Nikolaus Harnoncourts Nachlass: „Die verliebten Briefe gehen niemanden was an“

Will die graue Eminenz ebenso wenig spielen wie die graue Witwe: Alice Harnoncourt, Jahrgang 1930.
Will die graue Eminenz ebenso wenig spielen wie die graue Witwe: Alice Harnoncourt, Jahrgang 1930.(c) Monika Mertl
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Alice Harnoncourt, Witwe von Nikolaus Harnoncourt, hat soeben aus dessen Nachlass ein zweites Buch herausgebracht. Ein Gespräch über das Aufräumen, die Inbrunst beim Unkrautjäten und den Dialog mit ihrem Mann, der niemals endet.

Immer am Samstag, wenn es auf Mittag geht, klettert Alice Harnoncourt auf den Dachboden ihres Hauses in Sankt Georgen im Attergau, um pünktlich um zwölf die Glocke im Türmchen auf dem Dach zu läuten: zwölfmal für Nikolaus, zwölfmal für ihren Sohn Eberhard, der 1990 bei einem unverschuldeten Verkehrsunfall ums Leben kam, und zwölfmal für ihren Enkel Arthur, den Sohn ihrer Tochter Elisabeth, der nur wenige Monate nach Nikolaus‘ Ableben in New York tödlich verunglückte.

Die Glocke für den denkmalgeschützten Pfarrhof, den das Ehepaar Anfang der 1970er-Jahre zum Hauptwohnsitz machte, sei schon sehr bald angeschafft worden, erzählt Alice. „Gestimmt mit dem a von Bach, 421 Hertz.“ Seit dreißig, vierzig Jahren läute sie, wenn samstags die Sirenen losgehen. „Zuerst einfach so. Jetzt ist es ein Ritual.“

Alice Harnoncourt, wenige Wochen vor ihrem 88. Geburtstag: Sie führt ins Kaminzimmer, plaudert über den Garten, die reiche Ausbeute dieses Sommers: Zucchini und Paradeiser, „wahnsinnig viele Ribisel“.

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