Farbpsychologie: "Grau ist die Farbe des Intellekts"

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Europas Autofahrer mögen es schlicht. Besonders grauer Autolack liegt derzeit im Trend. Ein Streifzug durch die Farbpsychologie.

Autofarben spiegeln den Zeitgeist wider. Und sie stehen auch für ein Werteversprechen. In der Flowerpower-Ära wurden bunte Modelle bevorzugt - sie transportierten das damalige Lebensgefühl. Die Lebenslust und der Optimismus scheinen derzeit nicht so groß zu sein: Autofahrer setzen auf dezente Farben.

Knapp 80 Prozent der gewählten Autofarben 2016 dem sogenannten "unbunten Farbspektrum" an. Demnach war die Farbe Weiß mit 29 Prozent Anteil am beliebtesten, gefolgt von Schwarz mit 19 und Grau mit 18 Prozent. Das geht aus dem "BASF European Color Report" hervor, den die Farbentwickler Ende März 2017 vorstellten.

Schwarz steht für Erfolg

Was genau heitß das nun? Weiß ist die Farbe von Reinheit und Klarheit. „Schwarz wird mit Erfolg assoziiert, und Schwarz macht sexy", meint Professor Harald Braem, Autor des Fachbuchs "Die Macht der Farben". Außerdem steigere Schwarz, genau wie Grau oder auch Silber, den Wiederverkaufswert, weshalb diese Lackierungen bei mehr als jedem zweiten Neuwagen zu sehen sind.

Neue Trendfarbe Grau

Ähnliches zeigen die Erhebung des Autobauers Ford. Wobei vor allem grau einen besonderen Stellenwert einnimmt. Unternehmensinterne Erhebungen haben ergeben, dass Grau den bislang meistverkauften, weißen Lackierungen den Rang abgelaufen hat. Auch im Österreich-Farbranking von Ford liegt mit 20 Prozent Anteil Magnetic-Grau Metallic an der Spitze, gefolgt von Iridium-Schwarz (19%), Frost-Weiß (18%) und Polar-Silber (11%). "Wir haben Grau eindeutig als Trendfarbe identifiziert, die hinsichtlich der Kundennachfrage selbst Kernfarben wie Silber, Schwarz und Weiß überholt hat. Von dieser Popularität sind wir selbst überrascht", sagt Julie Francis, Colour and Material Design Manager, Ford of Europe in einer Aussendung.

Ein Gefühl von Geborgenheit

Wer ein graues Auto kauft, ist laut Farbpsychologie auf Sicherheit und Werte bedacht. Diese Autofahrer seien sehr umsichtig und würden Vorschriften korrekt befolgen. "Auch die jüngsten politischen Umbrüche auf der ganzen Welt haben Einfluss auf unsere Wahrnehmung von Farben", fügt die Farbpsychologie-Expertin Karen Haller hinzu. "Die Farbe Grau ist uns sehr vertraut und vermittelt ein Gefühl von Geborgenheit. Überdies ist Grau eine zurückhaltende Farbe, die einzelnen Produktdetails in prägnanten Farben mehr Raum lässt."

Grau ist die Farbe des Intellekts

Es gibt noch weitere Gründe für die vielleicht sogar unbewusste Vorliebe von grau. "Grau ist die Farbe des Intellekts und steht für Nachdenklichkeit und Kontemplation. Wir assoziieren die graue Substanz des Gehirns, wir verknüpfen die Farbe mit Geist sowie dem Streben nach Wahrheit, Wissen und Weisheit", sagt Laurie Pressman, Vice President des Pantone Colour Institute.

Bunt war gestern

Auch wenn Autofahrer das Farbspektrum nicht wirklich ausschöpfen, wollen sie sich dennoch perfekt inszenieren. Die Automobilindustrie hat auf den Wunsch nach Individualisierung reagiert. So gibt es mehr Tonvielfalt innerhalb der Farbbereiche als je zuvor. Dies liege laut BSAF-Report neben der ständigen Entwicklung neuer Farbtöne auch an der flächendeckend großen Nachfrage für Spezialeffekte. Diese würden zudem die Karosserieform hervorheben und betonten den Charakter des Autos, berichten die Forscher. Spitzenreiter im Bereich der Farbtonvielfalt ist Blau mit über 100 Farbvarianten, Grau kommt auf etwa 90 verschiedene Farbtöne.

(past)

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