Südkorea: "Gangnam Style", Kultur und Architektur

South Korean rapper Psy PARK JAE SANG performing live at Taxim Square in Istanbul Turkey PUBLIC
South Korean rapper Psy PARK JAE SANG performing live at Taxim Square in Istanbul Turkey PUBLICimago/Seskim Photo
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Vom "Gangnam Style"-Star Psy über preisgekrönten Regisseur bis Künstler Nam June Paik: Zahlreiche südkoreanische Künstler haben ihre Spuren international hinterlassen.

MUSIK:

Auch wenn man wollte: Im Sommer 2012 kam man um "Gangnam Style" nicht herum. Urheber des anfänglichen YouTube- und folgend Radiohits war der Südkoreaner Park Jae-sang, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Psy. Mit dem abstrusen "Pferdetanz" eroberte er weltweit die Tanzflächen. Gangnam ist übrigens ein Stadtteil von Seoul, in dem der 1977 geborene Sänger seine Kindheit verbrachte. Mit dem Song brach Psy zahlreiche Rekorde: So ist "Gangnam Style" das erste Video, das auf YouTube zwei Milliarden Aufrufe verzeichnete. Nach der Folgesingle "Gentleman" im Jahr 2013 wurde es um Psy international wieder ruhiger; allerdings veröffentlichte er noch zwei weitere Alben. Zunehmend großer Popularität erfreuten sich auch über die Grenzen von Südkorea hinaus diverse Boy- und Girlbands, die dem K-Pop-Genre zuzuordnen sind.

Und nicht zuletzt hat sich Südkorea mittlerweile einen Namen im Bereich der klassischen Sänger erarbeitet, die bei den internationalen Wettbewerben regelmäßig reüssieren. Bereits zahlreiche Künstler fanden in den vergangenen Jahren den Weg ins Ensemble der Wiener Staatsoper, wo sich derzeit Jongmin Park einen Namen macht. Der in Südkorea geborene Counter Kangmin Justin Kim steht gerade an der Schwelle zum internationalen Durchbruch und machte etwa bei den Salzburger Festspielen 2017 in der Monteverdi-Trilogie auf sich aufmerksam. Als Instrumentalistin ist hingegen die koreanische Wahl-Bregenzerin Jasmine Choi erfolgreich, die mittlerweile als Flötistin weltweit auftritt und bei den heurigen Olympischen Spielen auch im Österreich-Haus ein Gastspiel geben wird.

FILM:

Reguläre Kinostarts von südkoreanischen Filmemachern sind hierzulande eher rar. Zu einiger Aufmerksamkeit brachte es in den vergangenen Jahren aber Regisseur Hong Sang-soo: Nach dem Gewinn des Goldenen Leoparden bei den Filmfestspielen von Locarno 2015 lief sein Film "Right now, Wrong then", in dem er die gleiche Liebesgeschichte in zwei subtilen Nuancen erzählte, auch in heimischen Kinos. Der Streifen "Yourself and yours" reüssierte 2016 in San Sebastian, wo Hong Sang-soo den Regiepreis erhielt. Bei der Berlinale 2017 wurde die Schauspielerin Kim Min-hee für ihre Rolle in seinem Film "On the Beach at Night Alone" als beste Schauspielerin ausgezeichnet. In dem Streifen spielt sie eine Schauspielerin, die nach einer Affäre mit ihrem verheirateten Regisseur in eine Sinnkrise gerät und sich ins Privatleben zurückzieht. Neben Hong reüssieren auch Kollegen wie Park Chan-wook ("Die Taschendiebin") oder Bong Joon-ho, dessen Netflix-Produktion "Okja" mit Tilda Swinton und Jake Gyllenhaal zuletzt in Cannes für Aufsehen sorgte, da sie als erster Film des Streamingdienstes in der Geschichte des Filmfestivals zunächst ausgebuht wurde.

BILDENDE KUNST:

Der wohl bekannteste bildende Künstler aus Südkorea ist unbestritten der 2006 verstorbene Videokunstpionier Nam June Paik: Geboren 1932 und aufgewachsen in Südkorea, floh er zu Beginn des Koreakrieges 1950 mit seiner Familie zunächst nach Tokio, wo er Musik- und Kunstwissenschaft studierte und sich dem österreichischen Komponisten Arnold Schönberg widmete. Als 24-Jähriger zog der Sohn eines reichen koreanischen Industriellen dann von Japan nach München, wo er weiterhin Musik studierte. Ende der 50er-Jahre experimentierte Paik mit Karlheinz Stockhausen im Kölner WDR-Studio mit elektronischer Musik. Nach einer Begegnung mit dem amerikanischen Komponisten John Cage entwickelte der Koreaner das Konzept der Aktionsmusik, bei der Instrumente zertrümmert und zufällige Geräusche mit klassischen Klängen gemischt wurden. Als Fluxus-Aktivist und Performancekünstler bezog Paik in den 60er-Jahren das Medium Fernsehen in seine häufig sarkastischen und gesellschaftskritischen Werke ein. Nach einer Professur an der Kunstakademie Düsseldorf verschaffte sich Paik 1982 weltweit einen Namen durch eine spektakuläre Installation aus 384 Monitoren im Pariser Centre Georges Pompidou. Bei den Olympischen Sommerspielen in Seoul errichtete er sechs Jahre später mit dem Medienturm "The More The Better" ein weiteres Großobjekt aus über 1.000 Monitoren. Er starb 2006 in Florida.

Weitaus weniger bekannt ist sein 1936 geborener Kollege, der Bildhauer und Maler Lee Ufan, der ebenfalls in Japan studierte und sich später in Europa niederließ. Erst im Vorjahr war er mit seiner Einzelausstellung "Jenseits der Erinnerung" auf der Kunstbiennale in Lyon zu Gast. In Deutschland lebt die 1971 geborene Installationskünstlerin Haegue Yang, die auf der documenta 13 im Jahr 2012 ihre Arbeiten präsentierte, für die sie aus Alltagsmaterial - Jalousien, Glühbirnen, Stoffreste, Kabel - poetische raumfüllende Gebilde schuf. Bereits im Jahr davor widmete ihr das Kunsthaus Bregenz eine eigene Schau.

ARCHITEKTUR:

Zu den bekanntesten südkoreanischen Architekten zählt Eun Young Yi, der mit seiner 2011 errichteten Stadtbibliothek in Stuttgart Bekanntheit erlangte. Der knapp 80 Millionen Euro teure Glasquader mit seinem riesigen Galeriesaal wurde damals als "Bibliothek des Jahres" ausgezeichnet.

LITERATUR:

Immer wieder fand er sich auf den Wettlisten für den Literaturnobelpreisträger: Der 84-jährige Schriftsteller Ko Un zählt zu den bekanntesten südkoreanischen Autoren. Kurz nach Ausbruch des Korea-Krieges floh er in ein buddhistisches Kloster, wo er zehn Jahre seines Lebens verbrachte. Ab 1960 begann er, Gedichte zu veröffentlichten. Zuletzt erschienen auf Deutsch die Bände "Blüten des Augenblicks" und "Die Sterne über dem Land der Väter" im Suhrkamp Verlag. Insgesamt schrieb Ko Un rund 130 Bücher.

Zur jüngeren Generation zählt hingegen Han Kang. Ihr Roman "Menschenwerk" erschien im Vorjahr auf Deutsch: Darin beschäftigte sich die Südkoreanerin mit einem Studentenaufstand des Jahres 1980, der vom damaligen Militärregime mit unfassbarer Gewalt beantwortet wurde. Han Kang, die mit ihrem abgründigen Roman "Die Vegetarierin" 2016 den Man Booker International Prize gewann, wurde 1970 in der südkoreanischen Provinzhauptstadt Gwangju geboren und wuchs ab ihrem elften Lebensjahr in Seoul auf. Sie studierte an der Yonsei University in Seoul Koreanische Literatur und trat zunächst mit Lyrik in Erscheinung. Bereits seit ihrer frühen Kindheit lebt wiederum die 1977 geborene Autorin Anna Kim in Österreich. Ihr gewichtiger Korea-Roman "Die große Heimkehr" erschien 2017 im Suhrkamp Verlag, bereits davor reüssierte sie mit Romanen wie "Anatomie einer Nacht" (2012) oder ihrem Kosovo-Roman "Die gefrorene Zeit" (2008), für den sie den Literaturpreis der Europäischen Union erhielt.

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