Reinhard Gösweiner: Ein Volltreffer für die Biathleten

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Trainer Reinhard Gösweiner hat Österreichs Biathleten wieder zurück in die Erfolgsspur geführt. Sumann, Landertinger und der Rest des Teams danken es dem Oberösterreicher mit olympischem Silber und blindem Vertrauen.

WHISTLER. Reinhard Gösweiner ist einer, der Ruhe ausstrahlen will. „Weil ich Vorbild für meine Athleten sein will“, sagt der Biathlon-Trainer aus Windischgarsten. Als Christoph Sumann aber beim zweiten olympischen Bewerb, dem Verfolgungsrennen, auf Medaillenkurs war, war es auch um Gösweiners Gefasstheit geschehen. „Ich glaube, ich bekomme einen Herzinfarkt“, sagte der Vater von drei Kindern. Wenig später liefen ihm Freudentränen über die Wangen: „Die Silbermedaille ist der Lohn für so viel harte Arbeit.“

Es hat den Windischgarstner gebraucht, um aus Österreichs Biathleten, die nach dem Skandal bei den Olympischen Spielen 2006 wie geprügelte Schießbudenfiguren dastanden, wieder erfolgreiche Skijäger zu machen. Zwei Jahre nach Turin übernahm Gösweiner die Geschicke als Cheftrainer des Österreichischen Skiverbandes und baute die Biathlonmannschaft neu auf.

Empfohlen hatte sich der gelernte Werkzeugmacher und technische Zeichner für diesen Job durch seine jahrelange Arbeit im Nordischen Ausbildungszentrum in Eisenerz, wo er als Betreuer des Nachwuchses tätig war. Er schliff unter anderem den Rohdiamanten Dominik Landertinger zu einem, der bei Großereignissen glänzt. Landertinger dankte es seinem Trainer. Der gebürtiger Braunauer, der in Hochfilzen lebt, wurde 2009 Weltmeister im Massenstart.

Doch Gösweiner ist auch einer, der mit älteren Sportlern umgehen kann. So fand etwa Quereinsteiger Sumann durch den 38-Jährigen neue Motivation. Der Silbermedaillen-Gewinner streut seinem Chefcoach Rosen: „Er hat neue Impulse gesetzt. Der Reini schaffte ein neues Umfeld und fördert und fordert uns.“

Blindes Vertrauen

Dass Gösweiner, der als aktiver Sportler selbst einige Europacuprennen lief, nur etwa drei Jahre älter ist als der Steirer, ist weder für den einen noch für den anderen ein Problem. Seine Athleten schätzen die Ruhe, die Sachlichkeit und vor allem die Fairness des Coaches. Und sie vertrauen ihm blind, wenn es darum geht, das Gewehr für schwierige Windbedingungen zu kalibrieren.

Akribisch war Gösweiner auch in der Vorbereitung auf diese Winterspiele. Nahe seiner Heimat, in der Rosenau, bauten er und die Helfer des Leistungszentrums etwa die Olympia-Loipe mit allen Anstiegen und Abfahrten nach. Sogar die Zielscheiben wurden in der exakt gleichen Höhe wie in Whistler angebracht. Der Aufwand hat sich mit Sumanns Silbernen schon gelohnt. „Diese Einzelmedaille war toll, wir hätten es sogar in der Hand gehabt, mehr zu schaffen, das ist ein bisschen ein Wermutstropfen“, sagte Gösweiner und sprach damit das tolle, aber letztlich unbelohnte Ergebnis im Massenstart-Einzelbewerb an. Daniel Mesotitsch landete auf dem undankbaren vierten Platz, Teamkollege Sumann auf dem fünften.

Die Aussichten sind aber gute. Nicht wenige Insider glauben, dass die österreichischen Biathleten in der Zukunft noch weitere Volltreffer landen. Mit weiteren Medaillen bei Großereignissen wäre es mit Gösweiners Ruhe dann wohl endgültig vorbei.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.02.2010)

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