Wikipedia kürte die besten deutschen Einträge

(c) FABRY Clemens
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Einträge über eine südafrikanische Spinne, Stachelschweine und John Adams konnten die achtköpfige Jury überzeugen. Doch nicht alles auf Wikipedia besteht die Qualitätskontrolle.

Ein erfahrener Wikipedia-Autor warnt vor manchen Artikeln des Online-Lexikons. "Wir denken viel zu oft: Was auf Wikipedia steht stimmt alles", sagte ein Autor mit dem Pseudonym "Magiers". Statt jeder Information blind zu vertrauen, sollten sich Nutzer genau ansehen, ob die Informationen aus guten Quellen stammen. Das sei nötig, weil für die Qualitätskontrolle der Artikel Laien verantwortlich sind.

Zwar müssen langjährige Schreiber die Beiträge unerfahrener Autoren überprüfen, bevor sie online gehen - "doch das verhindert nur die ganz groben Schnitzer", warnte "Magiers". Seinen echten Namen verrät er wie viele andere Autoren nicht. Das Lexikon bemühe sich, Klarnamen der Schreiber geheimzuhalten, sagte ein Sprecher. In manchen Regionen der Welt wären Autoren sonst gefährdet.

Plausible Informationen kommen ohne Faktencheck durch

Oft passiere es, dass Informationen plausibel klingen und deswegen freigeschaltet werden, ohne, dass es durch eine Quelle belegt sei, erklärte der Autor, der seit neun Jahren auf der Plattform Artikel verfasst. Er ist einer von knapp 6000 regelmäßigen, deutschsprachigen Autoren. 2,1 Millionen deutschsprachige Artikel werden gepflegt und aktualisiert. Jährlich kommen 130.000 neue Artikel hinzu.

"Magiers" ist Mitglied einer achtköpfigen Jury, die am Samstag in München in der Katholischen Journalistenschule die besten Wikipedia-Artikel prämiert. Die Gewinnertexte sollen sich laut Jury vor allem durch ihre spannenden Aufbau und Stil auszeichnen. Leser bekämen Lust auf die Themen, so die Jury. Die Themen der Gewinnertexte könnten unterschiedlicher nicht sein. Einerseits ging es um einen ehemaligen US-Präsidenten, das Leben des Fotografen Eadweard Maybridge, dann wieder um Stachelschweine und dann wieder um die bewegte Geschichte eines englischen Landschlosses.

Der Schreibwettbewerb fand zum 27. Mal statt und soll "einzig und allein der Befriedigung des Spaßfaktors" dienen, der oftmals beim täglichen Schreiben, Aktualisieren und Redigieren verloren gehe, schreibt die Jury auf der eigenen Wikipedia-Seite. 

Die Gewinnertexte

Eadweard Muybridge, der Artikel handelt über das Leben und den Werdegang des britischen Fotografen Muybridge.

Ebenfalls punkten konnte der Autor mit seinem Artikel über Alexander Cartellieri. Der Artikel zeichnet laut Jury "einen beispielhaften Lebenslauf für einen großbürgerlichen Gelehrten im Übergang zwischen Kaiserreich, Weimarer Republik und Nationalsozialismus."

Der Artikel über den zweiten US-Präsidenten John Adams bescherte dem Autor "Arabsalam" den dritten Platz.

Der Wikipedia-Autor "Cimbail" konnte mit seinem detaillierten und gut recherchierten Wissen über die afrikanische Skorpiongattung Opistophthalmus bei der Jury punkten.

Geldpreise wurden nicht verlieren, aber "dank einiger Spender" gab es eine "große Auswahl an Sachspenden". Die Gewinner konnten sich unter anderem über 500 Gramm Darjeeling, oder über selbstgemachte Marmelade oder über Bücher freuen.

(APA/Red. )

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