Kanzler Kern: "Die FPÖ ist mir völlig powidl"

Christian Kern war in den Puls4-Sommergesprächen bei Corinna Milborn zu Gast.
Christian Kern war in den Puls4-Sommergesprächen bei Corinna Milborn zu Gast.(c) Moni Fellner/Puls 4
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SPÖ-Chef und Bundeskanzler Christian Kern war am Montagabend bei Puls4-Moderatorin Corinna Milborn zu Gast - der Auftakt einer langer Reihe von TV-Konfrontationen.

Es hat nicht lange gedauert, vielleicht eine Minute, da war sie schon Thema: Die Slim-Fit-Mode des Bundeskanzlers. Oder, wie es eine Erstwählerin nennt, seine "hautengen Anzüge". Was Christian Kern zu dem Vorwurf sage, dass er mit seiner Inszenierung vom politischen Inhalt ablenken wolle? "Das Gegenteil ist der Fall", antwortet der Kanzler. Man müsse in der politischen Debatte eher darum kämpfen, Inhalte unterzubringen. 

An dieser Stelle übernimmt Puls4-Moderatorin Corinna Milborn am Montagabend. Das Sommergespräch mit Kern ist das erste einer langen Reihe von TV-Interviews: Denn in den kommenden Wochen und Monaten stehen neben den klassischen Sommerinterviews auch einige Wahlduelle auf dem Programm. ORF, ATV und Puls 4 planen immerhin 30 Konfrontationen in allen möglichen Kombinationen.

Die Zielgruppe ist klar, der Gegner auch

Das Gespräch ist also eine Aufwärmrunde und ein bisschen hört es sich auch so an. Kern verlässt sich auf seinen Kanzlerbonus, gibt sich locker und ruhig. Seine Zielgruppe ist klar: die Menschen, die sich Sorgen um ihr Einkommen und die Zukunft machen. Sein Gegner ist ebenso klar: Sebastian Kurz. Persönlich gibt es nur einen kleinen Seitenhieb, und zwar auf eine Situation angesprochen, als der ÖVP-Chef eine scherzhafte Bemerkung nicht verstanden hatte. Kern dazu: "Humor ist wichtig im Leben, den hab ich sehr ausgeprägt. Das ist eine Eigenschaft, die nicht alle haben, deswegen muss man aber nicht ein schlechter Charakter sein."

Politisch sind dann aber doch mehrere Attacken auf den ÖVP-Chef herauszuhören. Zum Beispiel bei der Forderung von Kurz, die Mittelmeerroute für Flüchtlinge und Migranten zu schließen. Das Wort "Vollholler" nimmt Kern zwar nicht mehr in den Mund, aber er meint: "Mit Fingerschnippen kann man das Problem nicht lösen." Auch dass Kurz noch nicht erklärt hat, wie er eine Senkung der Steuer- und Abgabenquote finanzieren will, kritisiert Kern. Um dann zu betonen: "Ich werde nur Dinge vorschlagen, die funktionieren, die man durchsetzen kann." Details dazu gibt es an diesem Abend aber auch nicht zu hören.

Während des Gesprächs wird schnell klar, wie sich Kern die kommenden Wochen bis zur Wahl positionieren will: Er ist - laut SPÖ - der Kandidat, der Verantwortung übernimmt. Der, der das Land schon einmal geführt hat, bei dem man kein Risiko eingeht. Und der, der sich seine Position erarbeiten musste.

"Habe mich nie vor Verantwortung gedrückt"

Das hört sich dann in etwa so an: "Ich war der erste in meiner Familie, der maturiert hat. Der erste, der an einer Uni war. Jetzt ist es Zeit, dem Land etwas zurückzugeben." Oder: "Ich habe mich in meinem Leben nie vor Verantwortung gedrückt, weder in der Familie noch im Berufsleben. Das prägt."

Und sonst? Dass die Frage nach Rot-Blau seine Partei spalten könne, will Kern nicht hören. Bei Milborns Anmerkung, dass es deswegen sogar zu einer kleinen Konfrontation in dem SPÖ-Presseteam gekommen ist, winkt er schnell ab: "Das interessiert nur die Kommentatoren."

Apropos FPÖ: "Die ist mir völlig powidl", sagt Kern. Und zwar in Bezug auf die Frage, ob man sich bei der sektoralen Schließung des Arbeitsmarktes an die Partei orientiere. "Ich will, dass mehr Frauen und Ältere Jobs bekommen." Daher müsse man die Frage stellen, ob man Arbeiter aus anderen Ländern brauche - und ob eine Einschränkung EU-konform sei.

Auf eine Frage, nämlich nach seiner Position zur Ehe für alle, hat Kern offensichtlich gewartet. Mit der ÖVP sei dies bisher nicht möglich gewesen - und wohl auch nicht in Zukunft machbar. "Für mich gibt es jedenfalls nur eine Ehe, die ich nicht akzeptiere", sagt Kern. "Und zwar wenn Heinz-Christian Strache Sebastian Kurz liiert."

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