Kindheit unter einem Tyrannen: In einem Haus ohne Ausgang

Gewaltexzesse in der Familie: Luise Maiers Kindheitsbericht über einen Haustyrannen.

Wollte man die Neuerscheinungen seit 2000 inhaltlich vermessen, kommen wohl gleich nach den Krimis die Coming-of-Age-Geschichten, vor allem bei den Debüts. In jungen Jahren ist das Werden der eigenen Persönlichkeit ein zentrales Thema und gesellschaftspolitisch durchaus eine interessante Frage: Wie haben Kindheiten sich im Lauf der vergangenen Jahrzehnte verändert? Nach der Schwarzen Pädagogik kamen die 68er. Deren Kinder warfen ihren Eltern übersteigerten Selbstverwirklichungsdrang vor und empfanden es – mangels Kenntnis der Erfahrungen früherer Generationen – als ganz normal, dass sie weitgehend gewaltfrei und mit verständnisvollem Wohlwollen aufwuchsen. Nun sind – auch schon vor einiger Zeit – die neuen Väter aufgetreten, partnerschaftliche Fürsorge für Kinder und Haushalt sollte eigentlich ganz neue Dispositive für das Heranwachsen ergeben.

In Luise Maiers Kindheitserinnerungen, „Dass wir uns haben“, ist dieses Modell noch nicht angekommen. Die Mutter ist erfolgreiche Malerin, der Vater hat sein Mathematikstudium einst abgebrochen und scheint seither beruflich nicht allzu viel unternommen zu haben. Geboren wurde die Autorin 1991 in der Nähe von Schärding, und dort liegt auch der Handlungsort. Das Cover zeigt die Kinderzeichnung eines Hauses ohne Tür – es gibt keinen Ausgang, den hat gleichsam der Vater versperrt.

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