Wiener Derby: Ein Remis, das keinem hilft

FUSSBALL TIPICO BUNDESLIGA: FK AUSTRIA WIEN - SK RAPID WIEN
FUSSBALL TIPICO BUNDESLIGA: FK AUSTRIA WIEN - SK RAPID WIEN(c) APA/HANS PUNZ (HANS PUNZ)
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Die 320. Auflage des Wiener Fußballderbies endete mit 1:1, Rapid verspielte den sicher geglaubten Sieg im Finish. Austria hatte Glück - und Rotpuller.

Wien. Rapid verspielte den Sieg im 320. Wiener Derby gegen Austria in der Schlussminute. Lange führte Grünweiß mit 1:0 (Tor Kvilitaia), doch nach dem Ausschluss von Joelinton kam die Austria wieder ins Spiel. Violett warf im Finish alles nach vorne - Rotpuller (94.) traf zum 1:1. Ein Last-Minute-Ausgleich, nur das Remis hilft keinem der beiden. Rapid liegt weiterhin zehn Punkte hinter Austria zurück.

Dieses Derby glich dennoch phasenweise einem Stückwerk. Der Rasen im Happel-Stadion schien mehr als nur zerzaust, Rapid (5-3-2) und Austria (4-2-3-1) mühten sich auf diesem Fleckerlteppich. Rapids Spiel führte wieder über Stefan Schwab, Louis Schaub, die neue Nummer 1, Tobias Knoflach, 23, machte seine Sache gut; auch FAC-Rückkehrer Andreas Kuen zeigte, dass seine Nominierung Veränderung verheißt im Spiel der Hütteldorfer. Schaub (5.) hätte Canadis Wunsch nach effektvoller Offensive schnell verwirklichen können, scheiterte jedoch. Auch das Geschenk von Almer-Ersatz Hadzikic, der einen Ball nicht festhalten konnte, blieb ungenutzt. Dibon (17.) verfehlte das leere Tor.

Austria wollte ihr Spiel wie gewohnt über Raphael Holzhauser aufziehen, dem jedoch, im modernen Fußball höchst ungewöhnlich, mit Giorgi Kvilitaia ein Manndecker zur Seite gestellt wurde. Immer dann, wenn der Schattenmann dann doch zu langsam oder abgeschüttelt war, wurden die Violetten gefährlich. Dass Larry Kayode (27.) aber die Chance des Spiels nicht nützte bzw. verstolperte, den vollkommen allein, freistehenden, im Strafraum auf den Pass harrenden Venuto übersah, war überaus irritierend. Stattdessen reklamierte er ein Foul – wie Rapid-Verteidiger Sonnleitner, der sich allerdings einen Elfmeter (35.) verdient hätte.

Das 600. Derbytor für Rapid

Neuerungen im Spielablauf brauchen etwas Zeit, nach Wiederbeginn war Rapid zur Stelle. Kuen, der sich auf der linken Seite förmlich zerriss, lief und oftmals flankte, fand Kvilitaia, der sich gegen Filipovic und Rotpuller durchsetzte, zum Kopfball abhob und zum 1:0 (55.) traf. Rapid ging mit dem echten, ersten Torschuss in Führung. Es war die erst neunte SCR-Führung in dieser Saison, das sagt alles über die bisherigen Auftritte. Rapids 600. Derbytor bereitete dennoch Freude.

Der Rekordmeister, der unbedingt gewinnen musste, um weiter vom Europacup träumen zu dürfen, wäre fortan auch ungefährdet auf dem Weg zum 133. Derbysieg gewesen. Austrias Spiel war nur noch orientierungs- und ideenlos, Fink sagte, man hätte "schnell umschalten, nach vorne spielen wollen". Davon war lange nichts zu sehen.

Doch nur der Ausgleich

Joelinton sah nach einem Foul Gelb-Rot (65.), und prompt war alles wieder nur Stückwerk. Aber Thorsten Fink fand keine Antwort, keine Alternative, um im Angriff Chancen zu finden, zu kreieren. Kayode allein genügt nicht, Holzhausers Freistöße sitzen auch nicht immer. Auch ohne sie war das Spiel im Finish nicht besser, es gab allerdings mehr Druck, auch Chancen, nur lange keinen Torjubel. Erst im allerletzten Angriff war Rotpuller zur Stelle, er traf zum 1:1 (94.)...

Dass nur 17.300 Zuschauer in den Prater gekommen waren, von denen manche mit Knallkörpern für Unruhe sorgten, war auch der Auslosung und den fragwürdigen Planungen der Ligaverantwortlichen geschuldet. Dass vor Anpfiff Festnahmen stattfanden, weil 40 Krawallmacher aneinandergeraten waren, oder von Polizisten Golfschläger, Sturmhauben und Rauchfackeln konfiziert wurden, verdeutlicht, dass Österreichs Fußballszene durchaus Probleme hat. Zumindest Grünweiß und Violett leisteten Abhilfe, 2 € pro Ticket ergehen an Vienna und Sportclub, die in finanziellen Schwierigkeiten stecken.

Statistik & Daten

Austria Wien - Rapid Wien 1:1 (0:0). Happel-Stadion, 15.577, SR M. Schüttengruber. ß Torfolge: 0:1 (55.) Kvilitaia, 1:1 (94.) Rotpuller.

Austria: Hadzikic - Larsen, Rotpuller, Filipovic, Martschinko - Serbest, Holzhauser (76. Prokop) - Venuto (68. Tajouri), A. Grünwald, Pires - Kayode (82. Friesenbichler).

Rapid: Knoflach - Auer (91. Schößwendter), Sonnleitner, Dibon - Pavelic, Grahovac, Schwab, Joelinton, Kuen - Schaub (63. Murg), Kvilitaia (70. Okungbowa).

Gelb-Rot: Joelinton (66./wiederholtes Foulspiel)

Bilanzen: 320 Spiele - 132 Rapid-Siege, 72 Remis, 116 Austria-Siege (Torverhältnis 600:511).
Meisterschaft: 288 Spiele - 121 Rapid-Siege, 69 Remis, 98 Austria-Siege (534:435)
Bundesliga (seit 1974): 165 Spiele - 52 Rapid-Siege, 53 Remis, 60 Austria-Siege (217:220)

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