Die Revolution aus dem System

Mit den Ärztegesellschaften könnte gelingen, was jahrelang an kleinlichen Machtkämpfen gescheitert ist: eine echte Gesundheitsreform.

Wer schmeißt nicht gern mit Milliarden um sich, vor allem, wenn sie einem nicht gehören? Zumindest agieren so die wichtigsten Player im Gesundheitswesen, die seit Jahren Unsummen einsparen – allerdings meist nur auf Kosten der anderen und überdies nur sehr theoretisch. So ist auch das komplizierte Krankenkassensparpaket mehr das Resultat eines Machtkampfes zwischen Finanzminister und Sozialversicherungen (bei dem der Gesundheitsminister recht hilflos danebenstand) als ein erfolgversprechendes Reformwerk. Es wird sich zwar irgendwie eine Veränderung zum Positiven darstellen lassen. Ganz sicher doch. Schließlich muss die Finanzspritze aus Steuergeld für die Kassen gerechtfertigt werden. Und Papier ist ja bekanntlich geduldig.

Viel wichtiger ist aber, dass zwischen den Gesundheitsanbietern derzeit ein neues Versorgungssystem verhandelt wird, das tatsächlich die Strukturen entscheidend verändern kann. Die Ärztegesellschaften können – klug umgesetzt – den aufgeblähten Spitalsapparat entlasten, ohne die Patienten durch Leistungseinsparungen zu belasten. Das Konzept verspricht sogar mehr Service und mehr Effizienz. Bleibt nur zu hoffen, dass die kleinlichen Revierkämpfe zwischen Ärztekammer und Wirtschaftskammer, zwischen den Bundesländern als Spitalserhalter und dem Gesundheitsministerium das ganze Projekt nicht noch in letzter Minute zunichtemachen. (Bericht: Seite 1)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.03.2010)

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