Vettori: "Solche Wettkämpfe wünschen wir uns nicht"

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Knapp drei Stunden hat sich der Normalschanzenbewerb der Skispringer am Samstag bei den Olympischen Spielen hingezogen.

Bei langen windbedingten Pausen, gefühlten minus zwanzig Grad und einem fast leeren Stadion kam nach Mitternacht kaum noch Stimmung auf. Mit dem Deutschen Andreas Wellinger gab es zumindest keinen Zufallssieger. Nochmals so einen Bewerb in Alpensia wünscht sich aber niemand.

Das machte auch Ernst Vettori, der Sportlicher Leiter im Österreichischen Skiverband für Kombination und Skispringen, klar: "Es war schwierig, die Punkte zeigen das auch. Wenn man von oben bis unten einen tollen Aufwind hat, dann hat man einen klaren Vorteil. Es war nicht gefährlich und es war kein Überraschungssieger. Es ist nach Mitternacht geworden, wir wünschen uns solche Wettkämpfe nicht", sagte er zur APA - Austria Presse Agentur.

Die Polen seien im zweiten Durchgang arm gewesen, mit u.a. Dawid Kubacki hatte es bereits im ersten Durchgang einen Mitfavoriten erwischt. "Aber es hat der Wellinger gewonnen, der auch im Training einer der Stärksten war", meinte Vettori.

Stefan Kraft war als 13. bester Österreicher. "Eine zähe Geschichte, und lang, über zwei Tage auch noch", konnte er angesichts der Uhrzeit sogar noch lachen. "Ich finde, ich habe keinen schlechten Job gemacht. Vom Tisch haben sie mir beide sehr gut gefallen. Unten ist mir immer irgendwie brutal das Gas ausgegangen. Ich habe immer bis 50, 60 m gemeint, ich hüpfe jetzt auch mal voll runter. Dann ist es irgendwie nie passiert."

Beim Blick auf die Windpunkte musste er die Stirn runzeln: "Ich habe minus 17 Windpunkte und weiß nicht, wo das war. Weil das hat sich nicht so angefühlt, bei minus 17 haut es dir normal die Ski um die Ohren." Unfair sei der Wettkampf nicht gewesen. "Unter den zehn ist keiner, der da nicht hingehört. Es war in dem Fall mühsam, aber die Besten sind vorne."

Michael Hayböck (17.) wunderte sich, dass überhaupt noch jemand in der an sich sehr schönen Arena war. "Dafür wie kalt es ist, sind eh noch viele Zuschauer da. Und wie lange, dass das schon dauert. Das ist schade." Dass es so spät sei, mache ihm nichts aus. "Wir schlafen eh in der Früh so lange und gehen spät schlafen, wir sind einen anderen Rhythmus gewöhnt. Für die Zuschauer daheim passt die Zeit ja."

Es sei schade, dass man gerade beim ersten Wettkampf das erste Mal einen richtig zähen Tag vom Wind her erwischt habe. "Wenn man sich den Dawid Kubacki anschaut, der zu den Mitfavoriten gezählt hat und nicht einmal in den zweiten Durchgang kommt, dann weiß man, das ist jetzt sicher nicht ganz fair. Wir können nur hoffen, dass es auf der Großschanze besser ist. Mir persönlich ist jetzt eiskalt. Und kaltwarm, was meine Leistungen betrifft. Mir fehlt noch eine gewisse Konstanz, das merke ich."

Alles andere als spannend sei es für die Zuschauer, wenn einer 88 m hüpft und dann einer 113, sagte Gregor Schlierenzauer (22.): "Aber es ist das Game zur Zeit, es ist sehr sensibel geworden die letzten Jahre, das weiß man. Und wenn man dann an so eine Schanze auch noch kommt, wo die Bedingungen turbulent sind, braucht man einfach ein Glück. Aber ich habe noch nie gesehen, dass ein olympischer Bewerb abgebrochen wurde."

Gerade vor Manuel Fettner (23.) hatte es auch noch eine lange Pause gegeben. "Das ist bitter, wenn man dann schon die Schuhe fest zugebunden hat. Dann wird es echt kalt. Zum Glück habe ich oben noch eine Italienerjacke gefunden und angezogen." Mit seinem zweiten Sprung ("Wut im Bauch") könne er ganz zufrieden sein, der erste sei ziemlich in die Hose gegangen.

In der Qualifikation war das Stadion weit besser gefüllt, das fiel auch Fettner auf. "Es ist halt sehr spät. Aber was zählt, sind die Fernsehzuschauer. Und die sitzen in Europa. Die Stimmung macht man sich eh selber. Ich weiß nicht, ob in Sotschi mehr Zuschauer waren. Oder in Falun. Predazzo war auch keine Mörderstimmung. Dann dürften wir das ganze Jahr nur noch Vierschanzentourneespringen springen oder Zakopane, immer im Radl durch." Zudem seien die Ticketpreise sehr hoch, das sei vielleicht ein Mitgrund für die leeren Tribünen.

(APA)

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