Musikindustrie.

Milliardär Paulson verkauft Steinway - nach China

Paulson ist offenbar drauf und dran, die renommierte Klavierfabrik Steinway, die er in einem spektakulären Coup 2013 um 512 Mio. Dollar übernommen hatte, wieder zu verkaufen.
Paulson ist offenbar drauf und dran, die renommierte Klavierfabrik Steinway, die er in einem spektakulären Coup 2013 um 512 Mio. Dollar übernommen hatte, wieder zu verkaufen.(c) Clemens Fabry
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Der staatliche chinesische Mischkonzern China Poly Group prüft ein Angebot für den renommierten Klavierbauer. Mit wachsendem Mittelstand und Wohlstand entsteht ein riesiger Markt in der Volksrepublik.

New York/Peking. Ist ein Klavier ein Hightech-Produkt? Ja, würden alle Spitzenpianisten dieser Welt ohne zu zögern antworten. Dabei denken sie nicht nur an die mehr als ein Jahr dauernde Produktion eines Flügels in Handarbeit aus mehr als 12.000 Einzelteilen. Bei Steinway, dem Rolls-Royce unter den Tasteninstrumenten, ist es – wie bei Bösendorfer, um den größten Konkurrenten zu nennen – auch der spezifische Klang. Bei Steinway gilt er als brillant und hart.

Umso größer dürfte das Aufsehen und möglicherweise auch der Aufschrei sein, wenn der milliardenschwere US-Hedgefonds-Manager John Paulson seine Pläne wahr macht. Paulson ist offenbar drauf und dran, die renommierte Klavierfabrik Steinway, die er in einem spektakulären Coup 2013 um 512 Mio. Dollar übernommen hatte, wieder zu verkaufen. Und zwar nicht an irgendwen, sondern die chinesische China Poly Group.

Waffen und Kunst

Das staatliche Konglomerat prüfe ein Gebot für das Unternehmen Steinway Musical Instruments, berichtet die Agentur Bloomberg. Noch ist nichts fix und Paulson könnte noch andere Interessenten einladen, sagen Insider. Aber möglicherweise tut das der gewiefte Paulson, der mit Wetten gegen Subprime-Immobilien als einer der größten Profiteure aus der Finanzkrise hervorging, um den Preis für Steinway zu treiben.

Eine Übernahme durch die China Poly Group, die im Waffengeschäft tätig ist und auch als drittgrößtes Auktionshaus der Welt agiert, hat durchaus seine Logik. Denn China ist nicht nur für Premium-Autos und Robotics der Absatzmarkt schlechthin. Mit wachsendem Wohlstand hat das Erlernen eines Musikinstruments einen zunehmenden Stellenwert in Chinas Familien. Es wird wohl nicht jeder ein zweiter Lang Lang oder eine Yuja Wang werden, die die großen Vorbilder sind. Aber allein die Zahl von rund 30 Millionen Klavierschülern zeigt das riesige Marktpotenzial.

Das hat das vom deutschen Einwanderer Heinrich Engelhard Steinweg 1853 in New York gegründete Unternehmen mit dem zweiten Standbein in Hamburg längst erkannt und unterhält bereits etliche Geschäfte in China.

Viel Geld wird ein Käufer aber nicht nur für die Marke und die damit verbundenen Künstler hinblättern müssen, die von Sergei Rachmaninow über Artur Rubinstein, Vladimir Horowitz bis zu Daniil Trifonov reichen. Es geht auch um die 125 Patente, die Steinway erworben hat. (eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.08.2018)

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