"Battle of the Sexes": Der Geschlechterkampf als Tennismatch

RELEASE DATE September 29 2017 TITLE Battle Of The Sexes STUDIO DIRECTOR Jonathan Dayton Valer
RELEASE DATE September 29 2017 TITLE Battle Of The Sexes STUDIO DIRECTOR Jonathan Dayton Valerimago/ZUMA Press
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Mann gegen Frau, schneller, stärker, besser. Dieser Vergleich, dieses Duell bewegt. Der Kinofilm "Battle of the Sexes" erzählt die Geschichte eines legendären Tennisspiels als Wendepunkt für die Gleichberechtigung, Bobby Riggs spielte gegen Billie Jean King.

Im Jahr 1973 forderte der Ex-Tennisprofi Bobby Riggs den Frauenchampion Billie Jean King zu einem Spiel heraus in dem er sie "zurück an den Herd" schicken wollte. Es hat nicht geklappt. Das Match, das King gewann, machte sie zu einem feministischen Leuchtfeuer und dient als Erzählstoff für "Battle of the Sexes" - ein nettes Zeitporträt mit Steve Carell und Emma Stone. Ab Freitag im Kino.

"Männliches chauvinistisches Schwein gegen behaarte Feministin!" So fordert der pensionierte Tennisprofi Bobby Riggs den Frauenchampion Billie Jean King im Jahr 1973 zu einem Tennismatch heraus. Sie will zunächst nichts von ihm wissen. Sie ist 29 und eine der besten Tennisspielerinnen der Welt. Er ist 55 und ein lächerlicher Clown, der Frauen zwar in der Küche und im Schlafzimmer gut findet, aber nicht auf dem Tenniscourt. "Ich will beweisen, dass Frauen lausig sind, und sie gehören nicht auf denselben Platz wie ein Mann", prahlt er, der sich von seiner reichen Ehefrau (Elisabeth Shue) aushalten lässt.

Und wenn Riggs sie schlägt?

Weil Frauen achtmal weniger als Männer verdienen, startet King zusammen mit der Managerin Gladys Heldman (Sarah Silverman) und anderen Spielerinnen ihr eigenes Frauenturnier. Erst als Riggs die Weltranglistenerste Margaret Court beim sogenannten "Muttertagsmassaker" vernichtet, willigt King in den "Kampf der Geschlechter" ein. Wenn sie Riggs schlägt, so denkt sie, wird sie beweisen, dass Frauen nicht nur gleiche Bezahlung im Sport, sondern Respekt in allen Bereichen der Gesellschaft verdienen. Die Veranstaltung wurde zum größten Fernsehereignis seit der Mondlandung und gilt als ein Meilenstein in der US-Sportgeschichte.

Das Ergebnis ist weitgehend bekannt, King verweist Riggs auf seinen Platz, aber die Hintergrundgeschichte ist faszinierend. Das verheiratete Regieteam Jonathan Dayton und Valerie Faris ("Little Miss Sunshine") erforscht nach einem Drehbuch von Simon Beaufoy ("Slumdog Millionär") das sexuelle Erwachen der Sportlerin in einer homophoben Ära. Nach Außen hin ist sie glücklich mit ihrem Ehemann verheiratet, aber sie beginnt privat eine Affäre mit ihrer Friseurin Marilyn (Andrea Riseborough). Die beiden haben eine Chemie, die ihre Karriere bedrohen könnte.

"King läuft wie ein Mann!"

"Battle of the Sexes" spielt vor allem mit dem offenen Chauvinismus der 70er-Jahre. "King läuft wie ein Mann", sagt ein Kommentator im Fernsehen. Wenn sie ihre Brille abnehmen und ihre Haare schneiden würde, könnte sie sogar hübsch sein. "Es ist nicht deine Schuld, es ist schlicht Biologie", sagt der Vorstand des Tennisverbands (Bill Pullman). Männer seien eben schneller, stärker und populärer. Es ist lustig, aber es ist auch ziemlich traurig.

Die Annahme, dass der Kampf für die Rechte der Frau gewonnen sei, hat sich mittlerweile in vielen Bereichen als trügerisch erwiesen - haben sich doch Dinge auch 44 Jahre nach dem legendären Match nicht verändert. Die gemachten Fortschritte sind zeitweilig ins Stocken geraten oder gar zurückgeblieben, was die Geschichte umso interessanter macht. Die beiden Hauptdarsteller von "Battle of the Sexes" erschaffen dabei wunderbare komplexe Charaktere. Steve Carell zeigt, dass unter all dem sexistischen Getue im Grunde ein "entmannter" Macho steckt, der nicht erkennen will, dass seine Glanzzeit vorüber ist, während Oscarpreisträgerin Emma Stone die Feministin mit einer liebenswerten Mischung aus Strenge und Verletzlichkeit porträtiert.

"Männliches chauvinistisches Schwein gegen behaarte Feministin!" So hätte vielleicht auch in abgeänderter Form die Tagline zum vergangenen US-Wahlkampf lauten können: Auf der einen Seite eine geschäftige, ernst zu nehmende Frau, auf der anderen ein chauvinistischer Showman. Es gibt auch heute keinen Mangel an Männern, die bereit sind, Frauen auszunützen, um sich reich und mächtig zu machen. Der Film wählt ein hoffnungsvolles Ende, aber wir alle kennen das kulturelle Erbe von Bobby Riggs: Männer in Hollywood, die Frauen sexuell belästigen und ein Playboy im Weißen Haus, der Frauen gerne in den Schritt fasst.

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