Die Renaissance eines Klassikers

Dominic Thiem hofft auf eine Rundumerneuerung des Daviscups.
Dominic Thiem hofft auf eine Rundumerneuerung des Daviscups.(c) APA/AFP/OSCAR DEL POZO (OSCAR DEL POZO)
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Der Daviscup, erstmals 1900 ausgetragen, soll reformiert werden. Dominic Thiem ist ein Befürworter neuer Ideen, eine Endrunde mit 16 Nationen wie im Fußball wäre eine „Riesensache“.

Rom/Wien. In den kommenden Wochen und Monaten tourt Österreichs Tennisstar Dominic Thiem quer über den Globus, das ATP-Turnier in Kitzbühel Anfang August lässt er zugunsten der US-Tournee aus. Hierzulande wird der 23-Jährige dann aber vom 15. bis 17. September im ersten Play-off der Europa-Afrika-Zone 1 im Daviscup zu sehen sein. Thiem wird damit erstmals seit knapp eineinhalb Jahren wieder Rot-Weiß-Rot tragen. Geht es nach dem Niederösterreicher, gehört der Traditionsbewerb aber einer radikalen Reform unterzogen.

Die Begründung dafür ist nachvollziehbar: „Weil immer weniger (Top-)Spieler spielen, weil viele Topnationen ein Jahr super aufgestellt und im nächsten Jahr in der Weltgruppe mit der Nummer 300 und 200 spielen. Das gehört irgendwie geändert“, präzisierte Thiem wohl auch in Anspielung auf Beispiele wie die Schweiz, die mit Roger Federer und Stan Wawrinka den Daviscup gewonnen hat und dann in schwacher Besetzung im Jahr darauf chancenlos war.

Fußballstar als Vorreiter

Der Internationale Tennisverband (ITF) hat die Zeichen der Zeit nun erkannt, berät seit einiger Zeit über mögliche Reformen. Es sind Pläne, die angeführt von Fußballstar und Tennisfan Gerard Piqué einen Nationenweltcup in Form einer Endrunde vorsehen. Der Abwehr-Routinier des FC Barcelona hat die Unterstützung der Topstars Andy Murray, Rafael Nadal und Novak Djoković sicher. Auch Thiem ist von der Idee, die Piqué im Übrigen auch schon mit ATP-Tour-Boss Chris Kermode besprochen hat, begeistert. „Das ist eine Superidee, Piqué ist ein absoluter Weltstar. Wenn der das unterstützt, ist es erstens einmal eine Superwerbung fürs Tennis, zweitens habe ich auch gehört, wie der Bewerb ausschauen soll. Das hört sich alles sehr gut an“, erklärte der Weltranglistensiebente.

16 Teams sollen sich den Nationencup-Sieger in Endrundenform und an einem Schauplatz ausmachen. „Es geht mehr in Richtung Fußball-WM, EM-Endrunde.“ Ein Format mit nur einem Schauplatz wäre denkbar, allerdings waren gerade im Daviscup die Faktoren Heimspiel oder Auswärtspartie, eigene Wahl des Belages und Ähnliches auch stets spannende Faktoren.

Thiem allerdings relativiert. „Wie oft hat man ein legendäres Match gesehen in jüngster Zeit? Meistens waren die Hallen halb leer.“ Und auch im Fußball gäbe es nicht immer Heimvorteil. „Vielleicht kann man den Bewerb so groß machen, dass ein paar Fans auch mitreisen. Im Fußball hat bei einer WM auch immer nur eine Mannschaft den Heimvorteil, die Atmosphäre ist trotzdem unfassbar. Natürlich wird man das nie hinbekommen im Tennis, aber wenn man es in die Richtung lenken könnte, wäre es eine Riesensache.“

„Dann ist der Daviscup tot“

In Sachen Reform des Daviscups gibt es allerdings auch andere Stimmen. Alexander Antonitsch, Turnierdirektor in Kitzbühel und jahrelang für das ÖTV-Team im Einsatz, sagt: „Manche Änderungen würde ich verstehen. Aber Heim- und Auswärtsspiele sind für mich die Kernstücke vom Daviscup, so haben wir einen Tennisboom erlebt. Da lebt das Tennis. Meinen Belag, meine Bälle und mein Publikum: Wenn man das wegnimmt, ist der Daviscup tot“, glaubt der Kärntner. Vorstellen kann sich Antonitsch eine Zweitagesvariante, auch um die manchmal sinnlosen Sonntagsmatches (weil die Entscheidung schon am Tag zuvor fiel) zu vermeiden. Zudem würde Antonitsch auch das Nominieren von mehr als vier Spielern zulassen. Die Wiedereinführung von Weltranglistenpunkten wäre freilich auch eine wichtige Maßnahme.

Nicht nur in Sachen Daviscup, auch für die Tour selbst wird schon seit Längerem an neuen Regeln gefeilt, die das Tennis abschätzbarer und damit TV-konformer machen sollen. So könnte ein Satz zum Beispiel nur noch bis vier gewonnene Games gespielt werden. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.05.2017)

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