Revolution im Schatten des Großen Oktober

Der Russische Februaraufstand gehört in die Reihe großer demokratischer Revolutionen. Sein Scheitern war eine Tragödie.

Vor hundert Jahren, am 8. März 1917 (nach dem in Russland geltenden Julianischen Kalender am 23. Februar), zogen Zehntausende von Demonstrantinnen und Demonstranten ins Zentrum der Hauptstadt Petrograd, wie St. Petersburg seit 1914 hieß. Es waren streikende Industriearbeiter und aus Anlass des internationalen Frauentags zahlreiche Frauen, die spontan auf die Straße gingen. Sie forderten Brot, die Beendigung des Krieges und den Sturz des Zarenregimes.
In den folgenden Tagen weiteten sich die Unruhen aus, und am 26. Februar schossen Polizei und Militär auf die Demonstranten. Der folgende Tag brachte die Entscheidung, als die meisten Soldaten der Petrograder Garnison meuterten und sich den Arbeitern anschlossen. Die Demonstranten besetzten Polizeistationen und Gefängnisse, deren Insassen befreit wurden, und die Gebäude des Parlaments und der Regierung. Liberale Abgeordnete bildeten ein „Provisorisches Komitee der Staatsduma“, das die Regierungsgewalt übernahm.

Zwei Machtzentren

Gleichzeitig begründeten Mitglieder sozialistischer Parteien nach dem Vorbild der Revolution von 1905 einen Sowjet der Arbeiterdeputierten, dessen Exekutivkomitee zum zweiten Machtzentrum wurde. Am 2. (15.) März dankte Zar Nikolaus II. ab, und am nächsten Tag verzichtete sein Bruder Michail, den er als Nachfolger eingesetzt hatte, auf den Thron.
Das Imperium der Zaren und die Dynastie der Romanows, die Russland seit drei Jahrhunderten regiert hatte, waren Geschichte. Die Macht übernahmen in einer „Doppelherrschaft“ die Provisorische Regierung und der Petrograder Sowjet der Arbeiter- und Soldatendeputierten.
Die weitgehend spontane Revolution siegte in wenigen Tagen, und der Widerstand der regimetreuen Kräfte war erstaunlich gering. Das alte Regime hatte im Lauf des Ersten Weltkriegs zusehends an Rückhalt verloren. Die Niederlagen gegen das Deutsche Reich, die rapide Verschlechterung der Versorgung der Städte mit Lebensmitteln und die Schwäche des letzten Zaren und seiner Regierung führten zu einem massiven Vertrauensverlust.

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