Fast jeder zweite deutsche Schriftsteller hat persönliche Angriffe erlebt

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Zum Start der Frankfurter Buchmesse wurde eine Befragung unter 526 Literaten veröffentlicht

Deutschlands Schriftsteller machen sich große Sorgen über die Meinungsfreiheit im Land. Drei Viertel beklagen einer Befragung zufolge die allgemeine Zunahme von Bedrohungen, Einschüchterungsversuchen und hasserfüllten Reaktionen. Gut jeder Zweite hat danach auch Angriffe auf seine eigene Person erlebt - vor allem im Internet, zeigt eine Mittwoch publizierte Befragung unter 526 Literaten.

Die Online-Erhebung wurde im Sommer gemeinsam vom PEN Deutschland (Darmstadt) und der Universität Rostock initiiert. Angeschrieben wurden neben den rund 800 im PEN organisierten Autoren auch Schriftsteller anderer Verbände. Veröffentlicht wurde sie anlässlich des Beginns der Frankfurter Buchmesse.

Von den Angriffen, die 52 Prozent der Befragten auf die eigene Person erlebten, fanden die meisten (37 Prozent) im Cyberspace statt. In 31 Prozent der Fälle wurden außerdem verbale Angriffe im persönlichen Umgang etwa bei Veranstaltungen genannt, in zwei Prozent waren sie körperlicher Art.

Die Vorfälle haben der Studie zufolge auch Folgen für das literarische Schaffen. Fast jeder Vierte (23 Prozent), der Angriffe erlebt hat, sei in der Beurteilung von Geschehnissen vorsichtiger geworden. Jeder Fünfte (21 Prozent) schreibe weniger über kritische Themen. Die Zahl derer, die ein Thema aus Sorge vor Übergriffen aufgegeben oder abgegeben haben, ist mit fünf Prozent allerdings gering.

PEN-Generalsekretär Carlos Collado Seidel nannte das Ergebnis der Studie "erschütternd". Das freie Wort stehe nicht nur unter Druck. Es geben auch einen Erosionsprozess, der Pluralität und Meinungsvielfalt und damit den Kernbestand unserer Gesellschaft bedrohe.

(APA/dpa)

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