Gastkommentar

Spiegelbild der kulturell-ethnischen Vielfalt Österreichs

Blick auf die Diversität: Die ORF-Sendung „Heimat Fremde Heimat“.

Herr Oliver Cyrus hat sich am 29. Juni in einem Kommentar auf der „Presse“-Meinungsseite mit der Sendung „Heimat Fremde Heimat“ beschäftigt. Wir bedanken uns für die Aufmerksamkeit, die er dem ORF-Magazin entgegenbringt. Die Sendung gibt es seit 1989, immer wieder wurde sie neuen gesellschaftlichen Realitäten angepasst. Leider ist all das Herrn Cyrus entgangen.

Das beginnt beim Titel. Herr Cyrus moniert, dass der Titel „Heimat, fremde Heimat“ den Anschluss an die neue Heimat gleich vorweg infrage stelle. Übersehen hat er, dass der Titel schon vor Jahren auf „Heimat Fremde Heimat“ umbenannt wurde. Im Vordergrund steht jetzt ein Prozess: Erste Heimat, dann Fremde, dann Integration in der zweiten Heimat. Diese Änderung – obwohl schon vor Jahren durchgeführt – ist dem Autor genauso entgangen wie inhaltliche Schwerpunkte.

So schreibt er von einem „kommunistischen Instruktionsprogramm“. Ein geradezu grotesker Vorwurf, sind doch einige in der Redaktion genau vor so einem System geflüchtet. Oder Herr Cyrus weiß nicht, wie Propaganda und Bevormundung in politisch totalitären Systemen tatsächlich funktionieren.

Beide Seiten der Integration

Die ORF-Minderheitenredaktion, die das Magazin „Heimat Fremde Heimat“ produziert, versteht sich als Spiegelbild der kulturell-ethnischen Vielfalt des Landes. Sie legt ihr Augenmerk auf die gesellschaftliche Diversität Österreichs. Es werden Themen behandelt, die mit Migration, mit dem Zusammenleben unterschiedlicher Ethnien sowie mit autochthonen Volksgruppen, die bis heute das Land prägen, zu tun haben.

Erfolgsgeschichten von Menschen, die nicht in Österreich geboren sind – von der polnischen Unternehmerin über den afghanischen Wirtschaftstreibenden bis hin zum amerikanischen Professor, der in Europa sein neues Zuhause gefunden hat –, kommen genauso vor, wie die schwierigen Seiten der Integration. Etwa die prekären Verhältnisse, in denen geflüchtete Menschen oft leben, mangelnde Akzeptanz oder Konflikte aufgrund unterschiedlicher kulturell-gesellschaftlicher Auffassungen.

Diese Themen nicht aufzugreifen wäre aus journalistischer Sicht nachlässig und daher inakzeptabel. Der im Kommentar gemachte Vorwurf der „Verknüpfung von Diversität und Elend“ entbehrt jeder Grundlage und ist nicht belegbar. „Heimat Fremde Heimat“ nimmt sich der Themen des Zusammenlebens in all seinen Facetten an. Würden wir den Fokus nur auf die positiven Aspekte des Zusammenlebens werfen, würden wir uns tatsächlich dem Vorwurf eines „Instruktionsprogrammes“ aussetzen.

Ein Widerspruch in sich

Herr Cyrus scheint für ein TV-Programm zu plädieren, das die schwierigen Seiten des Zusammenlebens ausblendet und nicht auf die Notwendigkeit von Lösungen aufmerksam macht. Eine solche Sendung, die eine heile Welt konstruiert, in der die Probleme unter den Teppich gekehrt werden, würde der Lebensrealität widersprechen. Auch das Objektivitätsgebot des ORF würde außer Acht gelassen. Der Vorwurf, die Sendung sei ein anachronistisches Programm, ist angesichts dessen, wie sehr die Themen Migration, Flucht, Diversität und Integration die Gesellschaft beschäftigen, ein Widerspruch in sich.

Völlig absurd ist übrigens auch der Vorwurf, dass sich der Beitrag des ORF zum Thema Diversität und Migration auf „Heimat Fremde Heimat“ erschöpfe, da eine Reihe anderer Sendungen, wie „Thema“, „Report“ oder „Am Schauplatz“, sich regelmäßig dieser Themen annimmt.

Silvana Meixner ist Leiterin der ORF-Minderheitenredaktion.

E-Mails an: debatte@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.07.2017)

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