Fachkräftemangel kostet Mittelstand Umsatz

Innerhalb nur eines Jahres ist der Anteil der Firmen, die den Mangel an qualifiertem Personal als Gefahr für das eigene Unternehmen sehen, von 48 auf 59 Prozent gestiegen.
Innerhalb nur eines Jahres ist der Anteil der Firmen, die den Mangel an qualifiertem Personal als Gefahr für das eigene Unternehmen sehen, von 48 auf 59 Prozent gestiegen.(c) Clemens Fabry
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Zu wenig qualifizierte Mitarbeiter sind die größte Wachstumsbremse für heimische Mittelbetriebe, besagt eine Studie von EY. Die Hälfte beklagt bereits Umsatzeinbußen - Aufträge können nicht mehr angenommen werden.

Wien. Ob der Technologiekoloss Voestalpine, der Sanitärhersteller Geberit, der Werkzeugmaschinenbauer Krause + Mauser oder der Baunebengewerbebetrieb mit 20 Beschäftigten: „Die Presse“ hat anhand vieler Beispiele mehrfach berichtet, dass der Fachkräftemangel eines, wenn nicht überhaupt das größte Problem der Unternehmen schlechthin ist. Ein Problem, das es auch in anderen Ländern wie beispielsweise Deutschland gibt. Jetzt bestätigt eine Studie des Beraters EY mit harten Fakten diese Wahrnehmung: Der Fachkräftemangel dämpft das Wirtschaftswachstum, wobei der Mittelstand am meisten betroffen ist. 79 Prozent der von EY befragten 900 mittelständischen Firmen mit 30 bis 2000 Beschäftigten haben Probleme bei der Suche nach Mitarbeitern. Mehr als die Hälfte der Unternehmen (56Prozent) beklagt bereits Umsatzeinbußen aufgrund des Fachkräftemangels. Laut Umfrage verlieren 13 Prozent aller Unternehmen durch den Fachkräftemangel mehr als fünf Prozent ihres Jahresumsatzes, wobei es im Handel sogar 17 Prozent seien.

Innerhalb nur eines Jahres ist der Anteil der Firmen, die den Mangel an qualifiertem Personal als Gefahr für das eigene Unternehmen sehen, von 48 auf 59 Prozent gestiegen. Dabei öffnen die Firmen ihre Tore weit: 35 Prozent möchten ihre Belegschaft noch im ersten Halbjahr aufstocken – so viele wie noch nie seit Beginn der EY-Umfrage vor zehn Jahren. Aber woher nehmen? „Es gibt keine Branche und keinen Ort mehr, der vom Fachkräftemangel verschont ist“, sagt Erich Lehner, Managing Partner bei EY. In einigen Regionen herrsche bereits Vollbeschäftigung, das heiße, gut ausgebildete Fachkräfte könnten sich die Jobs aussuchen. Diese Situation treffe vor allem kleinere Betriebe, wenn sie mit bekannten, börsenotierten Konzernen im Wettbewerb um Mitarbeiter stünden. Damit, so Lehner, kämen KMU aber erst recht in die Bredouille.

Mund-zu-Mund-Propaganda

Ungeachtet der allgemein prekären Situation zeigt sich ein starkes Ost-West-Gefälle. In Salzburg haben 39 Prozent der Firmen große und weitere 49 Prozent „eher große“ Probleme, gute Mitarbeiter zu finden. In Tirol sind es 37 bzw. 46 Prozent, in Vorarlberg 32 bzw. 56Prozent. Am besten ist die Situation noch in Wien.

Nach Branchen betrachtet sind Transport (inklusive Kraftfahrzeuge), Bau- und Industrieunternehmen am stärksten betroffen. Am ehesten bleiben Stellen in der Produktion und im Marketing offen.

Bei der Rekrutierung sind die Unternehmen eher konservativ: 71Prozent setzen auf Mund-zu-Mund-Propaganda, 44Prozent verlassen sich auf Werbung in Online- und Printmedien. Mehr als ein Drittel der Firmen ist auch in sozialen Medien aktiv. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.02.2018)

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