"Vernichtung durch Arbeit": Der Beginn des KZ Mauthausen

Blick in einen Hof des ehemaligen Konzentrationslagers Mauthausen
Blick in einen Hof des ehemaligen Konzentrationslagers MauthausenAPA/RUBRA
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Vor 80 Jahren begannen die Bauarbeiten am späteren KZ Mauthausen. Anfangs saßen in dem Lager der härtesten "Stufe 3" vor allem Deutsche und Österreicher ein.

Der Baubeginn des ehemaligen KZ Mauthausen jährt sich heuer zum 80. Mal. Bereits kurz nach dem Anschluss am 12. März 1938 hatte Gauleiter August Eigruber verkündet, dass man mit der Errichtung eines Konzentrationslagers in Mauthausen "ausgezeichnet" werde. Errichten mussten es dann die Häftlinge selbst. Die ersten wurden am 8. August von der SS aus dem KZ Dachau ins Mühlviertel überstellt.

Anfangs handelte es sich bei den Insassen vor allem um Deutsche und Österreicher, allesamt Männer. Nach Kriegsbeginn wurden dann Menschen aus ganz Europa nach Mauthausen deportiert, in der zweiten Kriegshälfte auch Frauen. Insgesamt waren zwischen 1938 und 1945 etwa 190.000 Personen aus mehr als 40 verschiedenen Nationen im KZ Mauthausen/Gusen und in seinen Außenlagern inhaftiert. Mindestens 90.000 fanden dort den Tod.

Häftlingen bauten auch unterirdische Fabriken 

Ab Dezember 1939 mussten Häftlinge aus Mauthausen auch im nahen Gusen ein Zweiglager errichten, das im April 1940 in Betrieb ging. 1941 baute die SS in Mauthausen eine Gaskammer, in der Menschen systematisch ermordet wurden. Das KZ entwickelte sich rasch zu einem System aus mehreren zusammenhängenden Lagern. Ab Ende 1943 wurden Häftlinge auch beim Bau unterirdischer Fabriken - etwa in den Stollen zur Flugzeugproduktion in St. Georgen an der Gusen - eingesetzt, was die Opferzahlen bald in neue Höhen trieb.

Mauthausen und Gusen wurden als Lager der härtesten "Stufe 3" eingeordnet, "Vernichtung durch Arbeit" lautete die Vorgabe. In Mauthausen betrieb die SS einen, in Gusen drei Steinbrüche. Der abgebaute Granit war für den Ausbau der "Führerstadt" Linz vorgesehen. Die durch Krankheit arbeitsunfähig gewordenen Häftlinge wurden für medizinische Versuche missbraucht, ermordet oder in abgetrennten Lagerbereichen sich selbst überlassen.

Von "Berufsverbrechern", "Asozialen" bis "Zigeunern"

Die Gefangenen wurden mit verschiedenfarbigen Stoff-Dreiecken (Winkeln) und Buchstabenkürzeln gekennzeichnet: MItunter wurde zwischen "Berufsverbrechern", "Asozialen", politischen Gegnern, Zeugen Jehovas ("Bibelforschern") oder Homosexuellen unterschieden, auch Juden, Roma oder Sinti ("Zigeuner") wurden extra markiert. Die Kennzeichnung bestimmte über das Ausmaß der Terrorisierung durch die SS-Schergen und nicht zuletzt über die Überlebenschancen. Juden und Kriegsgefangene aus der Sowjetunion wurden am schlechtesten behandelt, während Kriminelle am leichtesten zu "Funktionshäftlingen" aufstiegen. Diese mussten für die Ordnung im Lager sorgen und erhielten im Gegenzug gewisse Privilegien.

Am 5. Mai 1945 erreichte die US-Armee Mauthausen. Viele Häftlinge waren so geschwächt, dass sie noch in den Tagen und Wochen nach ihrer Befreiung starben. Am 20. Juni 1947 übergaben die Sowjets das Areal der Republik Österreich mit der Auflage, dort eine Gedenkstätte zu errichten. Alljährlich wird in Mauthausen im Rahmen einer internationalen Feier, zu der auch Überlebende anreisen, der Befreiung gedacht.

In der vergangenen Woche wurden Hinweisschilder an beiden Richtungsfahrbahnen der Westautobahn bei den Ausfahrten St. Valentin in Niederösterreich aufgestellt, um den Besuchern bei der Anreise zu helfen, wie das Büro von Staatssekretärin Karoline Edtstadler (ÖVP) am Wochenende mitteilte.

(APA)

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