Was ich lese: Michaela Moser

Rund um Feiertage stecke ich meine Nase eigentlich am liebsten in Kochbücher, weil ich sehr gerne Familie, Freundinnen und Nachbarn bekoche.

Zugleich genieße ich es, im Urlaub Zeit zu haben, mich durch den Stapelvon Romanen und Sachbüchern zu lesen, die sich im Laufe der Monate angesammelt haben.

Viele davon beschäftigen sich mit notwendigen Veränderungen für eine Welt, in der die Kluft zwischen Reich und Arm immer weiter wächst. Dass die Alternativen, die wir brauchen, um Armut und Ausgrenzung nachhaltig zu bekämpfen, gleichermaßen radikal wie selbstverständlich sind, macht unter anderem ein Buch der Schweizer Theologin Ina Praetorius deutlich. Wirtschaft ist Care oder: Die Wiederentdeckung des Selbstverständlichen (Heinrich-Böll-Stiftung, Berlin) zeigt die Auswirkungen einer Wirtschaftsordnung auf, die dazu geführt hat, dass ausgerechnet diejenigen Tätigkeiten, die zur Bedürfnisbefriedigung aller Menschen nötig sind, wenig Wert haben. Aktivitäten wie Pflegen, Trösten, Putzen und Kochen stehen deshalb im Zentrum der Care-Perspektive, die herkömmliches Denken undHandeln auf den Kopf stellt.

Care bedeutet dabei mehr als die genannten und oft als „Hausarbeiten“ abgewerteten Tätigkeiten, es geht um eine umfassende Haltung der Sorge füreinander und für die Welt. Es geht um eine Haltung der wechselseitigen Verantwortung, die Voraussetzung dafür ist, dass Menschen in all ihrer Vielfalt, in ihrer Bedürftigkeit und ungeachtet ihrer Herkunft und Leistung ein gutes Leben führen können.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.12.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.