Citroën C3: Der Geck mit dem geisterhaften Seufzen

Schon hübsch, aber fast ein wenig geckenhaft, der kleine Franzos'.
Schon hübsch, aber fast ein wenig geckenhaft, der kleine Franzos'. (c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Der neue C3 von Citroën ist von außen ein Designerstück, das einen mit vielen Farben blenden kann. Er ist schnittig und frech. Aber eine Legende wie viele seiner Vorgänger wird er kaum werden.

Bon alors. Ist man ein Freund jener Pariser Automarke, unter deren schönem Namen seit 1919 oft wirklich schöne, vor allem „etwas andere“ Autos entstanden, fallen einem folgende Zeilen nicht leicht.

Was wurden von und im Namen André Citroëns (1878–1935), der die Winkel des Logos von einem 1900 von ihm in Polen gesehenen Zahnradverzahnungsmuster übernahm, nicht für Genialitäten gebaut. Die „Ente“ 2 CV etwa, die „Göttin“ DS, die eleganten Herumgleitschlitten GS/CX, der Grandseigneur Traction Avant. Klar gab's ab den 80ern manch braves, verwechselbares Modell, so den seit 2002 gebauten Kleinwagen C3. Dessen aktuelle dritte Auflage schenkte uns leider weniger Champagner, dafür mehr bitteren Wermut ins Glas.

Et pourquoi? Nun, das nur 3,99 Meter lange Wäglein (mein 83er-Käfer misst fast 4,1 m) war auf den ersten Blick schmuck und bunt (blau, weißes Dach, schwarze Verkleidungen; man kann neun Außen- mit drei Dachfarben kombinieren). Auch innen gibt es mehrere Farbkombinationen, da und dort blitzt Chrom, und da unser C3 der Version „Shine PureTech“ mit dem 82-PS/Zwei-Liter-Benziner spritzig fuhr und auf hartes Kurvenreißen stand, war meine Frau hingerissen (anderswo las man schon, dass dieser C3 ein Frauenauto sei).

Seltsame Leistungsaussetzer

Es gibt auch einen 110-PS-Benziner, ui, der muss gehn bei nur circa 1100 kg Eigenmasse! Doch bald hoben die Seltsamkeiten bei diesem Auto an, das mit 16.090 € gelistet ist (Basisversion Live, 68 PS, ab 11.990 €) und bei 345 km Testfahrt statt auf offizielle 4,7 auf 6,7 Liter kam. Vielleicht war es ein solitärer Problembär, aber egal: Die viel zu breite B-Säule sitzt ungünstig und stört den Seitenblick. Die Schaltung bockt bisweilen. Die Scheibenwischer taten sich, als an einem heißen Tag (> 30 °) ein Gewitter niederging, verflixt schwer: Der Gummi klebte fast am Glas, und die Wischer zitterten so über die Scheibe, dass mein Bub sagte: „Papi, die Wischer sind wie aus Wackelpudding!“

Die Klimaanlage nervte: Bei niedriger Leistung „atmete“ sie förmlich, denn alle 25 bis 45 Sekunden kam ein geisterhaftes Seufzen kühler Luft aus den Schächten, das das Radio übertönte. Und dass der knurpselnde Motor mindestens einmal pro Minute für einen Sekundenbruchteil schwächelte und die Leistung eine Nuance sank, war speziell beim Überholen unlustig.

Auch das Design ist so eine Sache. Die vielen Lichterln vorn (ich zählte beidseits je sieben) wirken wie Augen von Spinnen, die haben sechs oder acht. In Summe wirkt der C3 leicht geckenhaft, wobei der Innenraumdesigner einen mäßigen Tag hatte, denn da sieht's eher standardmäßig aus. Und mit den luftgefüllten Airbump-Plastikleisten seitlich, die vor leichten Schäden schützen sollen, mit dem zur Schau getragenen Ausdruck von Angst also, wirkt das Französlein schon in heilem Zustand verwundet.

Bon alors, guter Versuch. Und es wird schon wieder. (wg)

Compliance-Hinweis: Die Reisen zu Produktpräsentationen wurden von den Herstellern unterstützt. Testfahrzeuge wurden kostenfrei zur Verfügung gestellt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.08.2017)

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