Wie lang noch bleibt Wohnen leistbar im Nordburgenland?

In keinem anderen Bundesland sind im vorigen Jahr die Immobilienpreise so stark gestiegen wie im Burgenland.
In keinem anderen Bundesland sind im vorigen Jahr die Immobilienpreise so stark gestiegen wie im Burgenland. (c) Die Presse (Clemens Fabry)
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In den kommenden zehn Jahren werden sich im nördlichen Burgenland 30.000 Menschen neu ansiedeln. Die Immobilienpreise explodieren schon jetzt. Land und Gemeinden stehen vor großen Herausforderungen.

In keinem anderen Bundesland sind im vorigen Jahr die Immobilienpreise so stark gestiegen wie im Burgenland. Laut einer Auswertung der Statistik Austria verteuerte sich der Quadratmeter Bauland im Burgenland um 44 Prozent. Österreichweit stiegen die Preise um „nur“ 15 Prozent. Vor allem im nördlichen Burgenland wird sich dieser Trend nicht nur fortsetzen, sondern sogar an Brisanz zulegen. „Wir rechnen damit, dass sich in den kommenden zehn Jahren rund 30.000 Menschen neu ansiedeln werden“, sagte Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ) in einem Gespräch mit der „Presse“. Schon jetzt hat sich die Einwohnerzahl in Gemeinden wie Neusiedl, Bruckneudorf oder Parndorf in den vergangenen Jahren verdoppelt. „Ich sehe es als eine große Herausforderung, Wohnen weiterhin leistbar zu machen“, sagt der Landeshauptmann.

Das Land Burgenland habe sich deshalb für eine deutliche Anhebung der Wohnbauförderung entschieden. Auch soll der soziale Wohnbau weiter forciert werden.

Im Schnitt kostete 2017 im Burgenland ein Quadratmeter Baugrund 65 Euro. Ein Jahr zuvor waren es noch 44 Euro. Im Bundesländervergleich sind die Immobilienpreise im Burgenland nach wie vor moderat, nur in der Steiermark und in Kärnten sind die durchschnittlichen Preise niedriger. Zudem gibt es natürlich extreme Unterschiede zwischen Nord- und Südburgenland. Im Bezirk Jennersdorf kostete ein Quadratmeter Bauland im Schnitt 11,90 Euro.

Nach wie vor sind die Häuser- und Wohnungspreise im Burgenland am günstigsten. Doch auch hier steigen die Preise. Häuser kosteten 2017 um 11,6 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, die Wohnungen verteuerten sich um 9,4 Prozent. Der starke Zuzug wirkt sich nicht nur auf die Immobilienpreise aus. Die Zahl der Menschen, die täglich aus dem Burgenland in den Wiener Ballungsraum pendeln, wird zunehmen. Größter Arbeitgeber des Burgenlands ist etwa der Flughafen Schwechat, dort sind etwa 4500 Burgenländer beschäftigt.

Gratiskindergarten wirkt

Fast jeder dritte Arbeitnehmer im Burgenland hat seinen Arbeitsplatz nicht im Burgenland. „Früher saßen in den Pendlerbussen nach Wien viele Maurer, heute sind es hoch qualifizierte Menschen, die im Burgenland leben und in Wien einen Job haben“, betont Niessl.

Für den Landeshauptmann geht es vor allem darum, Bildungsbarrieren zu senken und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern. Erst vor wenigen Tagen stellte ein Sonderbericht der OECD dem österreichischen Bildungssystem in puncto „Bildungsmobilität“ ein schlechtes Zeugnis aus. Im Vergleich zu anderen Industrieländern hängt in Österreich der schulische Erfolg noch immer stark vom sozialen Background ab. Sprich: Das Elternhaus ist entscheidend.

„Wir haben im Burgenland die höchste Betreuungsquote bei den drei- bis fünfjährigen Kindern, da sind wir sogar noch vor Wien“, sagt Niessl. Bei der Betreuung der unter-Dreijährigen belege das Burgenland nach Wien den zweiten Platz. Der Kindergarten sei im Burgenland fast flächendeckend gratis. Das sorge genauso für Chancengleichheit wie der Umstand, dass die knapp 3000 Studenten an den burgenländischen Fachhochschulen keine Studiengebühren bezahlen müssen, betont der Landeshauptmann. Dass das Burgenland mit knapp 50 Prozent die höchste Maturantenquote aller Bundesländer aufweist, sei auch ein Beweis dafür, dass es gelungen sei, „Bildungsbarrieren weitestgehend zu beseitigen“.

Niessl verhehlt aber nicht, dass das Burgenland vor allem auf dem Gebiet der Forschung noch „ein Defizit“ hat. Hier liegt seine Hoffnung auf dem neuen Forschungsstandort Pinkafeld, der Anfang Oktober eröffnet wurde.

Das Land Burgenland hat sich mit fünf Prozent an der Joanneum Research beteiligt. Im Technologiezentrum Burgenland wird man sich künftig dem Forschungsbereich „Smart Connected Lighting“ widmen. Dass der Schwerpunkt auf Beleuchtungstechnologie liegt, kommt nicht von ungefähr. Im Burgenland beheimatete Unternehmen wie Becom Electronics, Hella Fahrzeugteile oder Tridonic sollen mit der neuen Forschungseinrichtung kooperieren und davon natürlich auch profitieren. (red.)

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