E-Sport in Korea: Ungläubige im Gaming-Mekka

Stadionatmosphäre bei den Finalspielen der
Stadionatmosphäre bei den Finalspielen der "IeSF Challenge"(c) DiePresse.com (Daniel Breuss)
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Vier Österreicher waren für das Computerspiel-Turnier "IeSF Challenge" in Korea. Das Land ist weltweit führend im Profi-Gaming, Spieler erhalten hohe Gagen. Für Ausländer gibt es aber viele Hindernisse.

Können Computerspiele eine olympische Sportart sein? Wenn es nach der International e-Sports Federation (IeSF) geht, soll das in wenigen Jahren der Fall sein. Aus diesem Grund versucht der Verband, ein international gültiges Regelwerk und verbindliche Standards zu erstellen. Und veranstaltete mit der IeSF Challenge vergangenes Wochenende im koreanischen Wintersportort Taebaek ein großes Gaming-Turnier, zu dem 159 Spieler aus 20 Ländern eingeladen waren. Vier Österreicher waren mit dabei und gaben ihr Bestes gegen die harte Konkurrenz - mit unterschiedlichem Erfolg.

Inhaltsverzeichnis

Seite 1: Computerspiele als olympischer Bewerb
Seite 2: Misstrauen gegenüber Koreanern

Gamer als Superstars

Korea gilt als das Mekka der Computerspieler. Der Staat fördert Gaming intensiv, Spieler haben in dem asiatischen Land den Rang von Fußballstars. Rund 250 Gamer verdienen ihren Lebensunterhalt damit, ihre Teamdressen sind voll mit Sponsoren-Logos. Zwei Fernsehsender bringen den ganzen Tag Berichte über Computerspiele und Gaming-Turniere. Der koreanische E-Sport-Verband KeSPA hat seit 2005 sogar ein eigenes Stadion, das 500 Zuseher fasst. Was hierzulande oft als Kinderkram belächelt wird, ist im asiatischen Raum bereits zu einer anerkannten Sportart geworden.

Höchste Konzentration gefragt

Sport ist üblicherweise mit viel Bewegung und körperlicher Höchstleistung verbunden. Etwas anders sieht das beim professionellen Computerspielen aus. Der "E-Sport" fordert von seinen Spielern vor allem Konzentration, Schnelligkeit, Taktik und Geschicklichkeit. Beobachtet man die Spieler, sieht man höchst konzentrierte Gesichter und Finger, die schneller über die Tastatur oder das Gamepad sausen, als das Auge mitkommt. Laut Untersuchungen müssen E-Sportler eine höhere Konzentration aufbringen als Sprint-Läufer - allerdings minutenlang und nicht nur für wenige Sekunden. Im ersten Moment wirkt das alles nicht so spektakulär, wirft man aber einen Blick auf das Geschehen am Monitor, bietet sich dem Zuseher ein ganz anderes Bild.

Einer kontrolliert alle

Bei Strategiespielen huschen zig Einheiten über den Bildschirm, mehrere Punkte auf der Spielkarte müssen gleichzeitig im Auge behalten werden, nebenbei muss noch eine Taktik geplant werden. Multitasking in Reinkultur. Für E-Sport-Laien eher verständlich sind Sportspiele wie "FIFA". Wenn man mitfiebert gibt es keinen Unterschied mehr, ob man die eigene Fußballmannschaft anfeuert, oder den einzelnen Spieler, der seine Elf im Alleingang steuert. Mit dem Gamepad kommandieren sie ihre Teams, stellen Taktiken ein, passen den Ball hin und her, bis sich eine Chance ergibt und erzielen - im besten Fall - ein Tor.

"Koreaner bevorzugen Landsleute"

Florian Demanega ist so ein FIFA-Puppenspieler. Der 23-jährige Tiroler besitzt E-Sport-Erfahrung seit 2003. Sich mit anderen auf internationalem Niveau im Wettkampf messen können ist für ihn der Grund für sein Engagement. Obwohl er derzeit nicht so intensiv trainiert, konnte er sich bei der IeSF Challenge bis ins Viertelfinale vorkämpfen. Dort scheiterte der Informatikstudent gegen den Koreaner Jeong Jae Young, der Platz 3 eroberte. "Die Turnierleitung war extrem schlecht", beschwert sich Demanega und setzt nach: "Von acht Schiedsrichtern konnte nur einer Englisch, das war ein Riesenkommunikationsproblem. Und die Koreaner bevorzugen ihre eigenen Landsleute."

Turnier in Österreich "kein Problem"

| Koreanische Musiker sorgten für das Rahmenprogramm.
| Koreanische Musiker sorgten für das Rahmenprogramm.(c) DiePresse.com (Daniel Breuss)

Von den Rahmenbedingungen in Korea können Gamer in Österreich allerdings nur träumen. Zwar gibt es mit der ESL Pro Series (EPS) eine eingesessene Liga für den deutschsprachigen Raum. Den Aufwand, mit dem die hauptsächlich aus Korea finanzierte IeSF ihre erste "Challenge" veranstaltete, können sich österreichische Organisatoren wie der E-Sport Verband Österreich (esvö) nicht leisten. "Ein Turnier ausrichten ist nicht das Problem", erklärt Gerhard Hauser, Vorstandsmitglied des esvö, der zur Generalversammlung der IeSF nach Korea gereist ist. "Das haben wir schon öfter zustande gebracht. All die internationalen Spieler einladen und die Flüge zahlen, wie es die IeSF macht, würde aber unsere Finanzen sprengen." Das Medieninteresse sei auch ein komplett anderes, vor allem was angestammte Medien wie Print, Fernsehen und Radio anbelangt.

Standards für weltweite Anerkennung

"Ziel der IeSF ist es, E-Sport als echte Sportart anerkennen zu lassen", sagt Generalsekretär Oh Won-Suk im Interview mit DiePresse.com. Dazu sollen mehr als 50 Länder unter dem Dach des internationalen Verbands vereint werden. Viel wichtiger als die Anzahl sei aber die Qualität der Mitglieder, erklärt Oh. Länder, in denen E-Sport bereits ausgeprägt sei, müssten verstärkt umworben werden. Dafür benötigt es ein einheitliches Regelwerk. "Erst durch Standardisierung können wir es schaffen, dass E-Sport weltweit als Sportart anerkannt wird", ist der IeSF-Generalsekretär überzeugt. Oh ist bereits lange im Geschäft. Von 2000 bis 2009 war er stellvertretender Vorsitzender der World Cyber Games, dem derzeit größten Computerspielturnier der Welt. Allerdings seien die WCG zu sehr zu einer Marketingveranstaltung verkommen, meint Oh. Daher wechselte er im Mai 2009 zur IeSF. >>Mehr: Das Interview in voller Länge

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