Handelsrouten bewahrten Weltreiche vor dem Straucheln

Im fünften Jahrhundert konnte Rom die Seeverbindung zwischen Nordafrika und dem heutigen Italien nicht mehr sichern.
Im fünften Jahrhundert konnte Rom die Seeverbindung zwischen Nordafrika und dem heutigen Italien nicht mehr sichern.(c) REUTERS (Alessandro Bianchi)
  • Drucken

Verbindungen brachten Imperien Stabilität.

Das antike Rom und die chinesischen Kaiserreiche konnten sich trotz ihrer Größe lang behaupten. Das lag auch daran, dass sie mit ihren starken Verkehrs- und Handelsrouten ein komplexes Netzwerk bildeten, das mit dem heutigen Internet vergleichbar ist. Das stellte der Wiener Historiker Johannes Preiser-Kapeller vom Institut für Mittelalterforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in einer Studie fest. Ins Trudeln kamen die Weltreiche erst, als Verbindungen ausliefen.

Städteausfall war verkraftbar

In seinen Untersuchungen zeigte der Byzanzforscher, dass ausgeprägte und mannigfaltige Verbindungen zwischen den Reichsteilen diesen beiden Imperien Stabilität verliehen. Diese waren sogar wichtiger als einzelne Städte – also „Knoten“ im Netzwerk. Fielen wichtige Zentren weg, wie das etwa beim Untergang der antiken Stadt Pompeji geschah, brachte das nicht gleich das gesamte Römische Reich ins Wanken. Für Rom konnte Preiser-Kapeller bei seiner Analyse auf ein bereits existierendes, von der Uni Stanford erstelltes Netzwerkmodell der Fluss-, Land- und Seerouten zurückgreifen. Ein ähnliches Modell entwickelte der Wissenschaftler für das kaiserzeitliche China.

Obwohl die beiden Imperien anders aufgebaut waren, folgten sie einer ähnlichen Logik: Es gab zentrale Knotenpunkte, wo viele Verbindungen zusammenliefen, sowie viele Orte mit geringer Bedeutung. So konnten Handelswaren und Informationen sehr effizient verteilt werden. Preiser-Kapeller: „Zu einer wirklichen Krise kommt es erst, wenn ein solches System seine relativ aufwendigen, überregionalen Beziehungen nicht mehr aufrechterhalten kann.“ (APA/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.10.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.