Seat hat die Cupra-Familie fein herausgeputzt: Den neuen Leon unter Power-Label gibt es als Kombi erstmals auch mit Allradantrieb. Dass man ihm seine 300 PS nicht ansieht, muss man als Bonus sehen.
Zu den immer mehr Marken, die ihr eigenes, feines Power-Label pflegen, gehört seit einigen Jahren auch Seat. Es heißt Cupra, was für Cup Racing steht – und übertrieben ist: Rennautos sind es keine.
Was aber nicht bedeutet, dass man mit einem der neuen Cupras aus der Leon-Baureihe auf dem Rennasphalt fehl am Platz wäre. Wir konnten uns überzeugen, dass der mittlerweile 300 PS starke Leon Cupra dort im Gegenteil eine ganz ausgezeichnete Figur macht.
Cool down
Fahrwerk und Motor zeigen sich den Herausforderungen der Ideallinie gewachsen, naturgemäß sind nur Bremsen und Bereifung in Serienausführung relativ schnell am Limit – zwei schnelle Runden, dann heißt es cool down, um Pneus und Bremsanlage nicht zu überhitzen.
Auf öffentlichen Wegen wird man in diesen Bereich nicht so schnell gelangen. Auf gewundener Landstraße ist der Leon in seinem Element; mit Verve und, wie es sich anfühlt, hohen Sicherheitsreserven geht es von Kurve zu Kurve, dazwischen das wohlklingende Braatz aus dem Abgastrakt, das den flotten Gangwechsel des Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebes akustisch anzeigt.
Die technische Basis des Leon Cupra vermutet man richtig bei Volkswagen, genauer beim Golf R, der seit Auslaufen des Sechszylinder-Golfs über dem GTI thront. Der Motor ist bei allen im Grunde der gleiche, jener direkteinspritzende Turbovierzylinder mit 1984 Kubikzentimetern Hubraum, wie er allen möglichen sportlichen Derivaten aus der VW-Gruppe Beine macht. Versuchsweise hat man dem Motor auch schon 400 PS entlockt, man hebt sich da also noch allerhand Steigerungen auf.
Wie bei Golf R (oder Audi S3) ist jetzt auch bei Seat die Allradoption dazugekommen. Die beschränkt sich auf die Kombivariante, die wir Fünf- und Dreitürer allerdings sowieso vorziehen würden. Der Leon ST (=Kombi) bringt hohen Nutzwert ins Spiel und ist zudem optisch überaus gelungen.
In Cupra-Variante ist das Ganze sehr stimmungsvoll und gar nicht aufdringlich. Denn trotz gestrafften Fahrwerks geht es nicht ungemütlich oder hart zu, zum andern ist der Leon Kombi auch in Cupra-Variante so dezent, dass nur Auskenner die brisanten Leistungsdaten erahnen (oder man sieht genau hin auf das Emblem am Heck – es beinhaltet die Zahl 300 für die Motorleistung in PS).
Feines Understatement also und auch preislich ein Tipp. Um 43.640 Euro bekommt man mit dem Leon ST Cupra ein im Alltag komfortables, gut ausgestattetes Auto mit DSG und Allrad, das bei Bedarf in fünf Sekunden auf 100 schießt. Da fällt uns nichts Vergleichbares ein. (tiv)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.02.2017)