Der Handshake-Marathon zwischen dem US-Präsidenten und dem Diktator

Das ist der Moment, auf den alle gewartet haben: Um 9 Uhr Ortszeit in Singapur treffen erstmals ein amtierender US-Präsident und ein nordkoreanischer Machthaber aufeinander. Ernst und sehr konzentriert wirken Donald Trump und Kim Jong-un, als sie vor einer Wand nordkoreanischer und US-Flaggen aufeinander zugehen.

15 Sekunden dauert der Handschlag. Kim, mit mutmaßlich 34 Jahren weniger als halb so alt wie der 71-jährige Trump, ist zu hören, wie er auf Englisch sagt: "Schön Sie zu treffen, Herr Präsident". Und: "Viele Leute in der Welt werden dies für eine Art Fantasie halten, aus einem Science-Fiction-Film." Trump grinst zurück, greift dem anderen zwei Mal an die Schulter.

Wenig später zelebrieren Trump und Kim noch einen weiteren Händedruck in der Bibliothek des Fünf-Stern-Hotels, in die sich die beiden nur mit einem Übersetzer und einer Übersetzerin zu einem persönlichen Gespräch zurückzogen. "Wir werden eine großartige Beziehung haben, daran habe ich keine Zweifel", betonte Trump an der Seite Kims. Der nordkoreanische Machthaber sagte seinerseits, der Weg zu diesem Treffen sei "nicht leicht" gewesen.

Daumen hoch für den Diktator: 41 Minuten dauert die persönliche Unterredung der beiden, zu dem nur ein Übersetzer und eine Übersetzerin anwesend waren. Trump zeigte sich danach optimistisch. Die Gespräche liefen "sehr, sehr gut", sagte Trump. "Exzellentes Verhältnis", meint er, bevor Trump und Kim die Beratungen in größerer Runde fortsetzten."Gemeinsam werden wir uns der Sache annehmen. Wir werden es lösen."

Und noch einmal Händeschütteln war am Verhandlungstisch mit den Beratern angesagt. Am Gespräch in größerer Runde nahmen unter anderem US-Außenminister Mike Pompeo, der Nationale Sicherheitsberater John Bolton und Trumps Stabschef im Weißen Haus, John Kelly, teil. An der Seite Kims saß unter anderem der frühere Geheimdienstchef Kim Yong-chol.

Ein weiteres Mal, weil es so schön ist: Trump und Kim schütteln die Hände. "Ich glaube, das ist ein guter Auftakt für Frieden", zeigte sich auch der nordkoreanische Diktator zuversichtlich. Kein Wunder, dass so zufrieden ist. Der US-Präsident signalisierte ihm an diesem Tag mehrmals, dass Nordkorea nun wieder zurück auf der diplomatischen Weltbühne ist.

Selbst Kim Jong-un versuchte sich nach Beendigung der Verhandlungen in großer Runde in einer Geste der Überlegenheit: Er legte dem US-Präsidenten die Hand auf den Arm. Bei den Nordkoreanern wird das gut ankommen. In den USA jedoch sorgten auch die Fotos der beiden Männer vor der US-Flagge auf Sozialen Netzwerken für Empörung.

Auch ein Spaziergang in den Gärten des Luxushotels Capella stand an. Einmal mehr symbolisiert der US-Präsident Harmonie - und Kim lächelt in die Kamera.

"Bekommt jeder ein gutes Bild? Also, sehen wir freundlich, attraktiv und dünn aus? Perfekt." Donald Trump wollte sich vor dem gemeinsamen Mittagessen mit der Delegation um Kim Jong-un schön in Szene gesetzt wissen. Auf dem Menü standen unter anderem eingelegte Ripperl vom Rind in Rotweinsoße mit gedünstetem Brokkoli und Kartoffelgratin.

Fototauglich war natürlich auch die Unterzeichnung der Abschlusserklärung: Darin erklärt sich Kim grundsätzlich zu einer "vollständigen" atomaren Abrüstung bereit - und Trump im Gegenzug zu Sicherheitsgarantien.

Auch die Nordkoreaner wissen über das Treffen Bescheid. Sogar nordkoreanische Medien waren in Singapur vor Ort. Es ist das erste Mal, das die Medien des abgeschotteten Regimes zeitgleich über eine Auslandsreise eines Machthabers berichten.