Politischer Aschermittwoch: Strache als "blauer Heinzi"

Politischer Aschermittwoch: Strache als
Politischer Aschermittwoch: Strache als "blauer Heinzi"(c) APA (Rubra)
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Bei der traditionellen Aschermittwochs-Rede in Ried setzen die Freiheitlichen auf Altbekanntes. FP-Chef Strache wettert gegen "Rotfunk", EU und Rot-Schwarz. Er schließt eine Hofburg-Kandidatur nicht aus.

Ried im Innkreis. Blaue Luftballons in der abgewohnten Jahnturnhalle, dicke Rauchschwaden, Bierdunst, Trachtenkapelle, dicht gedrängtes Publikum auf den Bierbänken: Am Setting des politischen Aschermittwochs der Freiheitlichen in Ried ist jeder Modernisierungsversuch spurlos vorübergegangen. Auch die Feinbilder der freiheitlichen Rhetorik sind nicht neu: der „Rotfunk", das rot-schwarze Versagen in der Ausländerpolitik, bei der Kriminalitätsbekämpfung, die zentralistische Europäische Union, das Versagen der Manager in den staatsnahen Betrieben.

Zum 19. Mal zog die Mischung aus markigen Sprüchen und Heringsschmaus auf Plastiktellern freiheitliche Kameraden aus ganz Österreich in die seit Wochen ausverkaufte Turnhalle. Eintritt: 13 Euro. Unter den Ehrengästen: Nationalratspräsident Martin Graf und die „Jeanne d'Arc der österreichischen Innenpolitik", Barbara Rosenkranz. Beide sind Figuren im Strategiespiel für einen FP-Kandidaten für das Präsidentenamt: Dass es einen freiheitlichen Bewerber geben werde, stellte Heinz-Christian Strache gleich zu Beginn klar. Doch wer das sein wird, das ließ er offen: „Warum soll ein blauer Heinzi nicht auch antreten dürfen?", ätzte der FP-Chef, der sich selbst damit als Kandidat nicht ausschloss. „Die anderen Parteien sollen bis zuletzt Sorge haben, dass alles möglich sein kann bei dieser Wahl."

Eines jedenfalls ist für ihn schon jetzt klar: Einem „Österreichbeschimpfer" Alfons Haider würden weder er noch Rosenkranz als Bundespräsident ein Interview beim Opernball geben. Die FPÖ werde dafür sorgen, dass bei der Präsidentenwahl nicht „fad an den Problemen der Österreicher vorbeidiskutiert wird". Man werde bei sozialen Problemen, Sicherheit und Ausländerfragen kein „Herumgedruckse" von Heinz Fischer zulassen.

Jahr eins nach Häupl

Klar ist das Ziel für die Wiener Wahl: „Nächstes Jahr beginnt in Wien eine neue Zeitrechnung: Das Jahr eins nach Michael Häupl." Die 20-Prozent-Marke wolle man klar überspringen: „Ich werde dafür sorgen, dass der echte Wiener nicht untergeht." Begeisterte Zustimmung erntete Strache im Innviertel für seine Ansage: „Minarette haben in unserem Landschaftsbild nichts verloren." Er stehe zur Religionsfreiheit, dafür brauche es aber keine Minarette.

Strache forderte Verteidigungsminister Norbert Darabos wegen des missglückten Bundesheervideos zum Rücktritt auf. Dieser lasse keinen noch so kleinen Fettnapf aus. Die beste Nebenrolle in der Regierung spiele aber Bundeskanzler Werner Faymann. Dieser sei vom „Hoffnungsträger" zum „Wasserträger der ÖVP" geworden. Er folge jeder Befehlsausgabe seines Vizekanzlers Pröll. „Jeder Kasperl braucht seinen Sepperl." Neu an der Aschermittwochsregie war nur der Zeitplan: Nach knapp einer Stunde war die Strache-Rede vorbei, die freiheitlichen Kameraden drängten in Scharen zur Autogrammstunde auf die Bühne.

Die FPÖ hat übrigens nicht mehr das Monopol, was markige Aschermittwochsreden betrifft. Wirtschaftskammerchef Christoph Leitl in Salzburg und der grüne Abgeordnete Peter Pilz in Klagenfurt interpretierten die Aschermittwochstradition auf ihre Weise.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.02.2010)

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