Samsung schlittert mit "Pink Line of Death" in nächste Krise

Kaum war die Causa Galaxy Note 7 abgeschlossen, wird das Galaxy S7 Edge zum Problemkind. Eine vertikale pinke Linie im Display kündigt das nahende Ende des Smartphones an. Samsung verspricht, dass die "sehr wenig betroffenen Kunden Ersatz erhalten".

So sehr sich Apple und Samsung voneinander abzugrenzen versuchen, in den letzten Monaten häuften sich doch ihre Gemeinsamkeiten. Vor allem in Bezug auf Probleme. Nach den Akku-Schwierigkeiten mehren sich jetzt bei Samsungs Galaxy S7 Edge Berichte über Display-Probleme. Das 2016 auf dem MWC vorgestellte Smartphone weist einen pinken vertikalen Strich mitten im Display auf. Statt einem Display-Gate kämpft Samsung nun gegen "Pink Line of Death".

Eines haben alle Geräte gemeinsam, nämlich eine sichtbare pinke Linie, die im rechten Drittel des Displays auftaucht. Dass es sich nicht um ein vereinzeltes Problem handelt, beweist der im Sommer 2016 eröffnete Thread im Samsung-Support-Forum. Über 100 Seiten ist dieser bereits lang.

Der Beiname "pinker Streifen des Todes" zeigt, dass es sich dabei nicht nur um einen störenden Mangel handelt, sondern dieser auch der erste Vorbote dafür ist, dass das Gerät nicht mehr lange funktioniert. Das Panel, so berichten User, beginnt auszusetzen bis es vollständig unbenutzbar ist. Kurze Zeit darauf ist das Gerät unbrauchbar.

Es fehlt (noch) der gemeinsame Nenner

In den Foren ist man bereits auf Fehlersuche. Offizielle Stellungnahmen gibt es noch nicht. Zur Zeit scheint man sich im Forum sicher zu sein, dass es sich nicht um eine einzelne Charge handelt, die betroffen ist. Zu unterschiedlich sind die Kaufzeitpunkte und die Orte, an denen es gekauft wurde. Die betroffenen Kunden sind sich auch einig, dass es zu keinem Wasserkontakt kam, wobei dies bei einer IP68-Zertifizierung kein Problem darstellen sollte.

Das könnte bedeuten, dass langfristig die verbauten flexiblen OLED-Panels der Biegung auf Dauer nicht gewachsen sind, oder, dass es durch das Aluminium-Gehäuse zu einer unerwarteten Spannung kommt.

Ein Umtausch ist unumgänglich. Das gestaltet sich aber in einigen Fällen schwieriger als angenommen. User berichten einerseits, dass die Reklamation kein Problem war, während es wiederum bei anderen Besitzern zu einer Verweigerung der Garantiebwicklung des nicht einmal 12 Monate alten Geräts kam. Vor allem jenen, deren Gerät äußerlich kleine, oder größere Beschädigungen aufweist, wurde erklärt, dass der Fehler damit zusammenhänge.

Samsung weiß noch nichts vom neuen Problem

Offensichtlich scheint man bei Samsung den Support-Foren auf der eigenen Webseite nicht allzu viel Aufmerksamkeit beizumessen. Denn derzeit scheint man noch sehr auf das Sachwissen oder die Kulanz des jeweiligen Samsung-Mitarbeiters angewiesen zu sein.

"Die Presse" hat bei Samsung nachgefragt. Mittlerweile bestätigte man, dass man von dem Problem hinsichtlich des Displays Bescheid wisse. Es betreffe aber nur "eine sehr geringe Anzahl an Geräten der Galaxy S7 Familie" und führt weiters aus: "Jeder, der sich mit einem solchen Problem konfrontiert sieht, soll sich mit dem Callcenter in Verbindung setzen, um einen Ersatz zu erhalten".

Besonders bitter ist dieser Fehler, da Samsung sicherlich glaubte, mit dem Abschlussbericht und der Offenlegung der Brandursache beim Galaxy Note 7 einen Schlussstrich ziehen zu können. Sollte hier aber nicht umgehend reagiert werden, wird auch die Note-7-Causa nicht zu den Akten gelegt werden können.

Vor einem Jahr präsentierte Samsung in der katalanischen Hauptstadt Barcelona das Samsung Galaxy S6 und Galaxy S6 Edge. Neben den abgeschrägten Kanten des S6 Edge konnten beide durch ihr neues Design punkten. Das Zeitalter der Plastikbomber war damit vorbei. Doch kein Produkt ist perfekt und es fanden sich schnell einige Kritikpunkte. Daran hat Samsung gefeilt. (c) Presse Digital

Die S6-Modelle waren im Gegensatz zum Vorgänger nicht wasserdicht und auch ein microSD-Slot fehlte. Ein Presse-Leser meinte dazu in den Kommentaren: "Ein Samsung-Handy ohne SD-Slot ist für mich ein No-go." (c) Presse Digital

Auch der Akku hätte etwas großzügiger ausfallen können. So der allgemeine Konsens. Auf all das reagierte Samsung in seinen diesjährigen Topmodellen. Einen austauschbaren Akku sucht man aber weiterhin vergeblich. (c) Presse Digital

Platz gefunden hat aber ein microSD-Slot der eine Speicherkarte von bis zu 200 Gigabyte verarbeiten kann. Der Einschub beherbergt auch die nanoSIM-Karte. (c) Presse Digital

Auch dieses Mal kommt wieder Aluminium und Glas zum Einsatz. Äußerlich sind keine allzu großen Veränderungen auf den ersten Blick sichtbar. Spätestens, wenn man aber das Galaxy S7 Edge in die Hand nimmt, spürt man sie. (c) Presse Digital

Die Rückseite wurde der Vorderseite angeglichen. Das 5,5 Zoll große Smartphone (S6 Edge 5,1 Zoll) liegt somit wieder deutlich besser in der Hand. Allgemein ist das Gefühl der Ecken und Kanten einem ausgeglichenem und rundem Eindruck gewichen. (c) Presse Digital

Das hat aber natürlich auch Konsequenzen. Um insgesamt 0,9 Millimeter ist das Gerät nun dicker. Dafür ragt die Kamera weniger hervor. Zum Vergleich: 142,1 x 70,1 x 7 mm sind die Abmessungen des Galaxy S6 Edge. Das S7 Edge bringt mit einem Gewicht von 157 Gramm um satte 25 Gramm mehr auf die Waage als der Vorgänger und die Maße betragen 150.9 x 72.6 x 7.7mm. (c) Presse Digital

Schade ist, dass Samsung nach wie vor auf microUSB als Ladestandard setzt. Immer mehr Hersteller vertrauen auf den komfortableren USB-C-Anschluss, der sich von beiden Seiten einstöpseln lässt. (c) Presse Digital

Hardware-seitig findet man wie gewohnt die separaten Lautsprechertasten an der linken Seite und den An-/Aus-Schalter auf der rechten Seite. (c) Presse Digital

Auf Tauchstation zu gehen, ist mit den neuen Galaxy-Modellen wieder kein Problem. Trotz offenem microUSB-Schacht sind die beiden IP-68 zertifiziert. Im Meer sollte man aber andere Geräte zur Unterwassersafari mitnehmen. Salzwasser bekommt ihnen nämlich nicht so gut und darauf ist die Zertifizierung nicht ausgelegt. (c) Presse Digital

Äußerlich unterscheiden sich die beiden Topmodelle nicht nur durch die abgeflachten Bildschirmränder des S7 Edge, sondern auch in der Größe. Das Edge ist um 0,4 Zoll gewachsen und bringt auf 5,5 Zoll 534 Pixel pro Zoll unter. Das entspricht einer Auflösung von 2560 x 1440 Pixel (bei beiden Modellen). (c) Presse Digital

Unterschiede finden sich in der Kapazität der Akkus. Aber in beiden Fällen ist diese im Vergleich zu den Vorgängermodellen größer geworden. Das Galaxy S7 bietet nun einen 3000-mAh statt 2550-mAh. Beim Galaxy S7 Edge kommt ein 3600-mAh-Akku zum Einsatz. Wie sich der Unterschied in der Praxis darstellt, wird erst ein ausführlicher Test zeigen. (c) Presse Digital

Natürlich sind die beiden Modelle nicht nur mit einer neuen Android-Version (6.0 aka Marshmallow) ausgestattet, sondern auch mit neuen Funktionen, die bekanntlich auch meist mehr Strom brauchen. Vor allem das Always-On-Display könnte hier - trotz gegenteiliger Ankündigungen - zu einem Problem werden. (c) Presse Digital

Überall wurde bei der technischen Ausstattung nachgelegt und aufgebessert. Vom Akku bis hin zum nun beachtlichen vier Gigabyte großen Arbeitsspeicher. Bei der Kamera ist das Gegenteil passiert. Statt 16 Megapixel lösen beide Kameras "nur" noch mit 12 Megapixel auf. In ersten Versuchen hat sich dieser Schritt aber nicht als Fehler herauskristallisiert. Im Gegenteil. (c) Presse Digital

Samsung hat beiden Modellen eine 12-Megapixel-Kamera angedeihen lassen - in Verbindung mit einer Blende von f/1.7. Dadurch werden die Bilder vor allem unter schlechten Lichtbedingungen noch besser. Bereits die verbaute Kamera in den S6-Modellen konnte überzeugen. (c) Presse Digital

In Verbindung mit einem größeren Sensor arbeiten Blende und Kamera optimal zusammen. Obendrauf verbaut Samsung ein Dual-Pixel-Autofokus-System, das auch Kamera-Profi Canon bei seinen DSLR-Geräten zum Einsatz bringt. Das hat zum Vorteil, dass die normalerweise in den Kamerasensoren verbauten Pixel nun bereits in den regulären Photodioden zu finden sind. (c) Presse Digital

Durch den Wegfall der Autofokus-Pixel wird die Geschwindigkeit beim Autofokus nochmals beschleunigt. Bei den ersten selbstgeschossenen Bildern bewahrheitet sich das. Hier kann sich Apple bei seinen iPhones eine Scheibe abschneiden. Derzeit hat Samsung bei der Kamera deutlich die Nase vorne. (c) Presse Digital

Der seitliche Bildschirm wird immer mehr zur zentralen Anlaufstelle am Galaxy S7 Edge und ist die Verschmelzung zwischen personalisiertem Benachrichtigungscenter und eigenem Launcher. (c) Presse Digital

Zu den seitlich belegbaren Kontakten und Shortcuts zu Apps gesellen sich zahlreiche weitere Edge-Funktionen. (c) Presse Digital

Kontakte, Apps, Nachrichten sowie ein Kompass, ein Lineal stehen zur Auswahl. (c) Presse Digital

Funktionen einzelner Apps, wie zum Beispiel die Selfie-Funktion der Kamera können angewählt und auf den seitlichen Bildschirm gelegt werden. Schreibt man nur mit ein paar ausgewählten Personen SMS kann man diese ebenfalls dort anheften, statt nur der App, in der man sich dann erst recht durchnavigieren muss. (c) Presse Digital

Der seitliche Bildschirm schien im letzten Jahr eine Demonstration Samsungs gewesen zu sein, nach wie vor innovativ zu sein. Doch allzu viel Nutzen hatte der seitliche Bildschirm noch nicht. Man gewöhnt sich relativ schnell an die seitlich abgelegten Kontakte und Apps, aber zu viel mehr war er damals noch nicht zu gebrauchen. Beim Galaxy S7 Edge ist das nun deutlich anders und Samsung hat sich sehr wohl einiges einfallen lassen, um dem Knick eine Daseinsberechtigung zu geben. (c) Presse Digital

Wobei manches auch nur ein nettes Gimmick als Must-Have ist. Denn ein Lineal ist nicht unbedingt etwas, das man auf seiner "Brauche ich unbedingt auf meinem Smartphone"-Liste hat. (c) Presse Digital

Mit einem Vierkern- beziehungsweise Achtkern-Prozessor (S7 Edge) und jeweils vier Gigabyte RAM haben die Samsung-Geräte beinahe so viel Rechenleistung wie manch PC. Und da mobiles Gaming ein immer größeres Publikum anspricht, hat man sich etwas einfallen lassen, damit man nicht binnen weniger Stunden eine Verschnaufpauase am Strom einlegen muss. (c) Presse Digital

Ein internes Kühlsystem schützt vor Überhitzung. Der Game-Launcher, ein Add-on erlaubt Nutzern die Batterieauslastung und Benachrichtigungen selbst zu managen. Die Share-Möglichkeiten dürfen natürlich auch nicht fehlen, weswegen man die Spielstände und -erfolge über alle möglichen Kanäle teilen kann. Die Vulkan API sorgt dafür, dass hochauflösende Spiele die Akkulaufzeit nicht zu sehr belasten, ohne dabei Abstriche bei den Spielen machen zu müssen. Auch hier wird erst ein Praxistest zeigen, wie sehr die Versprechungen der Realität standhalten können. (c) Presse Digital

Lediglich mit den Preisen ist Samsung noch sparsam. Hierzu gibt es noch keine Informationen. Beide Geräte werden in einer 32- und 64-Gigabyte-Version auf den Markt kommen. Aufgrund des microSD-Slots hat man auf ein 128-Gigabyte-Modell verzichtet. (c) Presse Digital

Samsung hatte aber mehr als nur zwei neue Samsung-Smartphones im Gepäck. Statt einer neuen Gear-VR-Brille gibt es eine 360-Grad-Kamera. (c) Samsung

Die Gear 360 hat zwei 180-Grad-Kameras verbaut, die sich über eine eigene App steuern lässt. (c) Presse Digital

Die kleine Kugel hat einen dreibeinigen Aufsatz. Dieser lässt sich aber ersetzen, da Samsung auf ein Standard-Gewinde gesetzt hat. Das Design der Kamera ist klein und kompakt. Am Gerät selbst sind zwei Knöpfe zur Bedienung. Der An-/Aus-Schalter ist gleichzeitig auch der Zurück-Button. Mit dem oberen Knopf verbindet man die Kamera via Bluetooth mit dem gewünschten Gerät. (c) Presse Digital

Kompatibel ist es mit den neuen Galaxy-S7-Modellen sowie dem Galaxy S6+, dem Note 5 sowie auch den Galaxy-S6-Geräten. Der Akku ist, wie auf dem Bild ersichtlich, austauschbar. Er bietet eine Kapazität von 1350 mAh. Im ersten Test von "Die Presse" erwies sich die Kamera als sehr bedienerfreundlich und als witziges Gimmick. (c) Presse Digital

Samsungs Neuvorstellungen sind eine konsequente Fortführung der erst im Vorjahr neu vorgestellten Design- und Produktlinie. Man hat aus die Kanten, die beide Galaxy-S6-Geräte hatten, geschliffen. Die Performance war im ersten Hands-on mehr als zufriedenstellend. Am erfreulichsten sind aber der leistungsstärkere Akku, der microSD-Slot und die IP68-Zertifizierung. Jetzt muss nur noch der Preis auch stimmen. Anmerkung der Redaktion: Die Pressereise wurde durch Einladung von Huawei ermöglicht. (c) Presse Digital

Wohl auch aus diesem Grund hat Samsung angekündigt, das Galaxy S8 später als sonst üblich vorzustellen und auf den Markt zu bringen. In den letzten zwei Jahren war der Mobile World Congress (MWC) in Barcelona Schauplatz der Präsentation. Man wollte wohl Gras über die Sache wachsen lassen, aber mit einem direkten Problem des Vorgänger-Geräts der Galaxy-S-Serie wird Samsung weiter Schadensbegrenzung betreiben, anstatt neue Smartphones auf den Markt zu bringen.

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