Politisch geeint agieren hilft der Gesellschaft

Komplexe Strukturen entstehen weltweit ähnlich.

Am Anfang waren Menschen in kleinen bäuerlichen Gruppen organisiert, in denen jeder jeden kennt. Komplexitätsforscher wollen schon lange wissen, wie aus einer kleinen Gesellschaft eine große wird, in der sich nicht alle persönlich kennen und in der Wirtschaft, Politik und Technologie verflochten sind. Gemeinsam mit dem Complexity Science Hub, der von Med-Uni Wien, TU Wien, TU Graz und Austrian Institute of Technology (AIT) getragen wird, beantworten Forscher der US-Universität Connecticut diese Frage. Im Fachmagazin „Pnas“ stellen sie Ergebnisse aus der „Seshat: Global History Databank“ vor. Sie vereint das Wissen aus 30 Regionen der ganzen Welt und versammelt Daten zu Geschichte, Archäologie und Anthropologie, die bis zu 10.000 Jahre zurückreichen.

Kleine Staaten, große Reiche

Das Team konzentrierte sich auf 414 Gesellschaften, die von bäuerlicher Lebensweise immer weiter wuchsen: sei es zu kleinen unabhängigen Staaten oder großen Imperien wie dem Römerreich. Erstaunlich war dabei, dass die Abläufe über Jahrtausende hinweg weltweit ähnlich waren. Dies bestätigen Analysen von Merkmalen wie der Größe der Bevölkerungsgruppe oder des Territoriums, über die Vielschichtigkeit der Gesellschaft, den Ausbau der Hierarchieebenen wie Administration, Militär und Klerus, der Ausgestaltung des Politik- und Rechtssystems bis zu Infrastruktur-, Informations- und Geldsystemen. Als wichtigsten Faktor für die steigende Komplexität sehen die Wissenschaftler die Entwicklung von Funktionen und Technologien, die ermöglichen, dass viele Menschen geeint politisch agieren. Ein Anstieg der Komplexität geschieht jedenfalls meist sprunghaft, etwa durch kriegerische Gebietserweiterung. (APA/vers)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.12.2017)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.