„Wien ist ein Zentrum des Kunsthandwerks“

Keine Massenware vom Fließband, sondern nach alter Tradition mit handwerklichem Geschick und persönlichem Eifer gefertigte Einzelstücke, das zeichnet die Erzeugnisse des Wiener Kunsthandwerks aus.
Keine Massenware vom Fließband, sondern nach alter Tradition mit handwerklichem Geschick und persönlichem Eifer gefertigte Einzelstücke, das zeichnet die Erzeugnisse des Wiener Kunsthandwerks aus.(c) Ludwig Kyral
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Kunsthandwerk. Ob Gold- und Silberschmied, Tischler, Hafner oder Mode- und Bekleidungstechnik – Österreichs Hauptstadt ist ein guter Boden für kreative Handwerker. Sie werden vom 6. bis 8. April präsentiert.

Mit dem Wiener Kunsthandwerk sind große Namen wie etwa Josef Hoffmann oder Koloman Moser verbunden. Doch das Kunsthandwerk lebt in der Bundeshauptstadt nicht nur von der Vergangenheit. Heute üben mehr als 7000 Unternehmen ein traditionelles Handwerk aus. Zu diesen kreativen Betrieben zählen Buchbinder ebenso wie Gold- und Silberschmiede, Hafner oder Mode- und Bekleidungstechniker. Alle Unternehmen haben eines gemeinsam: Sie stehen unter Leitung eines Meisters oder eines Experten mit vergleichbarer Ausbildung, sind handwerklich tätig und erbringen eigenschöpferische Leistungen. Die Kreativität, mit der individuelle Entwürfe geschaffen werden, wird dabei mit höchstem Fertigungsniveau auf Basis gediegener handwerklicher Ausbildung kombiniert. Das führt, so Maria Smodics-Neumann, Obfrau der Sparte Gewerbe und Handwerk der Wirtschaftskammer Wien, „zu einzigartigen Produkten, die neben ihrem Nutzen und ihrer Qualität auch durch Individualität und künstlerische Komponenten überzeugen.“

Auf Plattform präsentiert

Maria Smodics-Neumann, selbst Gewerbetreibende in der Mode- und Bekleidungstechnik, ist stolz auf diesen Wirtschaftszweig: „Diese Betriebe machen Wien zu einem Zentrum des Kunsthandwerks und sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in unserer Stadt.“ Um die bunte Vielfalt des Handwerks der Öffentlichkeit zu präsentieren, hat die Sparte Gewerbe und Handwerk der Wirtschaftskammer Wien bereits vor vier Jahren die Plattform Wiener Kunsthandwerk (www.kunsthandwerk.wien) ins Leben gerufen. Über 200 Betriebe aus 14 Branchen wurden seitdem Teil dieser Kooperation. Die Plattform soll diese Berufszweige und ihre Leistungen stärker ins Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit rücken.

Das Können dieser Wiener Kunsthandwerker lässt sich vom 6. bis 8. April hautnah erleben. 40 Betriebe der Plattform laden anlässlich der Europäischen Tage des Kunsthandwerks zum Mitmachen in ihre Ateliers. „Einem Bildhauer bei der Arbeit über die Schulter schauen, selbst zu Hammer und Meißel greifen oder auch Schmuck eigenhändig emaillieren: Das alles und noch viel mehr ist von 6. bis 8. April bei den Europäischen Tagen des Kunsthandwerks möglich“, sagt Maria Smodics-Neumann. Die Unternehmen bieten an diesen drei Tagen ein buntes Programm mit Mitmach-Workshops und Vorträgen.

Workshops und Museen

Bei einigen Ateliers stehen sogar Workshops eigens für Kinder auf dem Plan, zum Beispiel das Bemalen von Pappmaché-Masken. Erstmals präsentieren sich an diesen Tagen Kunsthandwerker auch in einer Schauwerkstätte im Gewerbehaus der Wirtschaftskammer. Außerdem veranstalten Wiener Museen im Rahmen der Europäischen Tage des Kunsthandwerks Sonderführungen zum Thema Handwerk und Workshops zu vergünstigten Eintrittspreisen.

Die Plattform Wiener Kunsthandwerk ist bereits zum vierten Mal Partner der internationalen Initiative. Ausgehend von Frankreich nehmen heuer 19 Länder daran teil. „Bei den Europäischen Tagen des Kunsthandwerks beweisen unsere Handwerksbetriebe einem breiten Publikum ihre Vielfalt, ihr Können und ihre Schaffenskraft“, meint Maria Smodics-Neumann und begrüßt, dass die Veranstaltung diesmal unter der Schirmherrschaft der Österreichischen UNESCO-Kommission steht.

Nicht nur die Bewohner und Besucher von Wien wollen die Handwerksbetriebe der Bundeshauptstadt ansprechen. Die Betriebe und Kulturinstitutionen aus Österreichs Hauptstadt sind mit ihren Produkten und Leistungen auch auf Exportmärkten erfolgreich. Um diese Aktivitäten zu unterstützen hat die Wirtschaftskammer Wien bereits 1995 „Wien Products“ gegründet. Unter dem Slogan „Carefully created. Mindfully made“ und dem Gütezeichen „Wien Products“ werden die Produkte und Leistungen auf internationalen Märkten angeboten.

Internationale Marke

„Wien Products“ ist weltweit auf Präsentationen, Messen und Ausstellungen vertreten. In den vergangenen Jahren wurden auch eigene Veranstaltungen und Initiativen entwickelt. So gibt es die „Wien Products Collection“, eine Sammlung, in die nur Stücke aufgenommen werden, die in Kooperation zwischen Wiener Designern und Wiener Handwerksbetrieben entstehen. „Die Kreationen zeichnen sich durch Handwerkskunst, Eleganz und natürlich Funktionalität aus, dazu kommt die Herkunft ,Made in Vienna‘, alles zusammen macht diese Meisterwerke aus Designerhand so einzigartig und wertvoll“, meint Smodics-Neumann. Damit setzt die Wien Products Collection auf das Erfolgsrezept, traditionelles Handwerk mit neuem Design zu kombinieren. Und das kommt bei den Kunden in Österreich ebenso gut an wie auf den internationalen Märkten. Gediegene und individuelle Handwerksarbeit liegt seit einigen Jahren wieder voll im Trend. Für immer mehr Menschen haben solche Kreationen einen gänzlich anderen Stellenwert als industrielle Massenprodukte. „Ein hochwertiges, handgefertigtes Erzeugnis spiegelt hohes Können und die Liebe zu Beruf, Tradition und Kultur wider. Die Menschen schätzen heute wieder solche Produkte mit Geschichte, ebenso wie ihre Individualität und ihre nachhaltige Herstellung,“ sagt Maria Smodics-Neumann zur Rückbesinnung auf Handwerk und Tradition und damit zum Erfolg dieser Betriebe.

http://kunsthandwerkstage.at

www.kunsthandwerk.wien

Branche in Zahlen.

Information

Unter den 58.000 Wiener Gewerbebetrieben finden sich rund 900 Kunsthandwerker. Dazu gehören Gold- und Silberschmiede, Uhrmacher, Musikinstrumentenerzeuger, Buchbinder und die Erzeuger kunstgewerblicher Gegenstände.
Insgesamt beschäftigen die Wiener Gewerbebetriebe rund 145.000 Menschen und bilden 30 Prozent aller Lehrlinge aus.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.03.2018)


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