Hintergrund: Slowenen-Organisationen in Kärnten

Drei Organisationen sehen sich als Vertreter der Volksgruppe: Rat, Zentralverband und Gemeinschaft der Slowenen.

Wer sich als Kärntner Slowene vertreten lassen will, hat die Wahl. Drei Organisationen sehen sich - nicht zuletzt in der Frage der zweisprachigen Ortstafeln - als offizielle Stimme ihrer Volksgruppe:

  • der Rat der Kärntner Slowenen (NSKS),
  • der Zentralverband slowenischer Organisationen Kärntens (ZSO)
  • und die erst seit 2003 existierende Gemeinschaft der Kärntner Slowenen und Sloweninnen (SKS).

Ob es künftig nur noch zwei Alternativen gibt, weil sich der Rat - wie am Dienstag angekündigt - auflösen will, bleibt abzuwarten.

Gemeinsames Gremium von Rat und Zentralverband ist der "Koordinationsausschuss" (KOKS): Der engere Koordinationsausschuss besteht aus jeweils drei Mitgliedern beider Organisationen und versucht, vorerst übereinstimmende Beschlüsse festzulegen, die nach außen vertreten werden.

Der erweiterte Koordinationsausschuss - er wurde wegen Zwistigkeiten zwischen den Organisationen seit 2006 nicht mehr einberufen - sollte vor allem bei grundlegenden Fragen der slowenischen Volksgruppe zurate gezogen werden. Brücke zwischen Zentralverband und Gemeinschaft ist hingegen der "Verbindungsausschuss".

Rat der Kärntner Slowenen seit 1949

Der Rat der Kärntner Slowenen wurde 1949 als Sammelbecken der christlichen Bevölkerungsmehrheit unter den Kärntner Slowenen gegründet und sieht sich als "eine dem christlichen Weltbild verbundene Organisation".

Seit 1995 werden im Rat der Obmann und der Volksgruppentag vom Volk direkt in geheimer Wahl gewählt. Der Volksgruppentag ist das höchste Beschluss- und Entscheidungsgremium (48 Mitglieder, die auf Wahlsprengel- und allgemeinen Kandidatenlisten gewählt werden). Obmann ist seit 2009 Karel Smolle.

Wegen seiner "eingeschränkten Kompetenzen" setzt sich der Rat der Kärntner Slowenen für eine Reform des 1976 im Volksgruppengesetz festgeschriebenen Volksgruppenbeirates des Bundeskanzleramtes ein. Dieser diene derzeit lediglich "zur Verteilung der Förderungsmittel", ein politischer Einfluss sei dem Beirat bisher verwehrt geblieben.

Zentralverband ursprünglich links

Der ursprünglich linksgerichtete Zentralverband wurde 1955 gegründet und geht aus mehreren Widerstandsbewegungen gegen den Nationalsozialismus hervor. Die Mitgliederorganisationen nominieren alle vier Jahre ihre Delegierten, die auf der Hauptversammlung aktives und passives Wahlrecht besitzen.

Mitglieder der Dachorganisation sind unter anderem der Slowenische Kulturverband, der Schulverein, der Verband der ausgesiedelten Slowenen, der Verband der Kärntner Partisanen, Slowenischer Alpenverein und Slowenischer Frauenverband. Obmann ist seit vielen Jahren Marjan Sturm, gleichzeitig Vorsitzender des Volksgruppenbeirates.

Knalleffekt im Sommer 2003

Im Sommer 2003 kam es im "Rat der Kärntner Slowenen" zum Knalleffekt. Der damalige Obmann Bernard Sadovnik war einige Wochen zuvor wegen "schwerer Differenzen" mit anderen Mitgliedern von seiner Funktion zurückgetreten - es folgte die Gründung der "Gemeinschaft der Kärntner Slowenen und Sloweninnen" (Skupnost koroskih Slovencev in Slovenk, SKS).

Sadovnik berief sich auf die "Fortsetzung des konstruktiven Dialoges" in der Ortstafelfrage, die für ihn im Rat nicht mehr möglich schien und strebte die Schaffung einer "Dachorganisation" an, in der sich alle Fraktionen innerhalb der Volksgruppe finden sollten.

(APA)

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