilung wegen Beihilfe zum Mord an 28.000 Juden wurde nie rechtskräftig, weil Demjanjuk vorher in einem Pflegeheim starb.
Ob Gröning ins Gefängnis muss, hängt von seiner Gesundheit ab.
"Es war kein Wachtraum, ein lebender Toter stand mir gegenüber. Hinter ihm waren im nebligen Dunkel Dutzende anderer Schattenwesen zu erahnen, lebende Skelette." Als die ersten sowjetischen Soldaten am frühen Nachmittag des 27. Jänner 1945 das KZ Auschwitz erreichen, bietet sich ihnen ein Bild des Grauens. Wie der Soldat Jakow Wintschenko später schildern wird, sind sie darauf nicht vorbereitet: "Wir fragten uns, wozu all die Baracken, die Schornsteine und die Räume mit den Duschen gedient hatten, die einen seltsamen Geruch verströmten. Ich dachte an ein paar Tausend Tote – nicht an Zyklon B und das Ende der Menschlichkeit." (c) imago stock&people (imago stock&people) Im größten Vernichtungslager der Nationalsozialisten wurden mehr als eine Million Menschen ermordet. Nur etwa 7000 Menschen erlebten die Befreiung des Lagers. (c) imago/ZUMA/Keystone (imago stock&people) April 1940: SS-Chef Heinrich Himmler ordnet den Bau eines KZ in der besetzten südpolnischen Stadt Oswiecim an. Auschwitz ist zunächst als Lager für Polen gedacht, die sich der Besatzungsmacht widersetzen. Am 14. Juni 1940 trifft der erste Transport mit 728 politischen Häftlingen ein.Im Herbst 1941 wird im benachbarten Dorf Birkenau (Brzezinka) mit dem Bau eines zweiten Lagers begonnen. Der Komplex umfasst schließlich drei Haupt- und 48 Nebenlager. Auschwitz-Birkenau allein hat eine Höchstbelegung von etwa 100.000 Menschen. (c) imago stock&people (imago stock&people) Im September 1941 wird dort erstmals das Gas Zyklon B zur Tötung von sowjetischen Kriegsgefangenen eingesetzt. Lagerkommandant Rudolf Höß schreibt später in Haft eine Autobiografie: "Ich muß offen sagen, auf mich wirkte diese Vergasung beruhigend, da ja in absehbarer Zeit mit der Massenvernichtung der Juden begonnen werden mußte, und noch war weder Eichmann (Adolf, Leiter des Referats für „Juden- und Räumungsangelegenheiten“, Anm.) noch mir die Art der Tötung dieser zu erwartenden Massen klar. Durch Gas sollte es wohl sein, aber wie und was für ein Gas? Nun hatten wir das Gas und auch den Vorgang entdeckt." Im Sommer 1942 beginnt die Massenvernichtung von Juden durch Zyklon B. (c) imago stock&people (imago stock&people) Zusammengepfercht in Viehwaggons, oft nach tagelanger Fahrt ohne Nahrung, kommen die Opfer in Auschwitz an. Direkt an der Rampe werden sie von Ärzten „selektiert“: „Arbeitsfähige zur Zwangsarbeit - Kinder, Alte und Kranke zum Tod in die als Duschräume getarnten Gaskammern. Häftlinge müssen die Leichen in den Krematorien oder im Freien verbrennen. Tag und Nacht steigt Rauch über dem Lager auf. Das größte Krematorium in Auschwitz hat eine „Verbrennungskapazität von circa 2000 Leichen in 24 Stunden“. (c) imago stock&people (imago stock&people) Von den Gefangenen, die nicht sofort getötet werden, stirbt ein großer Teil durch Krankheit, Hunger, Folter, Kälte oder Exekution.Die meisten der Opfer sind Juden aus dem von Nazi-Deutschland besetzten Europa, davon schätzungsweise 11.000 aus Österreich. Außerdem werden rund 70.000 nicht-jüdische Polen, 21.000 Roma und Sinti, 15.000 sowjetische Kriegsgefangene und Gefangene vieler anderer Nationen ermordet. (c) imago stock&people (imago stock&people) Während die Menschen im Lager ermordet und gefoltert werden, entspannen sich rund 30 Kilometer entfernt SS-Offiziere mit ihren Familien im SS-Erholungsheim Solahütte. (c) EPA (U.s. Holocaust Memorial Museum /) Im Oktober 1944 zerstören Gefangene bei einem Aufstand eines der Krematorien. Der anschließende Fluchtversuch von etwa 250 Häftlingen scheitert, –alle werden getötet.>> "Mit nichts einen Aufstand gemacht" (c) Ho New / Reuters Im Winter 1944/1945 rücken die sowjetischen Truppen immer näher. Die Nazis versuchen nun, ihre Spuren zu verwischen. Sie zerstören in Auschwitz Gaskammern und Krematorien und treiben die Gefangenen, die noch gehen können, in Todesmärschen nach Westen. (c) imago/United Archives Internatio (imago stock&people) Als die Sowjettruppen Auschwitz erreichen, finden sie hinter dem Stacheldraht Berge von Leichen und nur wenige Überlebende. Für die Schwächsten unter ihnen kommt jede Hilfe zu spät, sie starben in den Tagen nach der Befreiung an Krankheit oder Unterernährung.>> Bericht eines Überlebenden: "Bei Befreiung wog ich 37 Kilo" (c) Ho New / Reuters Über eine Million Kleidungsstücke, 80.000 Schuhe und sieben Tonnen Menschenhaar lassen die sowjetischen Soldaten die Dimensionen der Vernichtung erahnen. (c) EPA (Wiener Library) Lagerkommandant Höß wird am 2. April 1947 in Warschau zum Tode verurteilt und 14 Tage später vor seiner ehemaligen Residenz in Auschwitz gehängt. (c) imago stock&people (imago stock&people) Im selben Jahr entsteht im ehemaligen KZ eine Gedenkstätte. "Dieser Ort sei allezeit ein Aufschrei der Verzweiflung und Mahnung an die Menschheit", heißt es auf einem der Denkmäler. Bei Jüngeren kommt diese Mahnung offenbar immer weniger an: In einer Umfrage im Jahr 2012 konnte jeder Fünfte unter den 18- bis 29-jährigen Deutschen mit dem Begriff "Auschwitz" nichts anfangen.(kron) (c) REUTERS (IREK DOROZANSKI) Auschwitz-Befreiung: ''Es war kein Wachtraum'' (APA/dpa)
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