Tore sind die beste Antwort

Christoph Knasmüllner setzt sich durch, gegen Sturm Graz war Admiras Mittelfeldspieler die treibende Kraft.
Christoph Knasmüllner setzt sich durch, gegen Sturm Graz war Admiras Mittelfeldspieler die treibende Kraft.(c) APA/HANS PUNZ
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Christoph Knasmüllner spielte für Bayerns und Inter Mailands Nachwuchs, doch erst bei Admira fand er Glück, Sicherheit und Rückhalt.

Wien. Christoph Knasmüllner galt als „Wunderkind“ im österreichischen Fußball. Der Wiener, der seine Karriere 1999 beim FC Stadlau gestartet hatte, wurde gepriesen. Er war jedoch ein „schlampiges Genie“, das zwar ungeheures Talent besaß, aber nie genug daraus machte und offenbar nie mehr wollte – im Gegensatz zu seinem Klubkollegen und Freund David Alaba, mit dem er 2008 gemeinsam die Austria verlassen hatte und als 16-Jähriger bei Bayerns Jugendabteilung gelandet war.

Welche Formen und Umwege Karrieren annehmen, zeigt Knasmüllners Beispiel. Alaba wurde zur Fixgröße im ÖFB-Team und bei den Bayern, der Mittelfeldspieler erfüllte die in ihn gesetzten Hoffnungen lang nicht. Jetzt, nach einer tollen vergangenen Saison und nun mit zwei Toren gegen Tabellenführer Sturm Graz, läuft er wieder zurück ins Rampenlicht.

Südstadt statt San-Siro

Bei Bayern gab es „Probleme“, berichtete damals Nachwuchschef Werner Kern. „Man kann nicht schmollen oder weglaufen“, sagte der 64-Jährige 2011. Der Wiener heuerte prompt, obwohl er von Louis van Gaal mehrmals zu den Profis (Bank) geholt worden war, bei Inter Mailand an. Ungeduld, Missmut, das Verlangen, sich zu beweisen, falsche Leitbilder und Versprechungen lotsten den 18-Jährigen nach Mailand. Doch auch in der Metropole, bei der U19, wurde er nicht glücklich. Selbst die Rückkehr nach Deutschland und Ingolstadt (20 Spiele) mutete nur sieben Monate später eher als Verzweiflungstat an, denn der Gewissheit, Großes erreicht zu haben mit seinem Talent, all den Vorschusslorbeeren.

2014 schien der Tiefpunkt erreicht, das „Juwel“ war bei Admira gelandet, der grauen Maus der Liga. Statt Allianz-Arena oder San-Siro-Stadion war nun die Südstadt sein Arbeitsplatz. Es sind Entwicklungen, die man als junger Mensch erst verarbeiten muss. Vor allem dann, wenn man weiterhin Fußball spielen will, aber von allen Seiten fortlaufend mit seiner Vergangenheit und seinem Scheitern konfrontiert wird.

Aber an diesen Fragen gab es kein Umhinkommen. Knasmüllner biss sich durch, jetzt setzt er sein Können gezielt ein. Der 25-Jährige ließ im Frühjahr mit fünf Toren und vier Assists aufhorchen, am Samstag schoss er gegen Sturm Graz zwei Tore. Ein Elfmeter (85.) und ein Last-Minute-Treffer (93.) krönten die Premiere von Ernst Baumeister, der nach dem Abschied von Damir Buric als Admira-Trainer auftritt.

Das Vertrauen hart erarbeitet

Längst vergessen sind die Augenblicke, in denen Knasmüllner zurückgezogen schien, Rolle, Dasein ja sogar sein Schicksal in der Südstadt hinterfragt haben muss. Ein weiterer Transfer (FAC, 2015) wäre fatal gewesen, dass er zwischenzeitlich sogar bei den Admira-Amateuren mittrainierte, war vielleicht die beste Lektion seiner Karriere. Er begann Begriffe wie Aufgabe und Verlangen richtig einzustufen. Buric gab ihm das Vertrauen, jetzt setzt auch Baumeister auf ihn und wer weiß, über welche Wege sich der „Zehner“ weiterhin bemerkbar machen wird.

Jetzt erhält der 25-Jährige genug Spielzeit, kann Situation und Stellung schätzen. Sein Vertrag läuft bis Sommer 2018, dann wird sich zeigen, welche Richtung sein Leben und seine Karriere noch nehmen werden. (fin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.09.2017)

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