Google & der Geheimdienst

Notorisch neugierige Nachrichtendienstler zu bitten, bei der Sicherung von E-Mail-Konten zu helfen, ist eine reichlich abstruse Idee.

Es ist schon seltsam. Vor zwei Wochen hat Google China wegen seiner Zensurpolitik öffentlich den Fehdehandschuh hingeworfen. Nun kommt aus Mountain View die Meldung, dass der Internetsuchgigant künftig mit dem US-Geheimdienst NSA (National Security Agency) kooperieren wird.

Der Hintergrund: Hacker-Angriffe angeblich chinesischen Ursprungs sollen den Softwareriesen in die Arme der Datenschlapphüte getrieben haben, nachdem Computerspione versucht haben sollen, hinter das gut gehütete Geheimnis des Erfolges von Google zu kommen. Die chinesischen Hacker sollen sogar versucht haben, die E-Mail-Konten von Dissidenten zu knacken.

Nun ist Google aber in Erklärungsnotstand: Kein anderer US-Geheimdienst nährt die Paranoia – nicht nur von Verschwörungstheoretikern – mehr als der klandestinste der geheimen Dienste NSA. Zu den Aufgaben der Nachrichtendienstexperten in Fort Mead, Maryland, sollen das Abhören von Telefonleitungen und das Anzapfen des E-Mail-Verkehrs gehören. Dass nun Google die Hilfe des US-Geheimdienstes zur Abwehr von Hacker-Angriffen in Anspruch nimmt, sollte alle Inhaber von Gmail-E-Mail-Konten nervös machen. Genauso wenig, wie man einen Hund zum Aufpassen auf die Wurst abkommandieren sollte, sollte man notorisch neugierige Nachrichtendienstler bitten, für die Sicherheit von E-Mail-Konten zu sorgen. (Bericht: Seite 18)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.02.2010)

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