"Marvelous Mrs. Maisel": Neue Serie von Amy Sherman-Palladino

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"Gilmore Girls"-Schöpferin Amy Sherman-Palladino widmet sich einer New Yorker Komikerin in den 1950ern. Die Serie startet am 29. November auf Amazon Prime.

Sie ist das Rampenlicht nicht gewohnt: Miriam "Midge" Maisel ist liebevolle Hausfrau und Mutter im New York der 1950er. Kochen, ihrem Mann zur Seite stehen und in atemberaubender Geschwindigkeit Probleme lösen sind ihre Stärken. Doch darf die "Marvelous Mrs. Maisel" in Amy Sherman-Palladinos neuer Serie bald mehr - mehr von ihrer Komik zeigen, mehr Fragen stellen, mehr Herausforderungen meistern.

Das neueste Werk aus der Feder der "Gilmore Girls"-Schöpferin wurde für Amazon entwickelt. Wie schon bei ihrem TV-Hit zeichnen sich auch die Abenteuer der überaus sympathischen Mrs. Maisel  durch Wortwitz und skurrile Einfällen aus.

In der Hauptrolle überzeugt Rachel Brosnahan

In der Hauptrolle Rachel Brosnahan: Sie muss als jungverheiratete Frau mit zwei kleinen Kindern hinnehmen, dass es ihrem Gatten Joel (Michael Zegen) einfach reicht. So habe er sich das nicht vorgestellt, erzählt er ihr nach einem verkorksten Auftritt in einem Nachtclub. Er werde sie verlassen. Denn Joel hat einen Traum: als Comedian in der vibrierenden New Yorker Kleinkunstszene Fuß zu fassen. Zu blöd nur, dass die Schlagfertigkeit bei Midge eindeutig ausgeprägter ist als bei ihrer besseren Hälfte (die zusätzlich eine Affäre mit der Sekretärin hat). Nur bemerken will das zunächst niemand, schon gar nicht Joel, der mitten in der Nacht ihren (!) Koffer packt und aus dem gemeinsamen Apartment auszieht.

Was also tun? Zunächst scheint die toughe, selbstbewusst, aber auch etwas naive Midge ziemlich ungerührt von den absurden Vorwürfen ihres Mannes. Aber eine Flasche ist nicht weit, und flugs landet sie, getragen vom Ärger sowie leicht angesäuselt, auf eben jener Bühne, auf der Joel wenige Stunden zuvor so kläglich scheiterte. "Das also ist der Traum?", sagt sie wie zu sich selbst, bemerkt dabei das Publikum zunächst nicht - und sorgt schließlich mit einer aberwitzigen Schimpftirade für hemmungslose Lacher. Das geht so weit, dass sie blank zieht ("Wer würde nicht gerne zu diesen Beiden hier nach Hause kommen?") und von der Polizei abgeführt wird.

Sherman-Palladinos Vater war ein Stand-up-Comedian

Sherman-Palladino, an deren Seite erneut Ehemann Daniel Palladino für die Produktion zuständig zeichnet, entwirft das Bild einer Zeit, die zwischen Engstirnigkeit und Aufbruch changiert. Anhand etlicher historischer Zitate und Verweise, die im Laufe der Folgen an Dichte zunehmen, taucht man ein in den Alltag von Midge, ihren Eltern ("Monk"-Darsteller Tony Shalhoub und Marin Hinkle alleine wären schon ein Einschaltgrund) und natürlich der nicht zu verkitschten USA jener Ära. Besonders an "Mad Men", nur eben mit leichterem Ton, fühlt man sich hier erinnert.

"Mein Vater war ein Stand-up-Comedian, ich bin also mit diesen Leuten aufgewachsen", erzählt Sherman-Palladino über die Entstehung der Serie. "Irgendwie hatte ich das im Hinterkopf, als ich ein neues Projekt suchte." Bei Amazon sei man davon von Anfang an überzeugt gewesen. "Sie sagten mir sofort, ich soll es machen. Verdammt! Dabei war ich so gut als Arbeitslose", schmunzelte die US-Amerikanerin. Wesentlich sei ihr gewesen, die historischen Bezüge "vorsichtig" einfließen zu lassen. "Es sollte keine Aneinanderreihung von Imitationen werden, es ging einfach um reale Referenzpunkte für die Welt von Midge."

So erwacht nach und nach das New York der 1950er zum Leben. Wobei: "Man braucht viel Geld für so eine Show", gab ihr Ehemann Daniel Palladino zu bedenken. "In 'Game of Thrones' haben sie zwar Drachen, aber unsere Drachen waren Extras, Kostüme und die Autos von damals. All das kostet ziemlich viel, um es authentisch hinzubekommen." Der Blick zurück sei jedenfalls aus unterschiedlichen Gründen reizvoll - und diese sind nicht nur positiv. "Es wird für viele Frauen interessant zu sehen sein, dass sich viele Diskussionen kaum verändert haben", so Sherman-Palladino über die Rollen von Hausfrauen und Müttern, Selbstbestimmung und Emanzipation. "Es gibt immer noch so viele Dinge, die schon 1958 ein Problem waren. Daher wollten wir auch kein Postkartenimage verbreiten, es brauchte einen Motor. Und der ist Midge. Mit ihr kann man sich identifizieren."

Klischees werden bedient, aber auch gebrochen

Auch abseits der historischen Verortung verleiht Brosnahan (bekannt aus "House of Cards") ihrer Figur viel Verve. An ihrer Seite kann Alex Borstein als hemdsärmelige Nachtclubbesitzerin Susie Myerson mindestens ebenso oft punkten. "The Marvelous Mrs. Maisel" besticht aber nicht nur dank etlicher Lacher, sondern auch deshalb, weil Sherman-Palladino ihre Figuren jederzeit ernst nimmt. Klischees werden zwar gerne bedient, aber genauso oft gebrochen oder zur Verdeutlichung gesellschaftlicher Zwänge verwendet.

Diese Frauen sind stark und unabhängig, was ihnen natürlich einigen Gegenwind einbrockt. Eine weibliche Komikerin? Will sie nicht lieber singen? Zynische Kommentare, die Midge glücklicherweise nur noch mehr anstacheln. Schließlich hat sie die Lacher auf ihrer Seite, wenngleich das für viele eine ungewohnte sein mag. Mit Mrs. Maisel ist jedenfalls zu rechnen - kein Wunder, dass Amazon im Frühjahr gleich zwei Staffeln bestellt hat.

(APA)

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