ÖVP-Führung: Eine Schutzmantel-Madonna und zwei väterliche Mentoren

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AUT 2017 05 12 THEMENBILD POLITIK LANDESHAUPTLEUTEKONFERENZ IN ALPBACH UNTER DEM EINDRUCK BALDIG(c) imago/Roland Mühlanger
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Im Machtdreieck zwischen St. Pölten, Graz und Salzburg sonnt sich so mancher Landeschef gern im Glanz des neuen Obmanns.

Wien. Für seine amtierenden Kollegen und den derzeitigen Oberchef des machtbewussten Klubs, den Tiroler Günther Platter, war es der eigentliche Höhepunkt der Konferenz der Landeshauptleute. Die beiden schon im politischen Ruhestand befindlichen ÖVP-Landeschefs Erwin Pröll aus Niederösterreich und sein Nachbar Josef Pühringer aus Oberösterreich waren ein letztes Mal in der Runde dabei. Sie wurden am vergangenen Donnerstag von den neun amtierenden Landesobleuten in Alpbach in den Tiroler Bergen mit allen Ehren verabschiedet.

Mikl-Leitners Rückendeckung

Pröll ließ das Ganze gemütlich ausklingen. Dabei traf er auch mit seinem engeren niederösterreichischen Landsmann Wolfgang Sobotka zusammen. Der Innenminister war ebenfalls nach Alpbach gereist. Pröll habe, so wird glaubhaft geschildert, nach der Rücktrittsankündigung von Reinhold Mitterlehner als ÖVP-Chef scherzhaft gemeint: „Ihr habt's was beieinander in der ÖVP.“ Wenn die Episode so nicht stimmt, wäre sie zumindest gut erfunden.

Tatsächlich ist Prölls Nachfolgerin, Johanna Mikl-Leitner, bemüht, eine Art Schutzmantel-Madonna für den neuen, am Sonntag mit allen Vollmachten ausgestatteten ÖVP-Bundesparteiobmann, Sebastian Kurz, zu geben. Diesen hat die resche Niederösterreicherin schon von April 2011 bis 2013 als Integrationsstaatssekretär unter ihre Fittiche genommen.

Am Samstag war Mikl-Leitner auch unter den ersten maßgeblichen ÖVP-Landesobleuten, die öffentlich ihre Unterstützung für den Sieben-Punkte-Forderungskatalog von Kurz als Bedingung für die Übernahme der ÖVP-Obmannschaft bekundet hat. In St. Pölten wird jedenfalls versichert, dass die schon von Erwin Pröll jedenfalls geschätzte schwarze Nachwuchshoffnung für die Nationalratswahl die volle Unterstützung der ÖVP-Landespartei im schwarzen Kernland haben werde.

Die Pröll-Erbin hat auch jedes Eigeninteresse daran. Schließlich hofft die vorerst noch mit einer absoluten Mehrheit ausgestattete Klosterneuburgerin, von einem guten Abschneiden von Kurz und dessen etwaiger Kanzlerschaft bei der niederösterreichischen Landtagswahl im Frühjahr 2018 durch den Rückenwind von der Bundesebene zu profitieren.

Der auffallende Schützenhöfer

Im Rennen um die Rolle als Schirmherrin hat sie allerdings Konkurrenz unter länger gedienten und älteren ÖVP-Landeshauptleuten. In den Medien zelebriert und genießt der steirische Landeschef, Hermann Schützenhöfer, diese väterliche Rolle für den ÖVP-Jungstar. Lang standen die Steirer nach der Wahlschlappe der umgänglichen Waltraud Klasnic im Jahr 2005 und deren Rücktritt im Schatten der Dominanz von Pröll und der oberösterreichischen ÖVP unter Pühringer. Letztere hat sich zum Teil weniger brachial Einfluss in der ÖVP-Bundesführung und im Regierungsteam gesichert.

Haslauers besonderer Moment

Offenkundig reklamiert aber noch ein anderer ÖVP-Landeschef die Rolle des weisen, väterlichen Mentors von Kurz für sich: Salzburgs nach außen besonnen auftretender Landeschef, Wilfried Haslauer. Er konnte vor der entscheidenden Sitzung des ÖVP-Parteivorstands am Sonntag in der Parteiakademie in Wien Meidling einen besonderen Moment auskosten. Er durfte verfolgt von Kameraleuten und Fotografen mit der jungen ÖVP-Obmannstellvertreterin Elisabeth Köstinger den schwarzen Messias auf dem Weg zur Sitzung begleiten. Haslauer darf hoffen, dass damit von dessen Glanz auch ein wenig auf ihn abfällt.

Haslauer ist nicht der Geringste und keineswegs der Letzte, der fortan um Kurz mehr oder minder herumscharwenzeln wird.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.05.2017)

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