Archäologen finden bestattetes Wikingerschiff in Norwegen

Die Überreste eines ursprünglich in einem Grabhügel bestatteten Wikingerschiffs auf einem Bild aus dem Bodenradar.
Die Überreste eines ursprünglich in einem Grabhügel bestatteten Wikingerschiffs auf einem Bild aus dem Bodenradar.APA/NIKU
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Mit einem Bodenradar entdeckten österreichische und norwegische Forscher Spuren von zumindest acht Grabhügeln, in einem davon sind Reste eines 20 Meter langen Schiffs. Mit Video.

Die Überreste eines ursprünglich in einem Grabhügel bestatteten Wikingerschiffs haben norwegische und österreichische Archäologen im Südosten Norwegens entdeckt. Mittels Bodenradar wurden die Spuren von zumindest acht Grabhügeln entdeckt, in einem davon befinden sich die Reste eines 20 Meter langen Schiffs, berichteten die Forscher am Montag bei einer Pressekonferenz in Sarpsborg in Norwegen.

Der Fund gelang Archäologen des norwegischen Instituts für Kulturgüterforschung (NIKU) und des österreichischen Ludwig Boltzmann Instituts für archäologische Prospektion (LBI ArchPro) und virtuelle Archäologie in Viksletta in direkter Nachbarschaft zum monumentalen Grabhügel von Jelle in der Provinz Östfold. Der große Grabhügel sei stark zerstört gewesen und rekonstruiert worden. "Bisher dachte man, dass das ein isoliert stehendes Monument ist, aber die Messungen haben gezeigt, dass rundherum ein Grabhügelfeld war, das allerdings durch landwirtschaftliche Aktivität zerstört ist", erklärte der Leiter des Boltzmann-Instituts, Wolfgang Neubauer.

Youtube-Video über die Entdeckung:

Mit dem dort entwickelten hochauflösenden Bodenrader haben die Archäologen in den vergangenen Monaten die Umgebung des Grabhügels untersucht. Damit war es möglich, die Überreste von zumindest acht Grabhügeln mit den sie umfassenden Gräben bis ins kleinste Detail zu kartieren. In einem dieser zerstörten Monumente zeigen sich deutlich die Überreste eines bestatteten Wikingerschiffes.

"Dieser Befund ist ausgesprochen aufregend"

Es gibt klare Hinweise darauf, dass der Kiel und der untere Teil des Schiffes in diesem Grab noch bestens konserviert sind. "Dieser Befund ist ausgesprochen aufregend, da wir bisher nur drei gut erhaltene Wikingerschiffe in Norwegen kennen, alle vor über 100 Jahren ausgegraben", erklärte Knut Paasche von NIKU laut Aussendung des Boltzmann-Instituts. Die Schiffe seien elementarer Bestandteil des Bestattungsritus hochgestellter Persönlichkeiten der Wikinger gewesen, sagte Neubauer. Die normale Bevölkerung sei dagegen nur in Booten oder in bootsförmigen Steinsetzungen begraben worden.

Das nun entdeckte Wikingerschiff befindet sich knapp unter der Bodenoberfläche in einer Tiefe von ungefähr 50 Zentimeter. Die digitalen Visualisierungen der Radardaten zeigen eine schiffsförmige Struktur mit einer Länge von 20 Metern. "Wie viel tatsächlich noch erhalten ist, ist vor weiteren Untersuchungen schwer zu sagen", sagt Morten Hanisch, Landeskonservator von Östfold.

Basierend auf dem Wissen über andere bekannte Wikingerschiffe haben die Archäologen aus den Bodenradar-Daten eine erste hypothetische Rekonstruktion des Schiffs angefertigt. Über das Alter des Schiffes kann Neubauer derzeit nur spekulieren, er geht von Ende 8., Anfang 9. Jahrhundert aus.

Die Wissenschafter planen nun weitere zerstörungsfreie Untersuchungen, etwa magnetische und elektromagnetische Prospektion. "Mit ersterer lässt sich feststellen, wo Eisen liegt, also im konkreten Fall die Eisennieten des Schiffs, und durch die Elektromagnetik bekommt man in feuchteren Böden, wie es sie an der Fundstelle gibt, größere Eindringtiefen", sagte Neubauer. Die Wissenschafter gehen davon aus, dass nach Abschluss der nichtinvasiven Untersuchungen Ausgrabungen zur Sicherung des Fundes notwendig sein werden.

Neben den Grabhügeln wurden auch die Spuren von fünf Langhäusern, teilweise von beachtlicher Größe gefunden. Neubauer vergleicht die Fundstelle mit jener von Borre in Vestfold auf der gegenüberliegenden Seite des Oslo Fjords, wo eine größere Ansammlung monumentaler Grabhügel den Kern eines archäologischen Nationalparks bilden. Die österreichischen Archäologen hatten vor fünf Jahren mit ihrer Technologie maßgeblich zur Entdeckung eines wikingerzeitlichen Häuptlingssitzes beigetragen.

>>> Bericht vom Boltzmann-Institut

(APA)

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