Marx in Wien: Dämon der Wiener Bürger

Im Spätsommer 1848 kam Karl Marx nach Wien. Er sah hier wie in Paris den Kampf zwischen der Bourgeoisie und dem Proletariat. Dieser Aufenthalt wirkte wie ein Katalysator unter den Wiener „Doktoren der Revolution“. Günther Haller auf den Spuren von „Marx und Wien“.

Den traumatischen Übergang von monarchischen Großreichen zu republikanischer Verfassung hat Robert Musil in der Metapher der Parallelaktion von Regierungsjubiläen der Herrscher Österreich-Ungarns und des Deutschen Reichs kritisch erfasst. Gegenwärtig erleben wir Parallelaktionen in Serie, im Wochentakt der Neuerscheinungen zum Jahr 1918, seiner Vorgeschichte und Folgen – anknüpfend an die ominösen Achterjahre der österreichischen, europäischen und Weltgeschichte: 1848, 1918, 1938, 1968. Jubiläumsgetriebene Erinnerungskultur verdichtet sich an diesen historischen Wendepunkten.

In welcher Tradition, in welchem – in Wien „redimensionierten“ – Haus der Geschichte versteht sich unser herausgefordertes, verunsichertes Demokratiebewusstsein? 1916 wurde unbefangen der 100. Jahrestag des Todes (!) des „ewigen Kaisers“ als Kaiserjahr zelebriert; da durfte man in Bad Ischl, Hofmobiliendepot und Schönbrunn schon einmal den Weltkrieg eine Weile vergessen. 2017 wurde der 300. Geburtstag Maria Theresias spätbarock opulent abgefeiert – wir sind Kaiserin! –, so der Werbeslogan der Münze Österreich. (Groß)Vater- und Mutterfiguren österreichischer imperialer Identität in vorgeblicher Kontinuität! Unter welchem Zeichen wird 1918 stehen? Wird Marx' Geburtsjahr 1818 nicht nur mit einem von China gesponserten, fragwürdigen Denkmal und betulicher Landesausstellung in der Geburtsstadt Trier erinnert werden oder zu einem kritischen Diskurs über die von Marx erkannten Probleme der globalen Weltgesellschaft führen?

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