Das letzte Wort ist nicht gesagt

Eine als „todessehnsüchtig“ wie als „sexuell rege“ Gehandhabte. „Voll innerem Reichtum“ sieht sie sich. Im steten Versuch, dem nicht Sagbaren Worte entgegenzusetzen. Hertha Kräftner, 1928 bis 1951: ein Gedenkblatt.

Wer war Hertha Kräftner? Eine oft gestellte Frage. Wer konnte sie geworden sein, in einem Leben, das, kaum angefangen, geendet hat. Geworden war sie eine hochbegabte Autorin. Damit verbunden eine, die sich verletzt hat und verletzt worden ist, stets im Schatten des Satzes: „Ich bin schon eine Tote“, den sie mit 17 geschrieben hat, und ihrer Jagd nach dem Glück, einer Hand, einem Halt: „Ich glaube, es war Panik, die mich von einem zum anderen trieb auf der Suche nach Schutz an den ungeeignetsten Orten, bei den unmöglichsten Leuten“, lässt Tennessee Williams in „Endstation Sehnsucht“ seine Blanche sagen. Ob sich der Satz auf Kräftner umlegen ließe, die beim Anblick von Babykleidern im Schaufenster ihre Gedanken festhält, „die Möglichkeit, ein Kind zu haben“, wenige Tage vor dem Suizid. Der Brief an Wolfgang Kudrnofsky ist da, nicht die Antwort, sie verbrennt alle an sie ergangenen. Davor wird jede mögliche Aussicht nach Halt hinterfragt sein: „Nach einem Jahr Unterbrechung ruft mich Hertha an“, hält Hermann Hakel, Herausgeber der Zeitschrift „Lynkeus“, fest, „und bittet mit bedrückter Stimme um ein Gespräch.“ Sie wird vertröstet: Später! „Mein aufgeregtes Herzklopfen, der Versuch, mich zu beherrschen, um Zeit zu gewinnen . . . Wenige Tage später war sie tot.“

Sein Gedenken, das er ihr nachwirft: „Dort! Eine blasse Brünette / ein schönes verträumtes Gesicht in der Passantenkette / das ist . . . nein! Sie ist es doch nicht / Sie, die ich wochenlang liebte, die junge Dichterin / jetzt ging sie, die Selbstmord verübte / durch meinen Atemzug hin / Wie hieß Sie? Ich hab es vergessen / mein Hirn gibt den Namen nicht her / Ich such ihn und hör unterdessen / den lärmenden Straßenverkehr / Ein Mädchen, verdorben im Bette / Der Ansatz zu einem Gedicht / Ach, eine blasse Brünette/ mit schönem, verträumten Gesicht.“

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