Zwei Spiele, zwei Siege, der Europacup wieder im Bereich des Möglichen: Neo-Coach Thomas Letsch hat die Austria wiederbelebt.
Wien. Gut zwei Wochen nach dem Trainerwechsel schaut die Welt der Wiener Austria wesentlich besser aus. Mit dem 4:0-Heimerfolg über St. Pölten feierten Raphael Holzhauser und Co. den zweiten Sieg in Folge und schöpfen mit Blick auf eine Europacupqualifikation neue Hoffnung. Neo-Coach Thomas Letsch hat eine Wende eingeleitet, bleibt aber vorsichtig: „Wir müssen noch an vielen Dingen arbeiten.“
Der Blick auf die Tabelle zeigt zwar, dass man so wie zwei Wochen zuvor auf Rang sieben liegt. Allerdings hat sich der Rückstand auf Platz vier von zwölf auf sieben Punkte verkleinert. Vor den letzten zehn Runden keine unlösbare Aufgabe. Doch so gut die Siege gegen Nachzügler WAC und Schlusslicht St. Pölten auch tun – überbewerten wollte sie weder Letsch noch der zweifache Torschütze Florian Klein. „Wir müssen das erst über eine längere Phase unter Beweis stellen“, meinte der Außenverteidiger, der seinen ersten Profi-Doppelpack (12., 85.) bejubelte. Ob es reicht, im Schlager am kommenden Sonntag in Salzburg zu bestehen, muss sich erst weisen.
Seine Flexibilität stellte Letsch jedenfalls unter Beweis. Im Vergleich zu seinem taktisch konservativen Vorgänger Thorsten Fink nahm er prominente Änderungen vor. Mit Kevin Friesenbichler und Christoph Monschein brachte der Deutsche zwei Spitzen und durfte die Maßnahme mit Abstrichen durchaus positiv bewerten. Friesenbichler lieferte zwei Assists, Monschein traf. „Die zwei Stürmer sind sehr ähnliche Typen, das ist nicht immer einfach. Aber es hat geklappt.“ Man müsse mit weiteren Änderungen der Formation rechnen. „Es ist wichtig, dass wir flexibel sind. Mal mit zwei Spitzen, mal mit Raute im Mittelfeld.“
Schwachstellen im Blick
Auch wenn der Sieg über 90 Minuten verdient gewesen sei, erkannte Letsch auch Schwächen. Gerade nach Wiederbeginn hatte St. Pölten Aufwind. „Da wollten wir eigentlich noch eine Schippe drauflegen, waren dann aber nachlässig. Da hat man der Mannschaft auch angesehen, dass das Selbstvertrauen noch nicht so da ist“, erklärte er jene Phase, in der die Gäste bei einer ihrer wenigen Chancen fast den Anschlusstreffer zum 1:2 erzielt hätten, aber am Austria-Tormann scheiterten. „Patrick Pentz hat da sensationell gehalten“, lobte Letsch den Salzburger. Pentz führte für den Sieg auch die neu gewonnene mentale Stärke ins Treffen. „Vorher hätten wir in einer solchen Situation vielleicht ein Tor bekommen“, meinte der Goalie. „Man sieht, wie alle beißen. Der Trainer stellt uns überragend drauf ein, dass wir nicht zu locker werden.“
Diese Gefahr besteht bei St. Pölten derzeit ohnehin nicht. Nach der 20. Niederlage, der siebenten in den jüngsten acht Spielen, rangiert man weiter zehn Punkte hinter dem Vorletzten WAC. „Wir haben die Relegation im Hinterkopf, die Wahrscheinlichkeit, dass es uns trifft, ist riesengroß“, erklärte Coach Oliver Lederer. Das 0:4 stufte er als „zu hoch, aber verdient“ ein. „Es ist in dieser Saison einfach schwierig, wenn du das erste Gegentor bekommst.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.03.2018)