Stefan Wallner hört auf, wenn es am schönsten ist

Stefan Wallner, (noch) grüner Bundesgeschäftsführer.
Stefan Wallner, (noch) grüner Bundesgeschäftsführer. (c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Der grüne Bundesgeschäftsführer verlässt die Politik. Er habe mitgeholfen, die erfolgreichste Grün-Partei Europas zu schaffen. Und war dabei nicht unumstritten. Sein Nachfolger könnte Klubdirektor Robert Luschnik werden.

Wien. Er war einer der Euphorischsten am Wahlabend der Grünen in den Sofiensälen, vielfach beglückwünscht von allen Seiten. Dabei hatte Stefan Wallner als Bundesgeschäftsführer der Grünen mit der Kampagne offiziell gar nichts zu tun. Denn Alexander Van der Bellen war ja ein unabhängiger Kandidat.

Aber im Ernst: Wallner war natürlich federführend am Van-der-Bellen-Wahlkampf beteiligt. Nun, nach getaner Arbeit, auf dem Höhepunkt, tritt er zurück. Sieben Jahre ist er Bundesgeschäftsführer der Grünen gewesen. Das sei eben kein „vergnügungssteuerpflichtiger Job“. Er habe in dieser Zeit „vier rote und vier schwarze Kollegen“ erlebt. Und mithelfen können, die österreichischen Grünen zur erfolgreichsten grünen Partei Europas zu machen.

Nun sei es Zeit für etwas Neues. Er werde die Politik definitiv verlassen. Was er jetzt genau tun werde, verrate er noch nicht. Vor einem halben Jahr bereits habe er die Parteispitze von seinem Schritt informiert, man habe vereinbart, dies erst nach der Präsidentschaftswahl zu kommunizieren. Bis Jahresende bleibt er noch im Amt.
Der Posten wird nun von den Grünen ausgeschrieben. Es gilt allerdings als sehr wahrscheinlich, dass Robert Luschnik ihn bekommen wird. Luschnik ist Direktor des grünen Parlamentsklubs. Gemeinsam mit Doris Schmidauer, der Frau Alexander Van der Bellens und künftigen First Lady.

Robert Luschnik, Favorit für Wallners Nachfolge.
Robert Luschnik, Favorit für Wallners Nachfolge. (c) APA/GRÜNE

Vor sieben Jahren war Stefan Wallner von der Caritas zu den Grünen gewechselt. Dort war er Generalsekretär gewesen, bei den Grünen wurde er Bundesgeschäftsführer. Und er professionalisierte die Partei. Aus einem mitunter recht chaotischen Haufen formte er eine Einheit. Das ging freilich nicht ohne Brösel ab. Über Wallners autoritären Stil führten Grüne immer wieder Klage. Der ehemalige Gemeinderat Klaus Werner-Lobo kritisierte, Wallner habe aus den Grünen ein „postdemokratisches Projekt“ gemacht, in dem Marketing und PR wichtiger als Inhalte geworden seien.

„Glawischnigs Kickl“ titelte „Die Presse“ einmal. Und Wallner war ähnlich erfolgreich. Die Kampagnen wurden ebenfalls professioneller – die innerparteilichen Gegner würden sagen: weichgespült. Dafür zeichnete der von Ö3 geholte Marketingexperte Martin Radjaby verantwortlich, der nun auch die Van-der-Bellen-Kampagne betreute. Die Zielgruppe der Ökopartei wurde erweitert. Die Grünen legten bei Wahlen stetig zu und sitzen heute in fünf Landesregierungen. Und Wallner wachte penibel darüber, dass die offizielle Parteilinie eingehalten wurde – das bekamen so unterschiedliche Persönlichkeiten wie Efgani Dönmez und Maria Vassilakou zu spüren. (oli)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.12.2016)

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