Der Lärm muss draussen bleiben

Der Sony MDR 1000X blendet Lärm effektiv aus, gleichzeitig kann er auf Wunsch auch Ansagen besser hörbar machen.
Der Sony MDR 1000X blendet Lärm effektiv aus, gleichzeitig kann er auf Wunsch auch Ansagen besser hörbar machen.(c) Sony
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Zwei Premium-NC-Kopfhörer im Test. Sony gibt dem Noise-Cancelling neue Impulse. Sennheiser bleibt klassisch und konzentriert sich auf den Klang.

Bis dato galt Bose als die unumstrittene Referenz, wenn es um Noise-Cancelling geht. Doch gleich zwei Premium-Bluetooth-Kopfhörer bieten dem bisherigen Platzhirsch Paroli. Besonders interessant ist Sonys MDR 1000X. Mit dem Einstieg in das Segment ist es den Japanern tatsächlich gelungen, im Noise-Cancelling ganz nach vorn zu kommen. Der MDR 1000X blendet nämlich nicht nur tiefe Umgebungsgeräusche aus, sondern im Gegensatz zur Konkurrenz auch die höheren Frequenzen – und das recht effektiv (wenn auch nicht hundertprozentig).

Nun mag man einwenden, dass man zwar auf das Dröhnen und Rumpeln in Flugzeug oder U-Bahn, nicht aber auf die gesamte akustische Umwelt verzichten will. Hier kommt die zweite Innovation von Sony ins Spiel. Der MDR 1000X verfügt über verschiedene Modi, unter anderem werden auf Wunsch die Sprachfrequenzen von außen auch aktiv durch die dämpfenden – nebenbei bemerkt sehr bequemen – Ohrpolster übertragen. Sinnvoll, wenn man etwa auf eine Durchsage wartet. Allerdings ist dieser Modus noch nicht ganz ausgereift und klingt etwas unnatürlich. Ebenfalls nicht ganz ausgereift ist die an sich praktische Touch-Steuerung an der Kopfhörermuschel. Am besten reagiert noch jene Funktion, die auch am wertvollsten ist: Legt man mehrere Finger an den Kopfhörer, so wird die Musik leiser und die Töne der Umgebung werden durchgeleitet. Perfekt für die rasche Kommunikation mit der Außenwelt – sofern die Geste zum Kopf nicht missverstanden wird.

In Sachen Verarbeitungsqualität und Tragekomfort gibt sich der Sony keine Blöße, trotz des relativ hohen Gewichts sitzt er sehr angenehm. Ein Missgriff ist aus Sicht des Testers die Farbe des Testmusters, in Beige erinnert der Kopfhörer an ein Medizinprodukt. In der ebenfalls erhältlichen schwarzen Ausführung gefällt der MDR 1000X auch optisch. Schließlich zum Klang: Dieser überzeugt mit sehr satten Bässen und gelungener Abstimmung. Allerdings fehlt – auf hohem Niveau – ein Quäntchen Dynamik und Emotion.


Klang und Stil. Das macht Sennheiser beim PX 550 noch ein wenig besser. Ebenso wie der Sony klingt er hervorragend und insgesamt noch etwas ausgewogener und gleichzeitig spritziger. Eine App erlaubt vielfältige Anpassung des Klangbilds, was allerdings gar nicht notwendig ist. Sein Noise-Cancelling funktioniert ebenfalls gut und ist etwa auf Augenhöhe mit dem Bose QC 35, allerdings wie bei diesem auf tiefe Frequenzen beschränkt. Punkten kann der Sennheiser gegen Sony und Bose mit noch schickerem Aussehen und noch besserem Tragekomfort aufgrund des geringeren Gewichts. Auch funktioniert die Touch-Bedienung bei ihm besser als bei Sony. Clever: Wird – etwa beim Hinlegen – die Ohrmuschel gedreht, schaltet sich der Kopfhörer aus. Das spart Akku, der mit 30 Stunden noch zehn Stunden länger läuft als der ebenfalls ausdauernde Sony.

Einen Sieger zu küren ist schwierig. Geht es primär um das Noise-Cancelling, hat der Sony die Nase vorn. Der Sennheiser liegt hier nicht weit dahinter, dafür beim Klang knapp vorn und muss sich klanglich nur dem Momentum Wireless aus eigenem Haus geschlagen geben, dessen Noise-Cancelling aber nicht ganz so effektiv ist. Der Sony ist zweifellos der innovativere der beiden, der Sennheiser vielleicht das rundere Paket. Preislich positionieren sich beide mit 400 Euro im Premium-Segment. Angesichts ihrer Qualitäten ist das aber angemessen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.12.2016)

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