Demo in Wien: „Basti ciao, Kickl ciao, HC ciao, ciao, ciao“

(c) Teresa Wirth
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Tausende Menschen haben am Ballhausplatz gegen die türkis-blaue Regierung demonstriert mit dem Vorhaben, die „Donnerstagsdemo" wiederzubeleben. 

Unter dem Motto "Ab 4. Oktober ist wieder Donnerstag" haben Regierungsgegner per Facebook zu einer Demonstration in Wien gegen die Koalition von ÖVP und FPÖ aufgerufen. Tausende Menschen versammelten sich am Ballhausplatz in Wien, um die "Donnerstagsdemo" und damit den wöchentlichen Protest wiederzubeleben, der sich vor 18 Jahren gegen die schwarz-blaue Regierung richtete. Zur Zahl der Teilnehmer hieß es vonseiten der Polizei, diese dürfte bei circa 3.000 bis 4.000 gelegen sein. Die von den Veranstaltern genannte Zahl von 20.000 Demonstranten sei sicher deutlich zu hoch gegriffen. Die Kundgebung verlief friedlich. 

Die Menge in Stimmung brachte zu Beginn die Gruppe „Music for Human Rights“, die bereits zweimal in der Woche auf dem Minoritenplatz Protestlieder singen, „so lange bis diese Regierung weg ist“. Mit nicht ganz tonsicherer Stimme wurde umso motivierter umgedichtete „Gstanzln“ und Lieder wie „Basti ciao, Kickl ciao, HC ciao, ciao, ciao“ zum Besten gegeben. Bald folgten die ersten „Rücktritt Kickl“-Rufe aus der Menge.

Organisiert wurde der Protest vor dem Bundeskanzleramt laut Organisator Can Gülcü nur von Privatpersonen. Die Kosten - etwa für Bühne und Technik - werden aus privaten Spenden getragen, sagte Gülcü. Die Organisatoren kritisierten auf der Bühne nicht nur die Regierung, sondern auch Rassismus und die menschenfeindliche Stimmung in Österreich, die durch die Politik der türkis-blauen Regierung gefördert werde.  

(c) Teresa Wirth

Unter den Rednern war auch eine  Vertreterin der „Omas gegen Rechts“, die ihre Protestbotschaft „an die jungen Menschen“ richtete: „Die parlamentarische Demokratie ist in Gefahr“, meinte sie, und das nicht nur durch die Versuche von Innenminister Herbert Kickl, Pressefreiheit zu beschneiden, sondern vor allem auch durch den Bundeskanzler und dessen „Schweigepartei“.

Ein weiterer Programmpunkt war eine Lesung von Autorin Stefanie Sargnagel. Für Sargnagel seien die Drohungen und Shitstorms, denen sie bereits ausgesetzt war, "entlarvend dafür, wie die Regierung mit kritischen Künstlern umgeht." Die 90-jährige Schauspielerin Erna Mangold prangerte unter anderem die jüngst beschlossene Schulreform an, die sie "ein bisschen an meine Anfänge 1933" erinnern würde. Für musikalische Untermalung sorgten unter anderem das Rap-Duo Esrap.

Jelinek rief per Video auf

Per Video und mit dem Text "Oh du mein Österreich" rief Anfang September auch die Schriftstellerin und Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek auf, an der Demonstration teilzunehmen. Auch die Organisatoren des Frauenvolksbegehrens riefen kurz vor Start der Demo auf, da die Regierung für eine "rückwärtsgewandte Bevormundungspolitik" stehe und versuche, Frauen "zurück hinter den Herd" zu drängen, sagte Sprecherin Schifteh Hashemi, die sich ebenfalls unter den Rednern befand.

Kurz vor 21 Uhr war die Kundgebung zu Ende und löste sich auf. Sie soll nach dem Willen der Veranstalter eine wöchentliche Fortsetzung finden. Für kommende Woche plane man einen Protestzug, der von der ÖVP-Zentrale in der Lichtenfelsgasse bis zum Urban-Loritz-Platz führen soll, meinte Organisator Can Gülcü. Das Ziel sei nicht unbedingt der Rücktritt der Regierung, man wolle aber zeigen, dass es sehr viele Menschen gibt, die mit der Politik nicht einverstanden sind.

(twi/APA)

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